Bye-Bye, Berlin
Autorin: Petra Kasch
Interessante Geschichte mit einer manchmal anstrengenden Hauptperson
Kurz bevor die Mauer in Deutschland fällt, geben sich die achtjährige Nadja und ihre Eltern ein Versprechen: Sie werden zusammen bleiben, was auch passieren mag. Sechs Jahre später wohnt Nadjas Mutter wegen ihrer Arbeit in Hamburg, während ihr Vater nur noch in der stickigen Wohnung oder in der Kneipe gegenüber zu finden ist. Der ehemals berühmte Fotograf arbeitet nicht mehr, trinkt nur noch, niemand will seine Fotos über den Alltag in der DDR mehr sehen. Und Nadja ist zornig auf ihren Vater, dass er ihr keine neuen Turnschuhe kaufen kann und die Frau vom Jugendamt bei ihnen vorbeischaut. Dabei merkt sie nicht, dass sie ihrem Vater eigentlich sehr ähnlich ist, auch sie wagt keinen Neuanfang.
Sie möchte auf keinen Fall zu ihrer Mutter ziehen und hofft immer noch, dass ihr Vater mit ihr und ihrem Freund Timm nach Bulgarien ans Meer fährt, weil sie dass jedes Jahr so machen. Die DDR gibt es nicht mehr, doch sie bestimmt noch immer das Leben der beiden.
*Hoffung und Enttäuschungen nach dem Mauerfall*
In den letzten Wochen war der Mauerfall wieder ein großes Thema, welches Wunder dieser war und wie das Leben in der DDR ablief. Was danach kam und wie er das Leben vieler Bürger veränderte, erfährt man kaum, daher fand ich es interessant, mehr darüber zu erfahren - über die Hoffung und Enttäuschungen derer, die mit der Auflösung der DDR nicht zurecht kamen. Zugleich ist „Bye-Bye, Berlin“ auch ein Buch vom Erwachsenwerden. Doch genau hier liegt meiner Meinung nach der Schwachpunkt des Buches. Nadja lernt, wie schwer es ist, nicht nur für sich, sondern auf für ihren Vater zu sorgen. Wie erschöpfend das für sie ist, wird im ganzen Buch immer wieder deutlich. Sie will sich nicht von ihren Freunden Pascal, Biggi und Timm helfen lassen, ist dauernd beleidigt und macht Dinge, die sie nachher bereut. Nadjas Verhalten sorgt dafür, dass ich mich nur schwer in sie einfühlen konnte, manchmal war ich richtig genervt von ihr. Dies ändert sich erst am Ende der Geschichte, als die vier Freunde einen letzten Versuch wagen, um Nadja in Berlin behalten zu können und Nadja vor lauter Geschäftigkeit keine Zeit mehr zum quengeln hat.
Wie der Roman ausgeht, kann man sich anhand des Titels leicht denken, und es ist ein realistischer Schluss, der mir sehr gut gefallen hat. Ein Buch, das von einer 13-jährigen handelt, und auch noch von 30-jährigen gelesen werden kann. Lasst euch nicht von der manchmal anstrengenden Hauptperson ablenken, die Geschichte an sich ist es auf jeden Fall wert.
*Erschienen bei Ravensburger*
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Autorin / Autor: schokobroetchen - Stand: 23. November 2009