Wenn es so einfach wäre…

Einsendung zum Wettbewerb 2050 - Stadt meiner Träume von Jule, 20 Jahre

Wenn es so einfach wäre…
Wenn ich an die Zukunft denke, dann habe ich vor allem Angst. Es ist nicht die Angst vor dem
Ungewissen, sondern viel eher, dass ich mich frage, zu welchen Übeln die Menschen der heutigen
Zeit noch fähig sein werden und was für eine Zukunft es für eine Welt geben kann, die sich in einer
steten Abwärtsspirale aus Macht, Gier, Gewalt und mutwilliger Zerstörung immer schneller um sich
selbst dreht und ich habe zwar weder Politik, noch sonst irgendwas Wichtiges studiert, aber ich
kann mir kein realistisches Szenario vorstellen, in dem sich eine positive Entwicklung für unseren
Planeten absehen lässt, außer vielleicht, dass wir in ein schwarzes Loch fallen, oder dass unsere
Sonne zeitnah explodiert und somit alles menschliche Leben auf einen Schlag ausgelöscht wird.
Aber wenn ich mir erlauben dürfte zu Träumen, dann träume ich von einer anderen Welt, einer
einfacheren, glücklichereren Welt.
Ich finde unsere Zeit antrengend, schnell und verwirrend. Ich würde mir wünschen, dass mein
Leben einfacher wäre und deshalb träume ich von einer Welt in der manches so ist wie früher.
Ich will keine romantischen Bilder vom Mittelatlter zeichen, oder in diesen großmütterlichen
Tonfall, von wegen es war einmal alles besser, zurückfallen.
Ich denke an ganz früher. An die Steinzeit. Eigentlich eine harte Zeit, keine festen Behausungen
oder nur primitive Hütten, wilde Tiere und klimatisch extreme Bedingungen.
Aber dennoch erscheinen mir manche Aspekte dieses Lebens so schön und erstrebenswert, dass ich
mir wünschen würde, dass wir uns von unserer hochtechniesierten und spezialisierten Welt
abwenden und Versuchen manches wieder einfacher zu machen.
Ich sehe natürlich, die Annehmlichkeiten, die ein beheiztes Haus im Winter zu bieten hat. Aber ich
sehe auch die Einsamkeit, die sich in einer beheizten Großstadtwohnung breitmacht, während eine
einzelne Gestalt versucht ihre Gedanken vor dem Großbildschirm, mit einer Bierflasche in der Hand
zu ertränken.
Genau diese Einsamkeit hat es früher nicht gegeben. Früher war die Gesellschaft von Freunden und
Familie kein Privileg und zugleich ein Grund zur stetigen Streitereien. Ich finde es unendlich
traurig, dass man, wenn man sich schon mal sieht, immer wieder in albernen Streitereien entzweit.
Egal was für eine Zukunft ich mir erträume, ich denke an eine Welt, in der das höchste Gut die
Gemeinschaft ist.
Und das momentane Problem ist, dass wir heute nicht genug wichtige Probleme haben und uns eine
so seltsame Gesellschaft aufgebaut haben, das materielle Werte mehr zählen als alles andere und
deshalb liefern wir uns verbale Schlammschlachten um Kleinkram, um Erbschaften und dann
sterben wir am Ende, einsam und auf die Beerdigung kommen nur ein paar Gestalten, die wie
Aasgeier darauf hoffen etwas von den üppigen Hinterlassenshaften zu ergattern.
Deshalb träume ich von einer einfachen Welt, wo wir alles das gleiche Besitzen, in der es nichts zu
kaufen gibt und in der die Dinge, die benötigt werden selbst hergestellt werden können.
Ich sehe eine einfache Welt. Kleine Siedlungen, keine Großstädte, sondern Dörfer, Gruppen mit
einem wirklichen Zusammenhalt.
Vor ein paar Jahren haben meine Familie und ich in einem kleinen Dorf gelebt, ca. 100 Einwohner
und es war echt seltsam dort neu zu sein, da alle dort zusammen groß geworden sind, alle Familien
sich kannte und man als Fremder kaum in diese Gruppen hinein kommen konnte.
Das ist natürlich eine bedauerliche, engstirnige Mentalität, aber ich habe dort etwas gesehen, was
mir in der Stadt noch nie begegnet ist und das, ist dieser bedingungslose Zusammenhalt gewesen.
Selbstverständlich fand nicht jeder jeden toll und es gab Konflikte, aber über diesen Kleinigkeiten
stand immer wieder dieser Zusammenhalt und das Wissen, dass man sich in jedem Fall aufeinander
verlassen kann, egal in welcher Altersklasse, egal ob es Jungen oder Mädchen waren. Die Kinder
haben sich jeden Tag getroffen und gemeinsam was unternommen und die Eltern, fast alles
Landwirte haben fast alle Landmaschinen gemeinsam besessen und sich bei der Feldarbeit
unterstütze und wenn Erntezeit war und auch in Alltag war es ganz klar, dass die Kinder ihren
Eltern geholfen haben.
Das ist etwas, das ich für wichtiger erachte, als alles andere.
Meiner Meinung nach wird eine kleine Gruppe von Menschen am besten zusammengeschweißt,
wenn sie jeden Tag Aufgabe und Herausforderungen zu bestehen haben.
Deshalb, kleine Dörfer, die fast schon in ihrer Umwelt versinken zu scheinen.
Ein paar kleine Felder, ein paar Haustiere und ansonsten ist dieser Planet wieder ein Planet der
freien Natur, großer Wälder, tiefer See, hoher Gebirge und üppiger Wiesen.
In dieser ungezügelten Natur sehe ich, eine unendliche Schönheit und im Moment scheint es mir so,
als ob es immer weniger Menschen gibt, die dieses ebenfalls erkennen können. Ich sehe, wie die
Welt um mich herum verblasst, verschwindet unter Smog und immer neuen Häusern, Straßen und
Schmutz.
Keine sogenannte modernen Zivilisation, sondern einfache Freiheit und hartes Leben.
Allerdings gibt es dann ja noch die Frage der Mentalität und da würde ich mir, vermutlich doch
einen Teil des modernen oder zumindest kritischen Denkens wünschen.
Zum Beispiel halte ich es für Verschwendung, einen Teil der mühsam erbrachten Ernte an eine
seltsame Naturgottheit zu opfern und ich würde mir eine Art neuen Denkens wünschen.
Eine Welt, in der alle Menschen gleich sind. In meiner Welt gibt es keine Unterschiede zwischen
Mann und Frau, zwischen der Herkunft der Menschen und ihren Vorlieben.
Jeder soll lieben wen er will, denn die Pfade des Herzens sind viel zu verworren, um sie mit
irgendwelchen albernen Regeln in Schubladen stecken zu wollen
Was bedeutet schon der Begriff Nationalität?
Ist es nicht viel besser stolz auf etwas zu sein, das man selbst vollbracht hat und nicht darauf, in
welchem Land die eigenen Eltern miteinander geschlafen haben?
Die Zukunft liegt bei den Menschen, und wenn sie eine Zukunft haben wollen, dann sollten sie sich
verändern.

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