US-Studie zeigt, dass jugendliche Mobbing-Täter doppelt so häufig Essstörungen haben, wie Kinder, die noch nie an Mobbing-Aktivitätem beteiligt waren
Dass junge Mobbing-Opfer ein erhöhtes Risiko für Angst, Depression und sogar Essstörungen entwickeln, ist schon lange bekannt. Dass aber auch die Täter_innen auf diese Weise psychologisch gefährdet sein können, vermutet eine gerade neu erschienene Studie der Universitäten Duke Medicine und University of North Carolina School of Medicine.
Die Forscher_innen waren überrascht, als sie in ihrer Studie mit 1.420 Kindern herausfanden, dass diejenigen, die andere mobbten doppelt so häufig Symptome von Bulimie zeigten im Vergleich zu Kindern, die noch nie an Mobbing-Aktivitäten beteiligt gewesen waren.
"Lange Zeit glaubte man, dass die 'Tyrannen' ein bisschen gesünder und munterer sind", sagte Autor William Copeland, Professor für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Duke University School of Medicine. "Vielleicht sind sie gut darin, andere zu manipulieren oder sich aus einer Notsituation zu befreien, aber in diesem Bereich scheint das nicht der Fall zu sein. Vielleicht macht sie das Ärgern anderer auf ihr eigenes Körperbild aufmerksam oder sie bedauern ihre Handlungen nachher so sehr, dass es zu diesen Symptomen wie Essattacken führt", so Copeland weiter.
Die Ergebnisse stammen aus einer Interview-Analyse der Great Smoky Mountains-Studie, einer Datenbank, die mehr als zwei Jahrzehnte Gesundheitsinformationen von Teilnehmer_innen gesammelt hatte, die sich bereits mit neun Jahren für die Studie eingeschrieben hatten. Die Daten sind zwar keine repräsentative Stichprobe der US-Bevölkerung, aber bieten Hinweise darauf, wie Kinder im Alter von 9 bis 16 betroffen sein könnten.
Für die Untersuchung wurden die Teilnehmer_innen in vier Kategorien unterteilt - Kinder, die überhaupt nicht an Mobbing-Aktivitäten beteiligt waren, Mobbingopfer, Kinder, die manchmal Opfer waren und manchmal Täter und Kinder, die nur Täter waren und andere Kinder immer wieder mit Worten oder auch körperlich angegriffen hatten, ohne jemals selbst ein Opfer gewesen zu sein.
Was die Forscher nicht überraschte, war die Tatsache, dass die Mobbing-Opfer im Allgemeinen ein erhöhtes Risiko für Essstörungen zeigten; sie hatten fast ein doppelt so hohes Risiko für Symptome einer Anorexie und Bulimie.
Die Kinder, die beide Rollen - Täter und Opfer - erlebt hatten, zeigten am meisten Anorexie-Symptome (22,8 Prozent gegenüber 5,6 Prozent der nicht von Mobbing betroffenen Kinder). Sie neigten auch am ehesten zu Binge Eating (Essattacken) und Erbrechen, um ihr Gewicht zu halten (4,8 Prozent der Kinder im Vergleich zu weniger als 1 Prozent der unbeteiligten Kinder).
Was die Wissenschaftler_innen am meisten überraschte, war die Tatsache, dass Mobbing diejenigen, die es ausüben, ebenfalls krank macht: 30,8 Prozent der Täter hatten Symptome der Bulimie, verglichen mit 17,6 Prozent der Kinder, die überhaupt keine Mobbingerfahrungen gemacht hatten.
"Alle diese Verhaltensweisen können verheerende Auswirkungen auf die langfristige Gesundheit der Kinder haben", sagte Cynthia M. Bulik, Professorin für Essstörungen an der UNC School of Medicine und Co-Autorin. "Leider neigen Menschen dazu, die Eigenschaften an anderen am kritischsten zu sehen, die sie am wenigsten an sich selbst leiden können", sagte Bulik. Die Unzufriedenheit der "Schläger" mit ihrem eigenen Körper könnte sie darin anspornen, andere zu verspotten. "Unsere Erkenntnisse sagen uns, dass wir mehr Aufmerksamkeit darauf legen sollten, den Zusammenhang zwischen Essstörungen und Mobbing zu beleuchten - unabhängig davon, ob es sich um Angreifer, Opfer oder beides handelt."
"Obwohl viele Kinder lebenslang mit den Auswirkungen von Mobbing zu tun haben, scheinen viele sie aber auch zu bewältigen und erfolgreich zu sein, sagte Copeland abschließend und macht damit allen Mut, die jemals Mobbing lebt haben.