Die Übersinnlichen - ab 14 J.
Autorin: Susanne Rauchhaus
Bereits seit früher Kindheit verfügt die siebzehnjährige Jana über eine ungewöhnliche Gabe: Sie kann Trugbilder erschaffen. Dummerweise ist sie nicht in der Lage, ihre Fähigkeit zu kontrollieren und so kommt sie dadurch immer wieder in unangenehme Situationen, was dazu führt, dass Jana häufig die Stadt und somit auch die Schule wechseln muss. Nicht nur sie selbst verzweifelt daran, ständig anders zu sein als die anderen und nie Freunde zu finden, auch ihre Eltern haben irgendwann genug. Sie beschließen, Jana auf ein Internat zu schicken – ein Internat für übersinnlich begabte Jugendliche, abgelegen und völlig unbekannt …
Der Anfang des Buches hat mich erst mal nicht sonderlich begeistert. Dass Jana nach einem Kinobesuch einen ihrer Lehrer zusammen mit einer Mitschülerin knutschend in einer Gasse erwischt und er ihr daraufhin schlechte Noten sowie Pflichtbesuche beim Schulpsychologen androht, sollte sie es weitererzählen, finde ich genauso klischeehaft wie die Aussage des Rektors der PSI-Schule, die er Jana gleich zu Beginn an den Kopf wirft: „Du hast die ungewöhnlichsten Hirnströme, die ich je gesehen habe“ (klar, dass die Protagonistin mal wieder in irgendeiner Hinsicht besonderer sein muss als alle anderen). Aber je weiter ich las, desto interessanter fand ich die Geschichte schließlich. Die Charaktere sind nicht platt und einseitig, sondern haben ein Leben und strahlen Sympathie aus – zudem merkt man an einigen Stellen, dass Jana nicht auf den Kopf gefallen ist, und in diesem Punkt hebt sie sich von vielen Protagonistinnen anderer Jugendbücher positiv ab. Den Schreibstil empfand ich außerdem als sehr angenehm zu lesen. Was mich jedoch gestört hat, war, dass bei Jana immer alles so schnell ging. An Tag 1 im neuen Internat lernte sie flüchtig ihren Mitschüler Dorian kennen und verguckte sich gleich ein bisschen in ihn, weil er Piano spielte (wie tiefgründig), an Tag 2 hatten sie bereits ihr erstes Date und es fielen seinerseits auch schon Sätze wie „Ich will nicht, dass dir etwas passiert“ und an Tag 3 hingen die beiden praktisch nur noch knutschend in der Gegend rum. Tja, das ist wohl Ansichtssache … [SPOILER: Ich muss hinzufügen, dass Dorian mir von Anfang an unheimlich war und, nun ja, diese Ahnung hat sich letzten Endes als berechtigt herausgestellt. Es versteht sich von selbst, dass Jana, sobald er sich als Bösewicht entpuppt hatte, gleich den nächsten Typen parat hatte – Dorian war gerade ein paar Minuten Geschichte, da hing sie auch schon an den Lippen eines anderen, der bis dahin nur ihr Kumpel gewesen war …]
Absolut gelungenes Buch
Alles in allem halte ich „Die Übersinnlichen“ für ein absolut gelungenes Buch, und das, obwohl ich eigentlich keine Fantasyromane mag. Die Story ist teilweise unrealistisch (z. B. die Tatsache, dass niemand von dem Internat für Übersinnliche weiß) und auch ziemlich übertrieben (paranormale Fähigkeiten in allen Ehren, aber Trugbilder?), doch was soll’s, das hier ist ja kein PSI-Fachbuch, sondern ein Jugendroman – und ein recht unterhaltsamer dazu. Obwohl irgendwie bereits auf Seite 26 klar wird, worauf die Story hinausläuft, bleibt es eigentlich immer spannend, und so soll es schließlich sein. Fazit: uneingeschränkte Kaufempfehlung!
*Erschienen bei: Überreuter*
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Autorin / Autor: darksundance - Stand: 24. Februar 2009