Nichts leichter als das

von Marnelle Tokio
Übersetzt von Martina Tichy

Ein Roman über Magersucht

„Die Anorexia nervosa, auch Anorexia mentalis oder Magersucht genannt, ist eine psychische Störung aus dem Bereich der seelisch bedingten Essstörungen.“ Genauso steht es bei einem sehr bekannten Online Lexikon.

Magersucht ist nicht etwas, worüber man einfach weggucken kann, allerdings ist es auch nichts, wofür man irgendwen bestrafen kann. Viele denken, Magersüchtige seien daran selber Schuld. Aber wenn man mal überlegt. Ein ganz simples Beispiel: Weshalb schminkt man sich? Weil man anderen gefallen will. Die Magersucht ist teilweise genauso etwas. Also kann man nicht einfach sagen, dass es eine psychische Störung ist.

Der Roman von Marnelle Tokio ist 2003 in Tundra Books in New York erschienen.
Seit 2009 ist er dann auch in deutscher Übersetzung beim Carlsen Verlag erhältlich.

Wer kennt das Gefühl nicht, wenn auf einmal alles im Leben schief läuft? Martys scheinbar wunderbarer Freund macht Schluss, als er nach neun Monaten Beziehung erfährt, dass sie gar keine Jungfrau ist und es trotzdem nie machen wollte. Zahlreiche Sch- Wörter folgen und das, was sie am härtesten trifft ist „Schwabelschenkel“. Außerdem ist ihre Mutter Alkoholikerin und ihr Vater interessiert sich kein Stück für sie, deshalb beschließt sie gleichzeitig mit ihrer Mutter, die das Trinken aufgibt, mit dem Essen aufzuhören und verfällt der Magersucht. Darauf wird sie zu einer Klinik für Alkoholiker, Drogenabhängige und auch Essgestörte geschickt. Marty fühlt sich dort unwohl und will sofort zurück. Sie fühlt sich weder bei den Magersüchtigen noch bei den Bulimiekranken aufgehoben. Die ganzen Therapien befindet sie als unnötig und überhaupt haben hier alle einen an der Klatsche, nur sie nicht. Anfangs denkt man so, dass sie alles dort nicht ernst nimmt und quasi ein hoffnungsloser Fall ist, da sie sich auch mit dem Personal anfeindet. Doch als auf einmal die kleine Lily eingewiesen wird, ändert sie ihre Einstellung Stück für Stück. Lily ist klein und schwach, wiegt mit ihren acht Jahren nur fünfzehn Kilo. Von da an ist Marty wie eine große Schwester für Lily.

Dies ist eine ergreifende Geschichte mit einem sehr traurigen Ende.