Wir wollten nichts. Wir wollten alles
Autoren: Sanne Munk Jensen und Glenn Ringtved
übersetzt von Ulrich Sonnenberg
ab 16 Jahren
„Wir wollten nichts, wir wollten alles“ von den dänischen Autoren Sanne Munk Jensen und Glenn Ringived erzählt die Geschichte einer radikalen und grenzenlosen Liebe, die ihr Ende im Tod findet. Das Buch wurde mit dem Autorenpreis des dänischen Kulturministeriums ausgezeichnet.
Louise wächst wohlbehalten in einer dänischen Kleinstadt nahe Aalborg auf und lebt ein ganz normales Leben. Sie kommt gut mit ihren Eltern zurecht und fühlt sich wohl auf dem Gymnasium. Manchmal geht sie abends mit ihrer Freundin Cille was trinken oder ins Kino. Eine ganz normale Jugend eben. Bis sie eines Tages im Bus Liam kennen lernt. Liam ist anders als alles, was bisher zu Louises Leben gehört hat: Er kommt aus Irland und spricht mit diesem wunderschönen Akzent. Er flucht, lebt nach seinen eigenen Regeln und spricht immer wieder von Freiheit. Nach kürzester Zeit werden die beiden ein Paar, und Liam zieht Louise immer mehr in ihren Bann. Sie geht immer seltener in die Schule, bricht den Kontakt zu ihrer Freundin Cille ab und meldet sich kaum noch bei ihren Eltern, nachdem sie mit Liam in eine winzige Wohnung gezogen ist. Doch Louise fühlt sich gut, nur mit Liam an ihrer Seite ist sie richtig glücklich – egal ob der gerade high oder betrunken ist. Ihr Leben besteht von nun an aus Lust und Rausch, sie hat keinerlei Verpflichtungen mehr. Sie genießt ihr Leben voller Liebe und Freiheit.
Um Geld zu verdienen, beginnt Liam mit Drogen zu dealen. Auch das gehört zu seiner Vorstellung von Freiheit, denn er will sich nicht zum Sklaven irgendeines Arbeitgebers machen. Alles scheint perfekt, Liam und Louise haben einander und schwimmen in Geld. Ständig haben sie Besuch von Freunden, es wird getrunken, geraucht und gelacht. Doch als Liams bester Freund Jeppe, der ebenfalls mit Drogen handelt, Schulden anhäuft, gerät auch Liams Leben außer Kontrolle. Mit Jeppes Selbstmord beginnt für Liam und Louise die Flucht um ihr Leben, das so schön sein hätte können.
*Meine Meinung*
Als ich das Buch zum ersten Mal gesehen habe, hat das Cover bestimmte Erwartungen bei mir geweckt: große, schräge Buchstaben, ein blauer Hintergrund, die Silhouette eines Pärchens. Nachdem ich auch noch den Klappentext gelesen hatte, war ich mir sicher, dass ich eine mitreißende Liebesgeschichte in den Händen hielt, ein Drama, das von fulminanten Gefühlen erzählt und dem Leser vermittelt, warum sich zwei junge Menschen für den gemeinsamen Freitod entscheiden.
Doch beim Lesen des Buchs wurden diese Erwartungen gründlich enttäuscht. Die dargestellte Liebe ist zwar intensiv und extrem, grenzt jedoch an eine Abhängigkeit, die es Louise unmöglich macht, unabhängig von Liam zu sein. Louise erzählt zwar die Geschichte, doch sie ist nicht, worum es geht. Vielmehr erzählt uns das Buch die Geschichte eines Jungen, Liams, der auf die schiefe Bahn gerät und seine Freundin mit sich in den Tod reißt. Während seines freien Falls, aber auch schon davor, erzählt Louise mit viel Liebe zum Detail, wie sich die Beziehung der beiden verändert. Es geht um den Einfluss von Drogen, um Sexualität, aber auch um Gewalt zwischen den beiden und von dritten. Dabei nimmt Louise kein Blatt vor den Mund, sondern macht reichlich Gebrauch von einer schamlosen, teils vulgären Sprache. Der Suizid der beiden spielt erst auf den letzten 20 Seiten (von 320) überhaupt eine Rolle. Nichtsdestotrotz hat mir das Buch gefallen, es war zwar nicht, was ich erwartet habe, aber es war fesselnd und authentisch. Louise erzählt auf eine sehr angenehme Weise, sie wechselt zwischen zwei Zeitebenen ohne zu verwirren. Insgesamt ist der Roman sowohl emotional als auch unterhaltsam.
*Erschienen bei Oetinger*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 13. Februar 2015