Böses Spiel
Autorin: Brigitte Blobel
Realistisches, einfühlsam erzähltes Buch zu einem aktuellen Thema
Svetlana ist ein 14-jähriges, lebensfrohes Mädchen, das in der Ukraine geboren wurde. Nun lebt sie mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater in Deutschland. Die Familie lebt in einer Sozialwohnung und hat oft nicht genug Geld, doch Svetlana ist glücklich, denn sie besucht eine Realschule und ist eine gute Schülerin. Und auf einmal geht auch ihr Traum in Erfüllung, endlich auf ein Gymnasium wechseln zu dürfen.
Wenn man das alles liest, fällt es schwer zu glauben, was man bereits auf der ersten Seite des Buches von Brigitte Blobel erfährt; nämlich dass Svetlana versuchen wird, sich selbst umzubringen. Wieso sie das macht, erfährt man aber bald: Sie bekommt ein Stipendium für ein angesehenes, teures Internat, das sie dann als externe Schülerin besucht. Doch mit der Zeit sieht alles nicht mehr so rosig aus, denn Svetlana wird gemobbt. In der Schule wird sie ignoriert bis offen angefeindet, im Internet wird über sie gelästert und bösartige Fotomontagen erscheinen.
Das Buch erzählt wie Svetlana zuerst noch relativ gut zurechtkommt, mit der Zeit aber immer mehr zusammenbricht. Und sie ist die ganze Zeit fast völlig auf sich alleine gestellt, wirkliche „Helden“ gibt es nicht, was alles sehr realistisch wirken lässt. Ich finde das Buch durchaus lesenswert, Svetlanas Geschichte wird einfühlsam erzählt, ohne zu viel Mitleid für sie zu erzeugen. Das Thema ist außerdem sehr aktuell, denn Mobbing ist nicht selten, auch wenn es eher seltener so öffentlich geschieht, oder mit einem Selbstmordversuch endet.
Wahrscheinlich wird „Böses Spiel“ nie so einen Erfolg haben wie große Fantasy-Romane oder Krimis, aber das liegt meiner Meinung nach nicht daran, dass das Buch schlechter geschrieben ist, oder die Handlung nicht ansprechend ist, sonder einfach daran, dass es realistisch ist, und es nicht mit einem Kuss zwischen Opfer und Held sondern auf den Bahngleisen bzw. in der geschlossen Abteilung einer Psychiatrie endet.
*Erschienen bei cbj*
Autorin / Autor: lica - Stand: 2. Oktober 2008