Ein Leben für den Preis von zwei
Einsendung zum Wettbewerb 2050 - Stadt meiner Träume von Victoria Federes, 13 Jahre
Irgendwo in Scottland 2096
Athene umklammerte krampfhaft die mamorblasse Hand. Ihr Atem war unregelmäßig und hektisch.
Denn ihre beste Freundin lag im Sterben und sie hatte nur zwei furchtbare Optionen:
Entweder würde Kiera nicht mehr leben und Athene würden Schuldgefühle bis ans Ende ihrer Tage plagen, oder
sie würde die Kranke mit ihrer verborgenen Gabe heilen und nicht nur sie sondern auch ihre Mutter würden getötet werden.
Sie umklammerte ihre Hand fester. Steh mir bei, Kiera! Steh mir bei!
Die gemeinsamen Erlebnisse brachen über ihr zusammen.
Das erste Mal hatte Athene Kiera bei der Initiation gesehen. So stolz hatte sie dagestanden. So stolz auf sich, als Gesellin der Hüter zugelassen zu werden. Doch Athene hatte sie nur herablassend angesehen. Ihre Familie stand schon seit Generationen im Dienst des Wissens. Im dritten Weltkrieg wurde fast die gesamte Menschheit von einer Waffe zerstört, die die Verbindungen zwischen Zellen kappt. Gebäude, die aus organischem Material bestanden wurden zerstört. Alle möglichen Lebewesen starben, zerfielen, einfach zu Staub. Und mit der Zeit entwickelte sich ein Virus, der die noch kaum vorhandenen Menschen auch Jahrhunderte später immer weiter aussterben lassen sollte. Es war dieser grausame Virus, der sich durch Kieras Rückenmark fraß und ihre Nervenverbindungen kappte. Sodass sie nach und nach nichts mehr konnte.
Kiera konnte sich nicht mehr bei Athene über ihr Herz, dass sich immer den Falschen aussuchte, beklagen. Sie konnte sich nicht mehr an den Tisch setzen, wo die beiden zum ersten Mal miteinander gesprochen, gestritten und gelacht hatten. Sie konnte auch nicht mehr heimlich mit ihrer besten und einzigen Freundin ausbrechen, um den Sternenhimmel anzusehen und sich auszumalen, was die Himmelskörper schon alles gesehen hatten.
Genau aus diesam Grund konnte Athene sie nicht sterben lassen. Das, was sie immer als Fluch betrachtet hatte, würde ihrer Freundin das Leben retten. Aber es würde auch zwei kosten.
Sie konzentrierte sich auf Kieras schwach pulsierende Nervenbahnen. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sie fühlen. Und sie konnte sie auch wieder zusammenfügen. Stück für Stück knüpfte sie sie wieder neu und dabei wurde Kieras Atmung immer regelmäßiger und ihr Herzschlag immer stärker. Athene hatte somit ihr Schicksal besiegelt. Denn zu viel Macht muss zerstört werden.
Die Zukunft ist ein Mysterium. Unantastbar. Unanfechtbar. Sie wird kommen, ganz gewiss. Doch wir sollten nicht an morgen denken, sondern an heute. Jeden Augenblick genießen. Jedem Atemzug danken. Denn heute bin ich. Und irgenwann wird aus morgen heute werden und es wird wieder heißen » heute bin ich«.
Ich habe schon viel über die Zukunft nachgedacht und wie es wohl sein wird. Viele Stunden habe ich genau wie Kiera und Athene in die Sterne gesehen und mich dabei gefragt, was sie noch alles sehen werden. Aber ich finde, dass wir immer zu sehr in der Vergangenheit oder in der Zukunft feststecken. Das wirklich wichtige ist doch das Jetzt? Bewusst jeden einzelnen Augenblick zu genießen, ist das nicht das wirklich wichtige? Für alle Erfahrungen zu danken, denn sie machten einen zu dem Menschen, der man heute ist? Jeder kann sich darüber seine eigene Meinung bilden. Wie denkt ihr darüber? (Würde mich echt interessieren)
Zurück
Autorin / Autor: Victoria Federes, 13 Jahre