Der Schnee
Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Rebecca, 14 Jahre
Jeder kennt diese Tage, an denen man aufwacht und sofort weiß, dass irgendetwas Wundervolles passiert ist. Die Tage, an denen man nicht vom Wecker aus dem Schlaf gerissen wird. Man wacht auf, weil man geblendet ist. Der Schnee reflektiert die Sonne und lässt seine gesamte Umgebung glitzern. An diesen Tagen ist die Luft klirrend kalt, doch der Himmel strahlt genauso klar wie an einem Sommertag auch. Alle scharfen Kanten verschwinden unter der weißen Pulverschicht und die Welt scheint friedvoll und unschuldig.
An diesen Tagen denkt niemand an die Menschen, denen es schlecht geht. Die Menschen, denen der Boden unter den Füßen wegbricht, weil sie alles verloren haben. Niemand denkt an den Krieg oder den Tod.
Als sie an einem solchen Morgen aufwachte, lag sie nicht eingekuschelt unter einer wärmenden Decke. Sie hatte alles verloren. Sie lag unter einer Kiefer im Schnee und wusste, dass sie zum letzten Mal aufgewacht war und das unschuldige Pulver betrachtet hatte. Ein letztes trauriges Lächeln umspielte ihre blauen Lippen.
Dann lag sie da, wie ein erfrorener Schmetterling. Blass, schön, leblos - getötet vom Schnee.
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Autorin / Autor: Rebecca, 14 Jahre