Wo geht’s hier zum Leben?
Ein christliches Buch - von Thomas Erne und Sabine Jocher
"Reicht es dir nicht, einfach das zu glauben, was andere dir erzählen? (...) Dann lies dieses Buch. Viele Jugendliche haben (…) über die wichtigsten Fragen des Lebens nachgedacht.” Das stand im Klappentext dieses farbenfroh aufgemachten Buchs. Das passte mir sehr gut. Als Jostein-Gaarder-Buecher-Liebende und somit Hobbyphilosophin hatte ich mir schon oft und lange Gedanken über die grundlegenden Fragen des Lebens gemacht. Ein Buch, das diese weiter erörtert und mir vielleicht sogar etwas Hilfestellung zu meinen ganz persönlichen Antworten anbietet, das erhoffte ich mir.
Meine Erwartungen wurden schnell zerschlagen. Schon beim Überfliegen des Inhaltsverzeichnis wurde mir bei Kapiteltiteln wie “Jesus von Nazaret” oder “Die Zehn Gebote” bewusst, dass dieses Buch wohl eher eine Erklärung des christlichen Glaubens für Jugendliche war. Dennoch wollte ich mir noch kein Urteil erlauben. So las ich dann von den verschiedenen Arten zu beten, von Gottesbildern und vom Sinn des Helfens.
*Gibt es nur einen Glauben?*
Meine oberste Kritik nun ist vor allem, dass dieses Buch sich vollständig auf das Christentum konzentriert. Es ist interessant, von den vielen unterschiedlichen Aspekten des christlichen Glaubens und der Kirche zu lesen, doch Rat oder Bestatätigung zu eigenen Fragen zum Leben findet nur der, der ohnehin schon an den christlichen Gott glaubt. Jugendliche aber, die sich nicht sicher sind, ob eine Form von Gott überhaupt existiert oder die zweifeln, welche Religion diese eventuell existierende Macht am besten verkörpert, werden enttauscht. Andere Religionen und Glaubensarten werden vollkommen ausgeblendet. Die Autoren gehen gewissermaßen davon aus, dass man an den christlichen Gott glaubt.
Trotzdem ist dieses Buch sicher gut geeignet für christliche Jugendliche, da es auf eine moderne Art die Kirche, Jesus und die Grundsätze der Bibel erklärt. Ausserdem gibt es O-Töne von anderen Jugendliche zum Thema Gott, die unterschiedliche Glaubens- und Denkansätze aufzeigen. Auch geben die Autoren gute Ratschläge, wie man als Christ Gott und das moralische Fundament des Christentums (wie die Zehn Gebote) in seinen Alltag aufnehmen kann. Kritk an der Kirche wird man jedoch nicht finden. Das Kapitel, das sich damit beschäftigt, begrenzt sich auf banale Dinge wie dem Wunsch nach “bequemem Kinosesseln”. Kreuzzüge, Inquisition oder auch aktuellere Themen wie die Intoleranz gegenüber Homosexuellen bleiben unerwähnt.
Abschließend bleibt mir nur, dieses Buch nur christlichen Jugendlichen oder solchen, die sich für das Christentum interessieren, weiterzuempfehlen. Meinen Erwartungen hat es nicht standhalten können und so bin ich immer noch auf der Suche nach meinem persönlichen Glauben.
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Autorin / Autor: colombe - Stand: 21. April 2005