Schneeriesen und philosophische Gedankenspiele
Der Deutsche Jugendliteraturpreis wurde verliehen
Gestaltet von Claude K. Dubois
Am 16. Oktober 2015 wurde auf der Frankfurter Buchmesse der Deutsche Jugendliteraturpreis verliehen. Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche in ihrer Persönlichkeit zu stärken und ihnen Orientierungshilfe bei einem schier unüberschaubaren Buchmarkt zu bieten. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur.
Die Preisträger
Sieger in der Sparte Jugendbuch ist „Schneeriese“ (Carlsen) von Susan Kreller. Erzählt wird „von Adrian und Stella, die als Nachbarn ihre Kindheit miteinander verbracht haben und deren Beziehung sich im Chaos der Pubertät neu ordnet. Denn Stella verliebt sich auf einmal in einen anderen Jungen, Adrian aber entdeckt, dass er Stella liebt. Wie sich die Beziehung wandelt, welche Bedeutung zuvor die Freundschaft der beiden hatte, beschreibt die Autorin mit großer Klarheit und bleibt ganz bei ihrem Protagonisten“, so die Jury.
*Nominiert in der Sparte Jugendbuch waren außerdem:*
Letztendlich sind wir dem Universum egal von David Levithan (Übersetzung: Martina Tichy); Aristoteles und Dante entdecken die Geheimnisse des Universums von Benjamin Alire Sáenz (Übersetzung: Brigitte Jakobeit); Der Ernst des Lebens macht auch keinen Spaß von Christoph Wortberg; Jenseits der blauen Grenze von Dorit Linke; Die unterirdische Sonne von Friedrich Ani
Mit ihrem Sachbuch „Und dann platzt der Kopf“ (Kunstanst!fter) konnte Christina Röckl die Jury überzeugen: „Mit ihren expressiven und farbintensiven Illustrationen, die sich nachhaltig im Gedächtnis des Betrachters verankern, regt die Künstlerin zum Phantasieren und Reflektieren über die Seele an. ‚Und dann platzt der Kopf‘ ist ein ungewöhnliches, vielleicht sogar verstörendes Sachbuch, das die Grenzen der Sparte erweitert und deshalb auch zur Auseinandersetzung mit der Form auffordert, in der Informationen vermittelt werden können.“
Der *Preis der Jugendjury* in Höhe von 10.000 Euro ging an „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ (Fischer FJB) von David Levithan, in der Übersetzung von Martina Tichy. Die Hauptfigur A wacht jeden Morgen in einem anderen Körper auf, mal Mädchen mal Junge. Doch dann verliebt sich A und es stellt sich die Frage, inwiefern eine Beziehung angesichts der extremen Körperwechsel überhaupt möglich ist. Die Jugendjury urteilt: „Der Autor hat es geschafft, eine glaubwürdige und schöne Liebesgeschichte zu schreiben, die den Leser mit philosophischen Gedankenspielen zum Nachdenken anregt.“
In der Sparte *Kinderbuch* wurde „Der Träumer“ (Aladin) von Pam Muñoz Ryan, Peter Sís (Illustration) und Anne Braun (Übersetzung) ausgezeichnet. Darin wird die Kindheit des chilenischen Dichters Pablo Neruda erzählt. Dessen autoritärer Vater missachtete seine Feinfühligkeit, Beobachtungsgabe und seine Leidenschaft für Sprache und die vermeintlich kleinen Dinge. Laut Jury ein Stück Weltliteratur für Kinder, das den Blick für fremde Erzähltraditionen öffne. Die Übersetzung von Anne Braun fühle sich sensibel in den Erzählfluss ein und gebe den poetischen und behutsamen Stil des Textes wieder.
Als bestes Bilderbuch konnte sich „Herr Schnuffels“ (Aladin) von David Wiesner, übersetzt von Paula Hagemeier, durchsetzen.
Der mit 12.000 Euro dotierte Sonderpreis für das Gesamtwerk ging an die Hamburger Illustratorin Sabine Friedrichson. Die Sonderpreisjury würdigte deren atmosphärische Werke sowie die herausragende intellektuelle Qualität ihrer grafischen Interpretationen.
Seitens des Preisstifters überreichte Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, allen Preisträgern die bronzene Momo. Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird seit 1956 jährlich für herausragende Kinder- und Jugendbücher vergeben und ist mit insgesamt 62.000 Euro dotiert. Die Preisverleihung zählt mit 1.500 Gästen aus dem In- und Ausland zu den größten Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchmesse.
Autorin / Autor: Pressemitteilung - Stand: 19. Oktrober 2015