Kleine Rebellin
Einsendung zum Wettbewerb "Schreiben mit allen Sinnen" von Aurelia, 13 Jahre
Wo ich hinsehe, liegt die Welt in Scherben. In glänzenden, großen Scherben, in denen sich die Wunden unserer Zeit und das unbarmherzige Sonnenlicht spiegeln. Ich habe mich in mein warmes Kissen verkrochen, obwohl es nach Waschmittel und Soßenpulver stinkt. Nach den Dingen, die ich früher gehasst habe, gegen die ich rebelliert habe, kampflustig und übermütig. Ich hatte ja keine Ahnung. Heute nehme ich diese Gerüche, und alles, was dazu gehört, einfach hin. Es wäre zu anstrengend, einen weiteren Feind kann ich nun wirklich nicht gebrauchen. Alles hier stört mich. Manchmal kommt es mir so vor, als lebte ich in einer fremden Welt, die mich abstößt. Und die ich abstoße. Das, was ich am meisten hasse, ist das Piepen. Es ist ständig präsent, es kommt immer wieder, und es drängt mir die bösen Bilder auf. Böse Bilder gibt es hier überall. Das tiefrote, von Unverständnis und Isolation entstellte Gesicht meiner Nachbarin zum Beispiel, wenn sie düstere Dinge aus ihrem Fenster brüllt, aus dem sie früher den Spaziergängern Limonade gereicht hat. Um das Piepen auszublenden, sammle ich einige Scherben auf und lege sie vor mir zu einem Muster. Aus dem Muster wird bald eine Blume, und darin spiegeln sich keine Wunden, sondern der immer noch blaue Himmel. Wo es blaue Blumen gibt, gibt es Hoffnung. Das Piepen verschwindet.
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Autorin / Autor: Aurelia