Muschelscherben

Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Jennifer, 17 Jahre

Meine Zehen berühren die kalte Straße. Ich habe meine Schuhe ausgezogen und sie in den nächstbesten Mülleimer geworfen. Brauche ich sowieso nicht mehr. Mein blaues Kleid weht mit meinen Haaren im Wind. Mama würde weinen, wenn sie die Haare sehen würde. Sie waren doch so teuer.
Mir ist das aber recht egal. Ich habe keine Lust mehr. Nach zehn Minuten bin ich an einem kleinen Teich angekommen und lasse mich auf den harten Boden fallen. Mein Blick schweift über die Landschaft und ich stelle mir vor, ich sitze am Meer. Das Wasser rauscht leise, es klingt wie der Rhythmus eines Liedes. In meinem Kopf setzen einzelne Instrumente ein. Erst Geigen, dann Celli. Es ist eine ruhige Melodie. Später kommt die Querflöte dazu. Ein ganzes Orchester spielt die Melodie, mit den Möwen als Sänger. Um mich herum liegen Muscheln. Ich stehe auf und lege mich direkt ans Wasser. Mit dem warmen Wasser um mich herum, lege ich mir  Muscheln auf die Innenseite meiner Arme. Es kitzelt und ich muss lachen. Doch mein Lachen verwandelt sich in Weinen. Die Melodie verwandelt sich in das Piepen meines Handys, das Wasser in warmes Blut, und die hübschen Muscheln in Glasscherben.

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Autorin / Autor: Jennifer, 17 Jahre