Grüne Nachbarschaft
Studie: Nachhaltiges Verhalten lernen wir eher von Nachbarn als von der Familie
Wer aus Liebe zur Umwelt Wasser und Energie spart, Bio-Obst und -Gemüse kauft oder weniger Auto fährt, sollte das nicht alleine im verborgenen Kämmerlein tun, sondern zum Beispiel seine Nachbarn einbeziehen. Denn das hat laut einer Studie der University of Vermont (UVM) einen noch größeren Einfluss auf Planeten-rettende Maßnahmen als wenn wir nur unter unseren FreundInnen oder Familienangehörigen bleiben.
Grund dafür ist, dass wir unseren FreundInnen und Familienangehörigen zu ähnlich sind in kultureller und sozioökonomischer Hinsicht. "Diese Ähnlichkeit bietet zwar emotionale Vorteile, aber begrenzt unsere Bereitschaft, uns auf wichtige neue Ideen einzulassen", sagt Studienautor Thomas Macias, Professor in der Abteilung für Soziologie an der UVM.
Nachbarn sind im Gegenzug dazu vielfältiger. Von ihnen nehmen wir gerne mehr neue Informationen, wie zum Beispiel zu Umweltschutz und -verhalten an, und umgekehrt lernen sie auch lieber von ihren Nachbarn. Und weil wir mit Nachbarn den gleichen Wohnort teilen, drehten sich viele Diskussionen ganz automatisch um Fragen der Nachhaltigkeit, so der Soziologe.
Um Voraussetzungen für grünes Verhalten zu identifizieren, nutzten die Forscher Daten aus dem U.S. General Survey 2010, der größten und jüngsten nationalen Datensammlung zum Umweltbewusstsein der Amerikaner. Dabei verglichen sie die Ergebnisse dreier Variablen: persönliche Beziehungen, allgemeines Vertrauen in die Gesellschaft und die Mitgliedschaft in Gemeinschaftsorganisationen.
"Überraschenderweise war das grüne Engagement höher, wenn es durch nachbarschaftliche Beziehungen angeregt wurde als wenn es von Familienangehörigen oder engen Freunden angestoßen wurde." erklärt Macias. "Nachbarn können wichtige Vorbilder sein. Vorgarten-Gespräche, Austausch auf dem Bürgersteig und gegenseitige Besuche sind die beste Möglichkeit, umweltfreundliche Praktiken zu lernen. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass unsere Nachbarn eine einzigartige und entscheidende Rolle spielen, um uns zu klimafreundlichem Verhalten zu animieren", so Macias weiter.
Dadurch ergibt sich ein weiterer neuer Kanal, wie Menschen zu nachhaltigerem Verhalten gebracht werden können: Die Pflege gemeinschaftlicher Dialoge etwa durch Online-Foren oder gemeinsame Sozialräume könnte laut den Forschern eine kostengünstige Möglichkeit sein, um grüne Verhaltensweisen zu fördern.
Autorin / Autor: Redaktion - Stand: 13. Februar 2015