In dem Buch "Das Flüstern der Engel“ von Livi Michael werden drei Geschichten erzählt, die miteinander verwoben sind. Alle drei Geschichten spielen in Manchester in einer geheimnisvollen Kathedrale. Das Buch beginnt mit der Geschichte Kates, die in der heutigen Zeit lebt und ein Schulprojekt in der Manchester Kathedrale mitmachen muss. Kate, die oft die Schule schwänzt und mit ihrem Vater alleine lebt, arbeitet widerwillig an dem Projekt mit. Im Laufe des Buches verschwindet ihr Vater, und Kate wird Zeugin einer unglaublichen Begebenheit, die sie und ihr Leben verändert...

*Selber Ort, andere Zeit*
Die anderen beiden Handlungen haben mit der Geschichte Kates nur den Handlungsort gemeinsam, die Zeitepoche ist eine andere. Die Geschichte von Kit und Simeon spielt zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als in Großbritannien der Thronfolgekrieg zwischen der Schottin Maria Stuart und der Engländerin Elisabeth der Ersten entbrannt war, und damit verbunden auch der Religionskrieg. Simeon ist ein etwas begriffsstutziger, aber musikalisch begabter Romajunge, der zusammen mit seiner über alles geliebten Mutter nach Manchester zieht. Seine Mutter meldet ihn an einer Lateinschule an, in der er als einzigen Freund Kit findet. Kit hilft ihm, im fremden Schulalltag zurechtzukommen und verteidigt ihn gegen die Beleidigungen der anderen Schüler.
Dabei hat Kit selbst kein leichtes Auskommen. Immer öfter wird er zum unheimlichen Kirchenvorsteher gerufen, von dem erzählt wird, dass er vom Teufel besessen sei. Der Kirchenvorsteher bietet ihm Unterricht in der Magie an und Wissen, von dem Kit noch nicht einmal wusste, dass es existiert. Doch nicht nur der Kirchenvorsteher hat Geheimnisse, auch Kit hütet eines...

*Holprige Handlungsstränge*
"Das Flüstern der Engel" ist eine überaus spannende Geschichte voller Überraschungen und unvorhergesehener Wendungen. Die Autorin versteht es sehr schön, historische Ereignisse zu verpacken und für den Leser aufzubereiten. Mit der Auflösung der Geschichte bin ich allerdings nicht so zufrieden. Meiner Meinung nach passt die Geschichte Simeons nicht zu der von Kate und Kit. Dem Leser wird zuwenig beschrieben, wie es zum Ende kam, welches die Beweggründe der Figuren waren und so weiter. Zwar kann man nach längerem Nachdenken die Geschichten so weiterspinnen, dass alles einen Sinn ergibt, besser hätte ich es aber gefunden, wenn Livi Michael ihre sehr schöne Auflösungsidee mehr vorbereitet und ausführlicher beschrieben hätte. Die ganze Geschichte wirkt sehr konfus und zerfahren. Das ganze Buch über versucht man, hinter die Charakterzüge der Hauptpersonen zu kommen und wird jedes Mal eines Besseren belehrt. Sich selber Gedanken über die Fortführung der Geschichte zu machen, wird selten von Erfolg gekrönt.
Wer allerdings Bücher mag, bei denen immer in die einzelnen Handlungsstränge hinein geleuchtet wird, in etwa als wenn man träumt, und der Traum jede Nacht fortgeführt wird, der kann dieses Buch lesen.
Mir persönlich hat das Buch nicht so gut gefallen, wenngleich der Roman eine interessante Sicht auf die historischen Ereignisse Großbritanniens Anfang des 17. Jahrhunderts wirft. Wem Geschichten gefallen, in denen verstärkt aus der Sicht verschiedener Personen berichtet wird, dem gefällt vielleicht auch dieses Buch.