„I love U/ I don’t love U“, heißt der neue, von Alexa Hennig von Lange herausgegebene Gedichtband mit Liebesgedichten. Doch wenn man das Buch das erste Mal in der Hand hält, denkt man: Da fehlt doch die Hälfte! Dreht man es einmal um, entdeckt man auch noch den Rest, ein Wendecover verwirrt den Leser auf den ersten Blick, lässt aber schmunzeln auf den zweiten: Gute Idee, schon bevor man das gute Stück überhaupt aufgeschlagen hat, hat man was zum Nachdenken. Sowohl Vorder- als auch Rückcover sind in einem betont jugendlichen Stil gestaltet, was eigentlich gar nicht nötig ist und ein bisschen kitschig, andererseits aber vielleicht auch gerade gut, um es in die Hände von kleinen Gedichtmuffeln zu bringen, denn wenn es da erst einmal liegt, ist der erste Schritt gewonnen.

*Herzchenalarm*
Beim ersten Durchblättern erkennt man dann doch tatsächlich Gedichte wieder, denen man auch schon mal im Deutschunterricht begegnet ist oder die man in ähnlichen Bänden gesehen hat, das gibt einem gleich ein kleines Gefühl der Vertrautheit, es ist doch immer schön, nicht einer komplett neuen Materie vorgesetzt zu werden.
Das Design der Seiten ist leider auch ein bisschen kitschig geraten mit rosa Schrift und ganz vielen Herzchen. Warum, frage ich mich da, Gedichte stehen am besten für sich selbst ohne Herzchenrahmen, außerdem werden Jungs davon garantiert abgeschreckt, was schade ist, da Gedichte, auch wenn sie wohl eher von Mädchen gelesen werden, doch auch was für Jungs sind.

*Auf die Gedichte kommt es an*
Geschlechterkompatibel ist dieser Band damit definitiv nicht, aber jetzt mal wirklich zum Inhalt: Wer das Vor- bzw. Nachwort, das genau in der Mitte steht, so wie ich als erstes liest, der ist vielleicht ein bisschen enttäuscht, denn es ist leider auch etwas kitschig. Passt somit aber natürlich zu rosa und Herzchen und letztendlich kommt es ja wohl auch eher auf die Gedichte an. Gedichte allgemein sind ja ohnehin etwas Wunderschönes, wenn man sie in einem so schönen Buch alle zusammen und nicht auf losen Zettel zufällig irgendwo aufgeschrieben und noch nicht mal in Mappe gepackt hat. Dann werden sie natürlich gleich viel schöner. Da jeder Gedichte wohl wirklich anders wahrnimmt, will ich gar bricht so viel zu meinem persönlichen Eindruck schreiben.

*Guter Mix aus Gedichten und Songtexten*
Ich denke, Alexa Hennig von Lange ist ein guter Mix gelungen, aus klassischen, aber auch modernen Gedichten und sogar Songtexten. Die, finde ich, haben in solchen Büchern irgendwie nicht ganz so viel zu suchen, weil sie ohne musikalische Untermalung meist nur noch ein Viertel so schön sind wie mit, aber wie gesagt, das ist natürlich eine sehr subjektive Einstellung. Die schönsten Gedichte fand ich bei dem „I don’t love U“-Teil, aber auch das ist wohl sehr vom persönlichen Geschmack und der momentanen Lebenslage abhängig. Insgesamt kann man sagen, dass in diesem Gedichtband wohl für jeden etwas dabei ist und dass garantiert jeder ein paar neue Lieblingsgedichte findet, der sich darauf einlässt. Über das kitschige Drumherum muss man dabei eben einfach hinwegsehen oder – wenn es einem gefällt – sich zusätzlich auch noch daran erfreuen, aber letztlich kommt es schließlich auf die Gedichte und nicht auf das Drumherum an.