Wenn man einem Leser ein Buch schmackhaft machen möchte, ist es hilfreich, mindestens einen Vampir erscheinen zu lassen. Das weiß man spätestens seit den Biss- Büchern von Stephenie Meyer, welche ihre Fans bestimmt nicht durch einen qualitativ hochwertigen Stil gewonnen haben, sondern vielmehr durch die zauberhafte Liebesgeschichte zwischen Bella und dem hinreißenden Vampir Edward.
Wozu der Griff in die Vampirschublade allerdings auch führen kann, zeigt das Taschenbuch „Beiß, Jane, Beiß!“ von Mari Mancusi. Es ist bereits der vierte Teil der Buchreihe um die Geschwister Sunny und Rayne und vielleicht hätte mich das Buch mehr angesprochen, wenn ich die Vorgänger gekannt hätte. So aber waren mir, trotz der kleinen Einführung, Handlung, Stil und Charaktere mehr als gewöhnungsbedürftig.
Die Hauptpersonen in dem Roman sind Sunny und Rayne McDonald, zwei 18-jährige Zwillingsschwestern. Schon in einem der Vorgängerbände wurde Rayne zum Vampir (und Jäger böser Vampire) und Sunny kam mit dem Meister eines bedeutenden Vampirzirkels zusammen: Magnus. Er ist ungefähr 1000 Jahre alt, doch in dem Aussehen eines extrem hübschen 18-jährigen Jungen erstarrt.
In diesem Roman sind die beiden glücklich zusammen, bis plötzlich Jane auftaucht. Sie wurde vom Vampirzirkel auserwählt, Magnus' Blutsgefährtin zu werden - angeblich nur, um ihm bei geschäftlichen Dingen zu helfen. Doch Sunny weiß ganz genau, was die hübsche Jane will: nämlich ihren Freund! Dann ist da noch diese Vampirkonferenz in Las Vegas. Und Sunny, die ihren Magnus keinesfalls mit Jane alleine lassen will, reist ihnen kurzerhand gemeinsam mit ihrer Schwester hinterher. Jetzt heißt es Spionieren, weinen, lachen, zweifeln und kämpfen in Las Vegas!
Denn Sunny weiß, dass Jane ihnen so Einiges verschweigt. Ist Jane tatsächlich böse? Oder ist Sunny bloß sehr eifersüchtig? Andererseits: Ein 1000 Jahre alter Vampir kann doch mit einer Gleichgesinnten, wie Jane es ist, bestimmt glücklicher werden als mit Sunny, dem Kind? Oder?!
*Meine Meinung*
Was mich an dem Buch in erster Linie stört, ist, dass es sozusagen nichts Halbes und nichts Ganzes ist. Manchmal wird die Tatsache, einen Vampir zum Freund und eine Vampirin zur Schwester zur haben, so heruntergespielt, als wäre es nichts, dann wieder wird es dargestellt wie das allergrößte und seltsamste auf der Welt. Solche Protagonisten, (die in meinen Augen hauptsächlich ziemlich charakterlos sind) sind wirklich nicht dazu gemacht, den Leser zu faszinieren.
Auch sonst fehlt mir ganz entschieden der „Fessel-Aspekt“ bei der ganzen Sache: Für eine ausgemachte Liebesgeschichte ist es nicht emotional genug, für eine lustig-verrückte Story sind die Witze meistens zu flach. Als Abenteuerroman kann man es auch schlecht durchgehen lassen, dafür fehlen der gekonnte Spannungsaufbau und brisante Situationen, in denen der Leser nach Atem schnappt.
Auch wenn sich das jetzt hart und abwertend anhört, heißt das nicht, dass das Buch nicht die ein oder andere gute Seite hat. Denn manchmal erhalten die Szenen eine überraschende Portion Tiefgang, die Personen einen Touch Originalität und Liebenswürdigkeit. Manche Witze sind sogar richtig gut, und bei manchen Stellen lassen sich die Gedanken und Gefühle der Figuren gut nachvollziehen.
Trotzdem hat der Roman meinen Geschmack gründlich verfehlt, was allerdings nicht heißt, dass anderen Lesern und Leserinnen die normalen und modernen Vampire, wie sie in „Beiß, Jane, Beiß!“ dargestellt werden, nicht gefallen können. Es kann ziemlich interessant sein, diese neue Darstellung der Vampire kennen zu lernen. Trotzdem, mit den geheimnisvollen und charakterstarken Figuren anderer Bücher kann dieser Roman meiner Meinung nach nicht mithalten, und auch ohne den Vergleich mit anderen Vampirromanen kann ich nicht sagen, dass dieses Buch auf die Liste der Bücher Hits gehört.
Autorin / Autor: feli - Stand: 21. September 2009