Ewiger Hass

Einsendung zum Wettbewerb #netzheldin von Annika, 20 Jahre

Sie taten es schon wieder. Immer wieder. Immer noch.
Natürlich wusste ich warum.
Ich war nicht wie sie. Nicht wie sie es wollten.
Nicht dünn genug.
Nicht schlau genug.
Nicht hübsch genug.
Sie hatten keine Ahnung.
Wie es sich anfühlt.
Von allen gehasst zu werden.
Und trotzdem, trotz ihrer Unwissenheit-
vielleicht auch gerade wegen-
scheuten sie sich nicht.
Nicht davor mich zu verletzen.
Auf abscheuliche Weise.
Immer wieder. Immer noch.
Jede Minute. Jede Sekunde.
Es waren so viele.
So viele Menschen, viele Kommentare.
Aber sie alle sagten nur das eine:
Ich wurde gehasst.
Von allen, von jedem.
Dabei traute ich mich schon seit Langem
seit Ewigkeiten nicht,
noch irgendwas zu posten.
Noch irgendwas zu liken, zu kommentieren.
Mich bemerkbar zu machen.

Aber sie wussten genau.
Ich würde alles lesen.
Es war wie eine Sucht.
Ich musste wissen,
was sie zu sagen hatten.
Konnte nicht aufhören.
Und jedes Mal aufs Neue,
mit jedem Blick,
zerstörten sie –
zerstörte ich mich.

Es hatte alles verändert.
Auf einmal.
Von heute auf morgen.

Jede Sekunde. Jede Minute.
War spürbar,
für mich,
was sie dachten.
Wie sehr sie hassten.

Wie sollte,
wie konnte
Ich mich schützen?
Vor ihnen allen?

Aber ich konnte nicht mehr.
Und erwiderte.
Nach Wochen, nach Monaten
Des Schweigens.
Des Leidens.

Legte ich offen.
Was mich bedrückte.
Mich verletzte.
Ein langer Post.
Viele Gefühle.
Aber irgendwie,
hatte ich die Hoffnung.
Vielleicht alles losgeworden,
alles gesetzt zu haben.

Natürlich machten sie weiter.
Aber nicht mehr alle.
Und manche.
Ja manche,
nahmen mich in Schutz.
Widersprachen.
Ein Fortschritt.
Ich war nicht mehr alleine.

Und da waren noch mehr Opfer.
Noch mehr wie ich.
Sie alle brauchten Unterstützung.
Um aus dieser Hölle zu kommen.
Um zu sehen,
dass auch sie nicht alleine waren.
So wie ich.
Um zu zeigen,
dass es noch Hoffnung gab.
Noch Hoffnung
Die Täter zu überstimmen.
Zu übertönen.
Zu siegen.
Wieder zu Leben anfangen.

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Autorin / Autor: Annika