Mit dem Fahrstuhl in den Wald - Der "Bosco Verticale" in Mailand
Ein Text von Matteo Siervo
Ich stehe unter dem „Bosco Verticale” im neuen Isola-Viertel in Mailand. Es herrschen eine wunderbare Stille und eine gemütliche Atmosphäre. Die Kinder spielen im Park und viele Fahrräder fahren vorbei. Wenn ich meinen Blick nach oben richte, sehe ich durch die Blätter und Zweige der Bäume den blauen Himmel. In der Ferne sind sogar die Alpen zu erkennen. Mein erster Gedanke lautet: Wo bin ich? Doch dann erinnere ich mich daran, dass ich in Mailand bin ... .
Was ist der „Bosco Verticale“?
Der Bosco Verticale Milano, welcher sich in Mailand bei Porta Nuova befindet, ist ein innovatives Projekt: Hier wurde nämlich beschlossen, ein Geschäftsviertel zu bauen, eine neue Modellstadt für die Expo 2015, die in Mailand stattgefunden hat. Seine Position ist sehr zentral und damit äußerst vorteilhaft.
Jede der 113 Wohnungen hat Zugang zu mindestens einer Terrasse, die einem kleinen Garten oder einem winzigen Waldstück gleicht. Insgesamt sind es 90.000 Quadratmeter große Terrassenflächen mit 20.000 Pflanzenarten und 100 bis zu neun Metern hohe Bäume. Dies entspricht etwa einem Hektar Wald, mitten in der Stadt. Dazu sind rundherum 160.000 Quadratmeter Fußgängerzone. Zum Rennen, Laufen und Spielen ist die Grünflache besonders gut geeignet.
Der "Bosco Verticale" besteht auch aus zwei Hochhäusern mit je 19 bzw. 27 Stockwerken, insgesamt sind die Gebäude folglich 80 bzw. 112 Meter hoch. Es sind praktisch zwei verschieden hohe schwarze Türme mit Hunderten weiß vorgesetzten Balkonen, die wie Schubladen erscheinen.
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Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Wettbewerbes
Die Gebäude bieten einen neuen Lebensstil, welcher Komfort und Sicherheit kombiniert, außerdem vereinen sie städtische und natürliche Elemente. Das Stadtzentrum ist damit grüner geworden, denn die Balkone bilden praktisch senkrechte Gärten.
In diesen Tagen wurde ein riesiges Weizenfeld angebaut. Alle Bürger von Mailand wurden zur Saat eingeladen und Mitte Juli 2016 wird die Ernte sein.
Der „Bosco Verticale“ verwendet mehrere neue umweltfreundliche Technologien, wie zum Beispiel Solarzellen und thermische Isolierung. Biologisch abbaubare Materialien wurden zum Bau benutzt und sogar das Regenwasser wird für die Bewässerung der Pflanzen gesammelt. Dank dieser innovativen Ideen gewann das Projekt "Bosco Verticale" den Internationalen Hochhaus Preis.
Die Erfindung dieser Bäume um ein Hochhaus weist sehr viele Vorteile auf. Im Sommer, wenn die Sonne im steilen Winkel auf die Erde fällt, schützen die Bäume vor der Strahlung und mildern die Temperatur, sodass sie in der Wohnung bei 21 Grad konstant bleibt. Im Winter hingegen werden die Sonnenstrahlen hindurchgelassen, um die Wohnung zu erwärmen. Zudem ist man auch vor dem Wind und vor dem Stadtlärm geschützt.
Chemisch betrachtet hinterlässt die Baumschicht Feuchtigkeit und produziert Sauerstoff. Schädliche Stoffe, wie Abgase, werden auch von der Vegetation aufgefangen. Dank dieser praktischen Vorteile ist es noch angenehmer im "Bosco Verticale" zu leben.
*Rund ums Grüne*
Kaum zu glauben, dass die Eichen, Haselnussbäume, Buchen und Pflaumenbäume tatsächlich den lokalen Windstärken von bis zu 160 km/h standhalten, aber es stimmt tatsächlich, es wurde sogar extra in einem Windkanal in Miami getestet.
Bewohner müssen sich kaum um das Grüne kümmern: Die Pflanzen werden automatisch mithilfe eines elektronisch kontrollierten Bewässerungssystems bewässert, das Brauchwasser aus dem Grundwasser über Schläuche in die Balkonkästen pumpt.
Ein fest auf dem Dach installierter Kran ermöglicht das Eingreifen von Außen, um das Wachstum zu kontrollieren. Und für die Pflege sind drei Gärtner angestellt, die sich rund um das Jahr mit dem Verschneiden, Düngen und Pflegen der grünen Gebäudehülle befassen.
*Hat dieses Hochhaus nur Vorteile?*
Wenn man einen Nachteil erwähnen möchte, dann sind es sicher die hohen Kosten. Leider würden sich nur wenige das Leben im „Bosco Verticale“ leisten können, meint Boeri, der Architekt, der dieses Projekt entworfen hat. Er finde dies sehr schade. Schließlich sei aber der „Bosco Verticale“ ein Prototyp, der immer große Investitionen erfordere. Die Kosten würden erst dann abgeschrieben werden, wenn das Projekt als Vorbild für die Bebauung vieler dichter Gebiete in anderen Städten diene.
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Autorin / Autor: Matteo Siervo