Ausgeblendet

Autor: Robert Cormier

Darum geht´s

Im Sommer, als er 13 wird, entdeckt Paul, dass er von seinem Onkel eine geheime Gabe geerbt hat: Er kann sich unsichtbar machen! - Soweit der Klappentext des von Robert Cormier geschriebenen Romans “Ausgeblendet“. Was sich nach einem spannenden Fantasybuch anhört, enpuppt sich bereits auf den ersten Seiten als Roman über die sozialen, aber auch persönlichen Probleme eines dreizehnjährigen Jungen um 1938. Die Geschichte ist in drei Teilen aufgebaut, mit jeweils verschiedenen Erzählern. Da gibt es Paul, den Jungen und später den erwachsenen Mann, der davon träumt zu schreiben. Es gibt Susan, eine entfernte Nachfahrin des zu ihrer Zeit berühmten Schriftstellers Paul. Und schließlich Ozzie, Pauls Neffe, der durch das Ausblenden zu Gewalt getrieben wird.

Die Story

Alles beginnt damit, wie Paul von einem Foto erzählt, auf dem sein Onkel spurlos verschwunden scheint. Dem aufmerksamen Leser wir sofort die Parallele zum Titelbild bewusst, auf welchem ebenfalls ein Foto mit einer fehlenden Person abgebildet ist. Während Paul nun von seinen Problemen in allen Lebensbereichen erzählt, erfährt man immer mehr über seine neu erwachte Gabe. Während des Ausblendens sieht Paul immer öfter hinter die Fassade der Menschen und entdeckt, dass auch in seiner kleinen Stadt jeder ein Geheimnis hat. Gleichzeitig wird ihm immer mehr bewusst, dass er, solange er unsichtbar ist, die Möglichkeit hat, den Menschen zu helfen, meist jedoch mit Gewalt. Schließlich kommt es soweit, dass er sogar tötet! Der Clou an der Geschichte: Irgendwann erfährt man, dass dies alles nur ein Manuskript ist, welches Susan gefunden hat. Während sie nun mit Pauls Agentin und Vertrauten Meredith disskutiert, ob die Geschichte der Wahrheit entsprechen kann, zeigt sich, dass in Pauls Leben die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit immer mehr verwischen, bis er selbst nicht mehr dazwischen unterscheiden konnte.

Spannung, aber auch viel Gewalt

Jetzt beginnt der dritte Teil des Buches. Hier erfährt man etwas über Ozzie, und wie  Paul sich auf die Suche nach ihm macht. Da seine Mutter ihn schon als Baby weggegeben hat, wächst Ozzie bei einem gewalttätigen Adoptivvater und dessen hilfloser Frau auf. Er lernt bald, dass Gewalt die einzige Lösung für seine Probleme zu sein scheint. Da kommt ihm seine Gabe gerade recht, um sich an seinen Mitmenschen für all die Demütigungen zu rächen. Schnell zeigt sich, dass der Junge keine Kontrolle über seine Ausbrüche hat, und er beginnt immer mehr, seine Umgebung und auch ihm wohlgesonnene Menschen zu terrorisieren. Als sein Onkel in die Stadt kommt um ihm zu helfen scheint die Lage zu eskalieren.
Der Roman macht auf soziale Ungerechtigkeiten in den USA am Ende der 30er Jahre aufmerksam und zeigt alle Problem, angefangen beim Ku-Klux-Klan über die alltägliche Armut bis zu Inzest, auf. Gleichzeitig beschreibt er, wohin Gewalt führen kann und dass sie keine Lösung ist, sondern nur noch mehr Probleme verursacht. Der teilweise lockere Ton passt nicht ganz zu der ernsthafte Problematik und gerade wenn der Leser sich fragt, ob wir wirklich in einer Welt voller Gewalt leben, wird der Fantasy-Anteil des Buches plötzlich in den Vordergrund gestellt. Die vielen Zeitsprünge verwirren den Leser und lassen kaum persönliche Beziehungen zu den Personen aufkommen.

Meine Meinung

Meiner Meinung nach ein interessantes Buch, das auch zu unterhalten weiß, sich jedoch nie ganz zwischen einem Drama und einen Fantasyroman entscheiden kann. Ein Buch, das man liest und wieder zur Seite stellt, ohne sich mit den aufgeworfenen Fragen näher zu beschäftigen. Schade, der Stoff hätte es eigentlich hergegeben!

Autorin / Autor: Cara42 - Stand: 2. September 2005