Für die Schule, nicht fürs Leben
Tübinger Forscher untersuchen Mathe-Motivation von Mädchen
Mädchen und Mathe - das ist eine Kombination, die von der Wissenschaft immer wieder gerne unter die Lupe genommen wird. Denn irgendwie ist und bleibt unklar, warum in Deutschland Mädchen und Frauen in sogenannten MINT-Fächern und -Berufen noch immer unterrepräsentiert sind, obwohl sie doch gar nicht weniger talentiert sind. Erst kürzlich kamen die Autoren des OECD-Bildungsberichts zu der Vermutung, es läge oft an einer schlechteren Selbsteinschätzung der Mädchen, die von sich selbst glaubten, kein Mathe zu können, selbst wenn sie gar nicht schlechter sind als ihre männlichen Mitstreiter.
Forscherinnen der Universität Tübingen liefern nun einen weiteren möglichen Grund für die Ablehnung von Mathe: Mädchen gehen mit einer anderen Motivation an Mathematik heran. Schon mehrere Forschungsgruppen haben sich die Motivation genauer angeschaut, kamen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen. Die Tübinger Forscher konnten diese Widersprüche auflösen, indem sie unterschieden zwischen langfristiger und kurzfristiger Motivation und auch bei den langfristigen Zielen nochmal genau hinguckten: "Was bringt mir Mathe für die Schule?“, „Was bringt mir Mathe für mein Leben?“, „Was bringt mir Mathe für mein Sozialleben?"
Die Auswertung der Daten von rund 2.000 Neuntklässlern an 25 Gymnasien in Baden-Württemberg zeigte, dass Mädchen Mathematik in Teilbereichen zwar durchaus für genauso wichtig halten wie Jungen – allerdings betrachten sie den Nutzen des Faches eher als kurzfristig. Für sie ist Mathe im Sinne eines wichtigen schulischen Faches von Bedeutung. Langfristig und im Hinblick auf ihre (berufliche) Zukunft hingegen fanden die weiblichen Befragten dieser Studie Mathematik eher unattraktiv.
Die Forscherinnen glauben darum, dass Mädchen besonders von Maßnahmen profitieren könnten, die den langfristigen Nutzen von Mathematik sichtbar machen. Möglicherweise spielt die Motivation, mit der man an ein Fach herangeht, eine wichtige Rolle für die spätere Berufswahl und vielleicht müssen Mädchen gerade im Hinblick auf ihre Motivation stärker gefördert werden, wenn man sie für MINT-Berufe begeistern will.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Educational Psychology veröffentlicht.
Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 10. März 2015