Kosmische Schönheit - Teil 2

Gerstenmehl, Eier, Weinhefe - das alles im Gesicht?


Da heller Teint beliebter war, verwendeten die Frauen ein Make-up, das aus Bleiweiß hergestellt wurde, einem giftigen Stoff, der leider auch Schwindel, Blutarmut, Koliken, Gliederlähmung und sogar Erblindung hervorrief. Auch das Produkt zur Körperhaarentfernung war nicht gerade gesund: Orpiment enthielt Arsen. Die beliebteste Haarfarbe war blond und es standen diverse Haarfärbemittel zur Verfügung. Frauen, die viel Zeit hatten, ließen es nach dem Waschen einfach in der Sonne bleichen.
Gutes, gepflegtes Aussehen und der "Anstand" waren in Athen von derartiger Bedeutung, dass sogar ein Tribunal errichtet wurde: Frauen, die in der Öffentlichkeit nicht vorschriftsmäßig angezogen waren, oder eine unordentliche Frisur hatten, wurden mit Geldstrafen belegt.

*Zwangs-Schönheit*
Die römischen Frauen hatten unter einem Patriarchat zu leiden, dass sie gänzlich aus Politik und Öffentlichkeit verbannen wollte. So wurde die Schönheitspflege zur Hauptbeschäftigung vor allem wohlhabender Frauen. Sklavinnen - sogenannte Cosmetae - schminkten und frisierten sie und färbten ihre Haare. Ein besonders ekeliges Rezept um schwarzes Haarfärbemittel herzustellen, bestand aus verwesten Blutegeln, die sechzig Tage lang in einem verschlossenen Gefäß mit Wein und Essig eingelegt waren.
Eines der wichtigsten Schönheitsgebote war ein schöner, reiner Teint, den die Frauen mit Hilfe von Masken oder Packungen aus Erbsenmehl, Gerstenmehl, Eiern, Weinhefe, Narzissenzwiebeln und Honig, oder einfach aus Maismehl oder milchgetränkten Brotkrumen pflegten. Auch die Römerinnen benutzten das giftige Weißblei als Schminke und Kajal für die Augen. Die RömerInnen verwendeten Kosmetik über lange Zeit allerdings nur sehr sparsam. Wichtiger waren ihnen ausgiebige Bäder. Da sie den Gestank der besiegten Völker so verabscheuten, bauten sie in allen Kolonien Badehäuser. Erst nach der Eroberung Griechenlands, als die Römerinnen von den Griechinnen viele neue Rezepte für  Olivenöl- und Ziegenmilchkosmetika bekamen, änderte sich das Verhältnis zur Schminke: Lidschatten, Puder und Lippenfarben wurden von nun an verschwenderisch aufgetragen. Als das römische Reich dann später auseinanderbrach, wurde Make-up das Symbol für heidnische Zügellosigkeit.

*Und heute?*
Heute sind Kosmetikartikel Gegenstände unseres täglichen Bedarfs. Aber gibt es ihn noch, den ursprünglichen Zusammenhang zwischen Schönheitspflege, Medizin und Religion? Viele Artikel sind in Verruf geraten, weil sie giftige Substanzen enthalten und gesundheitsschädlich sind. Deshalb verwenden immer mehr Menschen Naturkosmetik und kommen dadurch mit Bereichen wie z. B. Ayurveda in Berührung. Durch die Beschäftigung mit ganzheitlicher Körperpflege entsteht wieder ein Bewusstsein für das Zusammenwirken von Körper, Seele, Geist und Spiritualität. Nicht nur in der alten indischen Gesundheitslehre werden ätherische Öle oder Weihrauch eingesetzt, um die Chakren - die Energiewirbel im Körper - zu öffnen, damit der Körper schön und gesund bleibt und so wieder eine Verbindung zu den "kosmischen Energien" herstellen kann. Außerdem: Wer sich schön macht, ob von außen oder innen, kann auch selbst zur Gottheit werden. In diesem Sinne - lasst euch doch mal anbeten!!

Autorin / Autor: Rosi