Interview mit Johanna Vogt

Schreiben ist für Johanna eine Möglichkeit, alles raus zu lassen, was so in ihrem Kopf herumschwirrt.

Die Kurzgeschichte "Mutter Natur-Reforestation rules!" von der Nachwuchsautorin Johanna Vogt handelt von den beiden Aussteigern Vincent und Nelli, die sich im Jahr 2050 der sogenannten Reforestation anschließen. In anderen Worten: Sie ziehen in den Wald, um eine naturverbundenere Zivilisation zu gründen und somit den Planeten zu schützen. Wie sich jedoch herausstellt, ist das abgeschiedene Leben im Wald weitaus komplizierter als gedacht.

*Über die Nachwuchsautorin:*
Johanna Vogt lebt mit ihrer Familie in einer kleinen Stadt in Schleswig Holstein. Gerade volljährig geworden strebt sie das Abitur an und hofft auf eine Zukunft, die mit Sprache zu tun hat. Viel reden konnte sie nämlich schon immer gut ...

Liebe Johanna, du hast vorher schon Geschichten geschrieben. Wann hast du damit angefangen und was waren deine bisherigen Themen?

Angefangen zu schreiben habe ich, als ich das Alphabet konnte. Bis einigermaßen logisch zusammenhängende Sätze rausgekommen sind, hat es dann schon noch ´ne ganze Weile gedauert. Thematisch hab ich so ab der zweiten Klasse meistens über sprechende (Kuschel-)Tiere, Waldelfen und den Weihnachtsmann geschrieben. Jetzt, mit 18, schreibe ich meistens über Themen wie Freundschaft, Liebe und die Abgründe der menschlichen Seele (und natürlich über sprechende Tiere, Waldelfen und den Weihnachtsmann).

War es schwer für dich, das Thema Umwelt als Aufhänger für deine Geschichte zu nehmen oder hattest du direkt eine Idee?

Schwer ist das falsche Wort. Ich würde es eher kompliziert nennen. Die Idee zur Geschichte war schon steinalt, aber dann genau herauszuarbeiten, was ich eigentlich sagen will, war dann nicht ganz so einfach. Als ich die Charaktere Nelli und Vincent dann gefunden hatte, konnte ich eh nicht mehr viel selbst entscheiden. Das meiste, was in der Geschichte passiert, haben sie einfach gemacht, ohne mich zu fragen…

Was gefällt dir besonders am Schreiben?

Schreiben ist für mich eine Möglichkeit, alles raus zu lassen, was so in meinem Kopf herumschwirrt. Und das ist manchmal ganz schön viel (unlogisches) Zeug, das geordnet werden muss. Außerdem liebe ich es, einfach neue Geschichten zu lesen/ zu entdecken und wollte einfach immer schon meine eigenen erfinden.

Ihr solltet zunächst ein Exposé mit Ideen zu eurer Kurzgeschichte, einer Textprobe und einer Charakterisierung der Hauptpersonen einreichen. Wie bist du vorgegangen? Was war dir besonders wichtig?

Besonders wichtig war mir, dass ich etwas zusammenstelle, dass nicht nur für mich interessant und spannend klingt, sondern das auch andere Menschen mögen/verstehen könnten. Dafür habe ich zuerst die Textprobe, dann die Charakterisierung und dann das Exposé geschrieben. Sicherlich sollte man es eigentlich genau in der umgekehrten Reihenfolge machen, damit die Geschichte Hand und Fuß hat. Ich musste auf jeden Fall alles noch mehrmals überarbeiten, damit es am Ende alles zusammengepasst hat…

Deine Figuren sind sehr lebhaft beschrieben und man könnte sich direkt vorstellen, selbst mit ihnen loszuziehen und sie als Freunde zu haben. Sind sie an reale Personen angelehnt?

Danke erstmal, für das Kompliment ;). Nein, sie sind nicht an reale Personen angelegt. Ich habe die Charaktere extra so erfunden, dass ich eine gewisse Sympathie für sie verspüre bzw. mich ein bisschen über sie lustig machen kann. Schließlich haben sie mich den ganzen Schreibprozess über begleitet und da hatte ich keine Lust auf Stress zwischen mir und den Darstellern.

Deine Hauptfiguren ziehen in den Wald, verzichten auf jeglichen Luxus, um ein Zeichen für die Umwelt zu setzen. Könntest du dir das auch vorstellen? Worauf könntest du eher/weniger verzichten?

Ich könnte mir das schon vorstellen, aber würde einen Katalog voller Bedingungen aufstellen. Darunter wäre unter anderem gelistet, dass
- ich alle meine Lieben mitnehmen darf
- irgendetwas erfunden wird, das wie eine Heizung funktioniert
– Bücher erlaubt sind
– Mückenspray gestellt ist
– es regendichte/ winterfeste Häuser gibt
– sauberes Trinkwasser gibt
– ich einen Lebensvorrat an Pizza mitnehmen darf
– einen Ofen für den Lebensvorrat an Pizza …

Ok, ich glaub, ich bin für das Leben im Wald doch nicht so geeignet!

Deine Hauptcharaktere halten ihre Geschichte in einem Notiz- bzw. Tagebuch fest. Warum hast du diese Form gewählt?

Mir war der Perspektivwechsel zwischen den beiden wichtig und das Tagebuch ist mir da als erstes als brauchbares Medium eingefallen.

Wie war es für dich, deine Geschichte auf der Leipziger Buchmesse und auf "Huch ein Buch!" dem Publikum zu präsentieren? Hast du dich besonders darauf vorbereitet?

Meditiert und tief in mich gegangen, um meine Aufregung zu verscheuchen. Ich hatte mir tatsächlich auch ein paar Notizen gemacht, aber wenn wir mal ehrlich sind, kam das meiste dann doch ganz spontan und situationsabhängig. Die Leipziger Buchmesse war insbesondere eine Erfahrung, für die ich sehr dankbar bin (auch dafür, dass relativ viele Menschen zugehört haben, weil ich am Anfang Panik hatte, dass vielleicht gar keiner kommt :-D).

Was sind deine Pläne für die Zukunft?

Diesen Sommer mein Abi bestehen und danach Anglistik studieren. Momentan würde ich später gerne „nebenberuflich“ in einem Verlag arbeiten und „hauptberuflich“ Autorin sein. Nimm dir Zeit, um zu träumen. Das ist der Weg zu den Sternen - Irisches Sprichwort.

Zurück