Hallo, mein Name ist Lilly. Heute ist der 30.09.2050 und ich bin gerade in der Stadt “Kawik“ angekommen. Mit einer Zeitmaschine konnte ich 30 Jahre in die Zukunft reisen. In meinem früheren Leben arbeitete ich als wissenschaftliche Assistentin am Institut für Zukunftsforschung. Ich wollte untersuchen, wie sich das Leben in der Zukunft gestaltet. Mein Forschungsschwerpunkt war die „Lebensgestaltung von jungen Erwachsenen ab dem Jahr 2050“. Meine Arbeit war schon recht umfangreich, aber ich wurde immer unzufriedener, denn eine sichere Aussage, wie das Leben im Jahr 2050 sein wird, konnte ich nicht machen. Vor genau 6 Stunden, um 13.00 Uhr, saß ich noch in der Bibliothek meiner Uni, der Universität Potsdam, und arbeitete. Plötzlich stürzten zwei meiner Kollegen in den Raum, rannten zu mir an den Tisch und versuchten mich rauszuziehen. Dabei warfen sie mir einige Satzbrocken zu, mit denen ich aber nicht viel anfangen konnte. Wir machten ziemlich viel Lärm, so dass wir von den Angestellten vor die Tür gesetzt wurden. Draußen waren meine Kollegen etwas ruhiger und sie konnten mir endlich erzählen, was passiert ist. Die beiden bauten an einer Maschine, mit der man in die Zukunft reisen könnte. Dafür wurden sie von den anderen Kollegen eher ausgelacht, weil niemand daran geglaubt hat, dass so etwas funktionieren könnte. Ich mochte die zwei und bin oft zu ihnen in ihr Labor im Keller gegangen. Jetzt erzählten sie also, dass es geklappt hat, jetzt.
Aber es gibt ein ganz enges Zeitfenster, die Uhr zählt 60 Minuten rückwärts, dann muss die Reise angetreten werden. Die beiden hatte der Mut verlassen und deshalb kamen sie zu mir. Ich steckte mit meiner Arbeit fest und weil keine Zeit mehr zum Überlegen war, sagte ich zu. Ich habe nicht mal daran gedacht, was alles passieren könnte und ob ich auch wirklich wieder zurückkehren werde. Ich saß in einem bequemen Sessel, die Glaskuppel schloss sich und meine Hände zitterten. Ich weiß noch, dass ich in dem Moment dachte, „Oh Gott ich hab nicht mal Ersatzunterwäsche dabei.“ Dann blinkte auf der Uhr eine rote Lampe, die Null leuchtete auf und die Kuppel begann sich zu drehen, es wurde vollkommen dunkel. Als ich wieder sehen konnte, war alles still, unheimlich still. Mein Sessel stand in einer großen, hellen Halle, die völlig leer war. Die Kuppel öffnete sich und ich stand auf. Ich ging auf eine Tür zu und war furchtbar aufgeregt. Über der Tür stand in großen Buchstaben „Herzlich willkommen in Kawik“. Mein Kopf war leer. Jeder, der das liest, fragt sich bestimmt, wie ich einfach in die Zukunft reisen konnte, ohne genau zu wissen, was hätte alles passieren können. Aber neugierig war ich auch und so öffnete ich die Tür. Ich höre Vögel zwitschern, eine kühle Luft weht um meine Ohren. Ich öffne meine Augen und stehe in einem Park mit vielen alten Bäumen, auch Windräder, eine Wiese mit Schafen und Kühen. Alles sehr idyllisch, ich bin erst mal beruhigt, die Kühe, Schafe, das Gras und die Windräder – alles Dinge, die ich kenne. Auf meiner Uhr ist es schon 19.00 Uhr und es dämmert schon. Ich brauchte 6 Stunden, es kam mir vor wie eine Sekunde. Ich gehe zu einer Frau, die einen grau, orangen Kinderwagen schiebt. Sie lächelt mich an und wir kommen ins Gespräch. Sie sagt, dass Kawik eine Großstadt ist, mit einer Universität und vielen Hochschulen. Es gibt am Stadtrand unzählige Firmen, die neue Techniken entwickeln. Sie erzählt auch, dass die Menschen sehr auf die Umwelt und das Klima achten. Es werden viele Bäume gepflanzt. Die Menschen fahren oft mit dem Fahrrad, man benutzt mehr Elektroautos als Gas-Autos. Die Frau verabschiedet sich von mir und spaziert weiter. Ich wusste nicht was ich jetzt machen soll, zurückreisen war keine Option. Meine Neugier führt mich in die Innenstadt. Dort fällt mir gleich auf das es viel ruhiger ist, es riecht nicht nach Abgasen, die Straßen der Stadt und Gehwege sind gepflegt, es wurden für viele Zebrastreifen und Ampeln gesorgt, um die Sicherheit der Bewohner zu schützen und Fahrrad Fahrer die mir entgegenkommen grüßen freundlich und lachen mich an. Ein Mann kommt auf mich zu und fragt, ob ich neu in dieser Stadt bin und bietet mir seine Hilfe an. Das war auf keinen Fall aufdringlich, ganz im Gegenteil, es war sehr freundlich. Ich frage den Mann, ob er mir mehr über die Stadt erzählen kann. Er sagt: „Die technischen Fortschritte erleichtern vieles. Eltern die Kinder haben, können zu Hause arbeiten, müssen nicht noch extra zu ihrer Arbeit fahren, Roberta helfen Eltern im Haushalt und Schüler arbeiten in der Schule mehr mit Tablets und Computer.“ Dann zeigte der Mann auf viele Spielplätze, Sportanlagen und Jugendclubs dabei erzählte er: „Die wurden alle in den letzten Jahren aufgebaut. Dort können die Kinder und Jugendliche spielen, Sport treiben, Hausaufgaben machen und sich mit ihren Freunden treffen. Sie werden auf diesen Plätzen von Erwachsenen betreut und helfen ihnen bei ihren Hausaufgaben. Das Besondere ist, dass die Kinder die angemeldet sind, auf den Plätzen sauber machen müssen. Dadurch haben wir bewirkt, dass sie die Spielplätze nicht mehr so verdreckt werden.“ „Haben sich dadurch nicht viele Kinder abgemeldet, wenn sie gelesen haben die Spielplätze selbst sauber zu machen?“ frag ich. „Das dachten wir erst auch, aber sie haben schnell verstanden, wenn sie keinen Dreck machen, müssen sie auch nicht so viel sauber machen.“, sagte der Mann. Ich verabschiede mich dankend und gehe weiter. Es wurde immer später und es waren kaum noch Menschen auf der Straße.
Diese Erfahrung einmal in der Zukunft zu sein, ist unbeschreiblich. Zu sehen wie ich viele Sachen verändern, aber auch viele Sachen so bleiben wie vor 30´Jahren, erstaunt mich. Die Zukunft öffnet uns viele Wege, wir können selbst entscheiden was wir mit ihr anfangen und doch ist es ein großes Fragezeichen.