Auf dem Markt der Experten: Zwischen Überforderung und Vielfalt
Autor: Ruben Pfizenmaier
Illustration: Malte Grabsch
Das Buch „Auf dem Markt der Experten“ ist eine Projektarbeit von Studierenden der Angewandten Literaturwissenschaften an der Freien Universität Berlin. Es beleuchtet die Rolle von Experten in unserer heutigen Gesellschaft, die einerseits immer komplexer wird und immer kompliziertere Fragen aufwirft, die aber andererseits beinah beliebig Personen vor eine Kamera stellt und sie als „Experte“ betitelt. Was erwarten wir von Experten und wieso interessiert uns ihre Meinung überhaupt? Was erhoffen wir uns von ihnen, und was macht eigentlich einen guten Experten aus? Kann jeder zum Experten werden, und ist es überhaupt eine gute Idee, immer mehr Entscheidungen an Menschen abzugeben, die sich damit (scheinbar) besser auskennen als wir?
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich das Buch und folgt dabei einem logischen Aufbau. Es besteht aus Beiträgen verschiedener Autoren, die sich wie folgt aneinander reihen: Zunächst geht es darum, wer aus sozialwissenschaftlicher Sicht als Experte angesehen wird. Welche Erwartungen und Eigenschaften ergeben sich daraus? Danach geht es um Experten in unserem Alltag, wie wir sie aus Fernsehen und Zeitung kennen. Aber auch Experten, die sich im Hintergrund halten, werden untersucht: Was macht einen guten Lobbyisten aus? Gibt es so etwas überhaupt, einen guten Lobbyisten? Bis der rote Faden „Expertentum“ schließlich zum letzten Kapitel führt, in dem darauf eingegangen wird, wie jeder einzelne von uns mit Experten umgehen sollte: Ihre Expertise mit Vorsicht genießen, hin und wieder in Frage stellen, was man hört, aber trotzdem bereit sein, Entscheidungen an kompetentere Personen zu delegieren.
Insgesamt 15 Texte von 15 verschiedenen Autoren umfasst das Buch „Auf dem Markt der Experten“. Dadurch entsteht Vielfalt und Expertise – was auch von dem einen oder anderen Autor ironisch angemerkt wird. Die Texte unterscheiden sich, wie weiter oben erwähnt, in ihrem Themen, aber auch in ihrer Art: Es gibt Essays, Erzählerberichte und Interviews. Dadurch entsteht etwas Abwechslung beim Lesen, komplexere und simplere Texte wechseln sich ab. Insgesamt ist das Buch jedoch sehr wissenschaftlich und hin und wieder etwas trocken. Es ist damit keine richtige Freizeitlektüre, kein „page turner“, leider. Das Thema ist zwar interessant gewählt, äußerst relevant und auch visuell ansprechend verarbeitet. Trotzdem bleibt das Buch was es ist: Ein studentisches Projekt, das sich eher an ein Nischenpublikum wendet.
*Erschienen bei Edition Büchergilde*
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Autorin / Autor: lacrima - Stand: 22. April 2016