Das Buch „Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen“ von Carolyn Mackler, wird aus der Sicht von Virginia Shreves, einem unscheinbaren 15-jährigen Mädchen in einer perfekten Familie, geschildert. Und sie hat besonders ein Problem: Sie ist dick.
*Die Story*
Die Geschichte von Virginia spielt in New York. Sie wohnt zusammen mit ihrer Familie in einem Penthouse, einer schlichten Dachterrassenwohnung im Herzen der Großstadt. Ihre Eltern sind im Beruf erfolgreich, sportlich und gesellschaftlich angesehen, ihr älterer Bruder Byron ein ehemaliger Star an der Highschool, überall beliebt und begehrt und ihre Schwester Anais als UNO-Friedenkorpsfreiwillige in Afrika ebenso perfekt wie der Rest der Familie. Doch Virginia ist anders. Sie hat weder einen perfekten Körper, noch kann sie fließend französisch sprechen oder ist bei jedem beliebt. Außerdem ist ihre beste Freundin Shannon weggezogen, und sie hat eine weitere Sorge: Die Aufmerksamkeit von Froggy Welsh dem Vierten zu erlangen!
*Die Hauptfigur*
„Die Erde, mein Hintern und andere dicke runde Sachen“ thematisiert Themen mit denen viele Jugendliche heute konfrontiert werden: Probleme auf Grund von Äußerlichkeiten, Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben, Erwartungen und Maßstäbe von Anderen. Da Virginia keine Figur eines Topmodels hat, wird sie von Mitschülern gemieden und von den Jungen in ihrem Alter kaum beachtet. Nur Froggy scheint sie zu mögen, und sie treffen sich jeden Montagnachmittag, natürlich ohne dass irgendwer etwas davon mitbekommen darf. Ihre Familie lässt sie die ganze Zeit über spüren, dass Virginia etwas ändern muss: Ihr Gewicht. Nach einigen gescheiterten Versuchen und einem Arztbesuch, beschließt sie dann schließlich, wirklich abzunehmen. Sie isst nur noch wenig, fängt an Sport zu treiben, schneidet Bilder von überdurchschnittlich gut aussehenden Frauen aus und befestigt sie überall, um immer an dieses Ziel erinnert zu werden. Es werden viele Anzeichen deutlich, die auf Magersucht schließen lassen, und die Situation droht gefährlich zu werden…
*Das Umfeld*
Solche Gedanken wie bei Virginia haben viele Jugendliche. Die Medien zeigen nur perfekte Körper, und die Ansprüche werden so hoch gesetzt, dass viele bei dem Versuch ihnen gerecht zu werden scheitern und ernsthafte Folgen davon tragen können. Dazu kommt auch noch der Druck der Umwelt. Freunde und Familie wollen „nur das Beste“ und drängen zur Diät, sobald das Körpergewicht zunimmt. Es ist nicht falsch etwas gegen Übergewicht zutun, jedoch sollte meiner Meinung nach beachtet werden, dass der Druck nicht zu groß wird, die betreffende Person nicht allein mit dem Problem gelassen wird und sie es tut, weil sie es will und nicht weil die Gesellschaft es vorgibt. Im Fall von Virginia sind die Erwartungen der Familie sehr hoch. Die Eltern sind begeisterte Sportler, angesehen und erfolgreich, genau wie die Kinder. Man könnte den Eindruck gewinnen, dass es sich um eine Musterfamilie der heutigen Zeit handelt, doch gibt es eben den einen Schwachpunkt: Die so unvollkommene Virginia. Sie wird von ihren Eltern geliebt, jedoch fallen immer wieder Andeutungen, die ihr Gewicht betreffen und erst als sie beschließt abzunehmen, bekommt sie plötzlich Aufmerksamkeit und man ist stolz auf sie.
*Die Wende*
Nachdem dann aber die Geschichte eine plötzliche Wendung nimmt und ihr großes Vorbild, ihr Bruder wegen eines schlimmen Vorfalls von der Highschool verwiesen werden soll, bricht für Virginia eine Welt zusammen. Traurig und wütend beschließt sie ihr Leben zu ändern. Plötzlich stellt sie sich gegen ihre Familie und geht die ersten Schritte zur Selbstständigkeit, findet Selbstbewusstsein und nimmt auch einige Schwierigkeiten in Kauf…
*Meine Meinung*
Ich denke der Autorin ist es gut gelungen darzustellen, was viele Jugendliche durchmachen müssen. Auf dem Weg ins Leben werden sie von vielen Problemen begleitet, die sie irgendwie meistern müssen, jedoch zeigt die Geschichte auch, dass die Probleme meist nicht von Dauer sind und sich schließlich jeder, unabhängig von der Gesellschaft, entwickelt und den richtigen Weg findet. Da Carolyn Mackler das Thema der Übergewichtigkeit thematisiert, fühlen sich wahrscheinlich viele von dem Buch angesprochen und können sich in weiten Bereichen mit Virginia identifizieren. Das Mädchen findet immer wieder zu sich selbst zurück, ist stark genug, gegen die Gefahr einer Essstörung anzutreten, behauptet sich gegen Familie und Gesellschaft und entwickelt sehr viel innere Stärke, die sie erkennen lässt, wer sie wirklich ist und was sie will. Das Buch schildert diese Entwicklung sehr gut und gibt einen ausreichenden Einblick in dieses Mädchen, das so „anders“ und trotzdem „normal“ ist.
Der, wenn auch etwas gewagte, Titel macht die Leser neugierig, spricht jedoch wahrscheinlich nicht jeden an. Einen Blick in das Buch zu werfen lohnt sich auf jeden Fall, auch wenn das Thema nicht außergewöhnlich ist und in vielen anderen Büchern behandelt wird. Besonders gut gefallen hat mir der unkomplizierte, lockere Schreibstil und die Liebe zum Detail. Alles in allem regt das Buch sicherlich zum Nachdenken an und ist nicht nur für Mädchen, sondern auch für viele Jungen interessant, die vielleicht lernen, etwas sensibler mit denen umzugehen, die nicht perfekt aussehen und erkennen, dass viel mehr hinter Menschen steckt als nur das Aussehen.