Schön und schön gesellt sich schnell?

Beziehungsstudie: Bei langsam aufkommender Liebe spielen innere Werte eine größere Rolle als äußere Schönheit

Es gibt Erkenntnisse, für die bräuchte man keine wissenschaftliche Studie, es genügte der gesunde Menschenverstand oder auch die Erfahrung. Dennoch wollten wir euch nicht vorenthalten, womit Forscher_innen sich manchmal die wertvolle Zeit vertreiben. Dieses Mal ist es Lucy Hunt von der University of Texas, die uns mit ihren Kolleg_innen wenig aufregende Erkenntnisse zur Partnersuche beschert hat. Kurz zusammengefasst: wenn zwei sich schon länger kennen, spielt Schönheit eine weniger große Rolle. Je mehr Zeit vom Kennenlernen bis zum ersten romantischen Date vergeht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Partner_innen nicht in gleicher Weise äußerlich attraktiv sind. Das vermeintliche Gesetz, dass ein schöner Mensch auch eine_n super gut aussehenden Partner_in an der Seite hat, scheint außer Kraft gesetzt, wenn Zeit war, andere Eigenschaften des Gegenübers kennen- und lieben zu lernen.

In einer früheren Studie hatten Hunt und ihr Team herausgefunden, dass Liebende, wenn sie sich besser kennengelernt haben, nicht mehr ausschließlich von physischer Attraktivität abhängig machen, wie begehrenswert sie ihre_n Partner_in finden.

Die These, die ihre aktuellen Untersuchung zugrunde lag war: Wenn zwei recht schnell zueinander finden, sehen sie beide annähernd gleich gut (oder schlecht) aus. Um diese These zu überprüfen, schauten sie auf 167 Paare, 67 davon ohne Trauschein und 100 verheiratet. Sie waren mindestens 3 Monate zusammen, ein Paar sogar schon 53 Jahre, im Durchschnitt waren es 8 Jahre und 8 Monate. Sie wurden auf Video aufgenommen und zum Verlauf ihrer Beziehungen befragt. Speziell geschulte Beobachter sollten dann (wie auch immer) die Attraktivität der gezeigten Personen in den Videos bewerten und vergleichen. Und siehe da: je länger sich die Testpaare kannten, bevor sie als Liebespaar zusammen kamen, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass beide Partner_innen eine ähnliche Attraktivitätswertung erhalten hatten. Die Konstellation unattraktive Frau und attraktiver Mann oder unattraktiver Mann mit schöner Frau war demnach häufiger unter Paaren zu finden, die die Chance gehabt hatten, sich in den Charakter des anderen zu verlieben und nicht nur in die Fassade. Wer sich sah und noch vor Ablauf eines Monats ineinander verliebte, war sich in Sachen Attraktivität eher ähnlich.

Wie gut das äußere Erscheinungsbild zueinander passte, hatte aber offensichtlich rein gar nichts mit der Zufriedenheit in der Partnerschaft zu tun (wer hätte das gedacht?). Es ist also offenbar möglich, auch als bildschöne Frau mit einem zunächst vermeintlich unansehnlichen Mann so richtig glücklich zu werden und umgekehrt.

Und was lernen wir daraus? Dass auch ein hässliches Huhn mal ein Korn findet, wenn es nur lange genug herumpickt. Dass, was lange währt, endlich gut wird. Dass Schönheit im Auge des Betrachters liegt. Und dass wir uns getrost mal im Freundeskreis umgucken sollten, wenn wir zu hässlich sind, als dass sich jemand auf den ersten Blick in uns verlieben könnte ;-).

Die Ergebnisse erscheinen in der Fachzeitrschrift Psychological Science.

Die Studie im Netz

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Schönheit

Autorin / Autor: Redaktion / Pressemitteilung - Stand: 2. Juli 2015