"...folglich kann es wieder geschehen"

27. Januar 2015: 70ster Jahrestag der Befreiung des "Konzentrationslagers" Auschwitz

Bild: Luise Weber

Wer einmal ein Konzentrationslager der Nazis von innen gesehen hat, wird wahrscheinlich nie zu den - laut einer aktuellen Umfrage 58 Prozent - gehören können, die denken, man könne jetzt endlich mal einen Schlussstrich unter die Geschichte der Judenverfolgung ziehen und die Nazizeit mit ihrem Holocaust hinter sich lassen. "Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen. Darin liegt der Kern dessen, was wir zu sagen haben", sagt Primo Levi, ein Auschwitz-Überlebender, und das ist der Grund, warum wir Deutschen und die ganze Welt diese Geschichte niemals vergessen dürfen.

Heute vor 70 Jahren wurde das größte Vernichtungslager der Nazis in der polnischen Stadt Oświęcim - zu deutsch: Auschwitz - befreit. Für die eine Million Menschen, die allein in Auschwitz in Gaskammern ermordet wurden - vor allem Juden, Sinti und Roma aus ganz Europa, kam diese Befreiung zu spät. Die wenigen Kinder, Jugendlichen, Frauen und Männer, die das Grauen überlebten, werden bis heute nicht müde in Schulen zu gehen, Bücher zu schreiben und Interviews zu geben, um als ZeitzeugInnen den Menschen von etwas zu erzählen, das sich niemand vorstellen kann, weil es nicht zu begreifen ist. Wer ihnen mit dem Herzen zuhört, kann die Geschichten nicht mehr vergessen und übernimmt die Aufgabe, auch nach ihrem Tod die Geschichte weiterzugeben.

Dazu gibt es viele Projekte, in denen viele sich zum großen Teil auch ehrenamtlich engagieren, um die Menschen, die vom nationalsozialistischen System und seinen unzähligen Anhängerinnen gequält und umgebracht wurden, für uns lebendig zu halten. Eins davon ist das Online-Portal www.holocaust-unterrichtsmaterialien.de, das sich an Schülerinnen ab Klasse 9 richtet. Auch wenn der Name aufgrund des Schulbezugs auf manche nicht gerade einladend wirkt, eignet sich die Seite sehr gut dazu, auch außerhalb des Unterrichts darin zu lesen und zu stöbern: Die anschaulich erzählten Texte, Fotos und Tagebucheinträge von ZeitzeugInnen, die damals selbst Jugendliche waren, eröffnen einen ganz persönlichen Zugang zu dem, was Juden in Deutschland und im besetzten Europa mitmachen mussten. Wir lernen sie und ihre Situation kennen in ihren Familien, in der Schule, im Alltag. So treten jüdische Deutsche aus der oftmals anonym dargestellten Masse heraus und aus den vermeintlich passiven Opfern werden denkende, fühlende und handelnde Individuen. Und die kann man nicht so leicht vergessen...

Was denkst du darüber?

Quelle:

Autorin / Autor: Redaktion / - Stand: 27. Januar 2015