Nazi-Parolen zwischen Erdbeerkuchen und Müsli
Rechtsextreme ködern Jugendliche mit verfälschten News und stylischen Videos
Rechtsextreme gehen in sozialen Netzwerken immer perfider vor, um Jugendliche zu ködern und sie für ihre Ideologie zu gewinnen. Mit frei erfundenen oder falschen Meldungen schüren sie Hass gegen Geflüchtete, Muslime und andere Minderheiten. Dabei wissen sie genau, worauf Jugendliche ansprechen und nutzen Themen wie Onlinespiele, Hip-Hop oder Ernährungstrends als Türöffner. Über ihre provokanten Beiträge auf Facebook, Instagram, Youtube oder anderen Plattformen erreichen sie so auch viele junge User_innen außerhalb extremistischer Kreise.
"Falschmeldungen werden gezielt lanciert, um Hass zu schüren", berichtet Stefan Glaser, stellvertretender Leiter der Organisation jugendschutz.net, die zusammen mit dem Bundesfamilienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung am 14. Februar aktuelle Erkenntnisse, Zahlen und Gegenstrategien zu Rechtsextremismus im Internet vorgestellt hat. Die mediale Inszenierung habe dabei eine neue Qualität erreicht, der extremistische Hintergrund sei häufig verschleiert. "Rechtsextreme vermitteln ihre Botschaften über stylische Memes und Videos. Da verpackt die Identitäre Bewegung ihre Propaganda in coole Hip-Hop-Songs oder es tauchen bei Facebook Nazi-Parolen zwischen Fotos von Erdbeerkuchen und Müsli auf".
Eine weitere Strategie rechtsextremer Gruppierungen ist es, sich als Natur- oder Tierschutzgruppe zu tarnen. Neonazis der Misanthropic Division agieren als "Block Widar" oder "Greenline Front Deutschland" und geben sich umweltbewusst. Sie posten bewusst keine Schusswaffen und Kriegsgeräte auf ihren Seiten, sondern Bilder von Aufräumaktionen in deutschen Wäldern, Anleitungen zum Bau von Vogelhäuschen oder empörte Aussagen über die Misshandlung von Tieren, weiß jugendschutz.net.
Die rechtsextreme Identitäre Bewegung nutzt zum Beispiel bei ihrer Social-Web-Strategie auch Privat-Accounts ihrer Mitglieder, die sie in Hauptkanäle einbindet. Die Profile wirken auf den ersten Blick harmlos, es werden zum Beispiel Tipps zur Selbstverteidigung gegeben oder so genannte "Foodporn"-Bilder gezeigt. Mit harmlos klingenden Begriffen wie „Heimat“ und „Tradition“ kaschieren sie ihre rechtsextreme Ideologie. Dahinter steht aber eine Strategie: Die freundliche Aufmachung, Themen aus dem Alltag und persönliche Ansprache sollen die Hemmschwelle zur Kontaktaufnahme senken.
Gegen 1.678 rechtsextreme Angebote, die die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen gefährden können, ist jugendschutz.net 2016 vorgegangen. 94% wurden bei Facebook, YouTube und Twitter festgestellt. In über 80% der Fälle konnten die Jugendschützer über eine Kontaktaufnahme zum Anbieter die unzulässigen Inhalte aber auch schnell entfernen oder für den Zugriff aus Deutschland sperren lassen. 3% gaben sie an die Medienaufsicht und die Strafverfolgung ab.
Es lohnt sich, einen Blick in die Broschüre "Vernetzter Hass" zu werfen, die sehr viele Beispiele verschleierter, rechtsextremer Propaganda aufzeigt in Bild und Text! Wem danach übel ist, sollte nicht verzweifeln, sondern sich der Tipps auf dem Poster "Achtung Hinterhalt" bedienen, mit denen jugendschutz.net uns zeigt, wie man rechtsextreme Fake-News erkennt und sich dagegen wehren kann.
Quellen:
Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 15. Februar 2017