Die Bewohner der Stadt Ember führen eigentlich ein ganz normales Leben: tagsüber verrichten sie ihre Arbeiten, kehren abends dann wieder zu ihren Häusern zurück, nehmen mit ihren Familien ein mehr oder weniger reichhaltiges Abendbrot ein und legen sich zuletzt in ihre Betten. Nur einen Unterschied gibt es, der ihren Alltag so sehr von unserem gewohnten abhebt, den die Bewohner gar nicht mehr beachten und der dennoch so gravierend ist: Ember liegt in völliger Dunkelheit. Dass die Menschen in der Stadt überhaupt zu ihren Arbeiten gehen können, verdanken sie einem riesigen Generator, der, unten im Kanalsystem von einem reißenden Fluss angetrieben, die gesamte Stadt mit Licht versorgt. Überall in den Straßen und Häusern kann man Glühbirnen erkennen, welche die Stadt in ein neonfarbenes Licht tauchen, ohne das die Bewohner jedoch nicht mehr leben können. Die Menschen sind auf eine Uhr angewiesen, die vor langer Zeit einmal eingestellt wurde und ihnen Tag und Nacht angibt.
Vor rund 200 Jahren (niemand weiß das genaue Datum, da es immer wieder Probleme mit der alten Uhr gab) wurde die Stadt Ember der Legende nach von den geheimnisvollen Baumeistern erbaut. Diese errichteten die Gebäude und auch den unwegdenkbaren Generator. Außerdem legten sie ein unerschöpflich scheinendes Vorratslager unter der Stadt an, das seit jeher für die Bewohner lebenswichtig wurde. Hier kann man scheinbar alles vorfinden: Glühbirnen, Stoffe, Bauteile und natürlich unermesslich viele Konservendosen. Lina und Doon, die beide zwölf Jahre alt sind, wurden in Ember geboren und kennen die Stadt wie ihre Westentaschen. Als sie nun ihr zwölftes Lebensjahr erreicht haben, werden sie, wie alle Kinder in diesem Alter, in die Welt der Erwachsenen eingeführt. Der Bürgermeister persönlich teilt ihnen ihre Arbeiten zu, die sie ab dieser Zeit an Tag für Tag ausführen sollen. Während Lina, ein neugieriges und aufgewecktes Mädchen, nach einigem Hin und Her ihren Traumberuf Bote bekommt, darf Doon die beschädigten Rohre unten im Kanalsystem reparieren. Doch die allseits unbeliebte Aufgabe nimmt der oft besorgte und doch schlaue Junge gerne an, denn nun kann er sich ganz seiner eigenen Aufgabe, den alten Generator unter die Lupe zu nehmen, widmen.
Das so perfekt organisiert scheinende Ember steht nämlich kurz vor einer Katastrophe. Der lebenswichtige Generator ist mit der Zeit alt und schwach geworden und immer häufiger kommt es zu Stromausfällen, in denen die gesamte Stadt für mehrere Minuten in völliger Dunkelheit versinkt. Die Menschen eilen nur noch mit gesenkten Köpfen durch die Straßen, um schnellstmöglich vor weiteren Ausfällen, die sich nun immer länger ausweiten, in ihren Häusern zu sein. Doch nicht nur das lässt die Bewohner besorgt werden. Auch die so riesigen Vorratslager neigen sich dem Ende zu und es mangelt an Alltagsgegenständen, wie Buntstifte oder Kleidung.
Doon hat sich schon lange vorgenommen, bei dem Generator eine Lösung für das Problem zu finden und sieht seine Arbeit im Rohrnetz als eine glückliche Fügung an. Doch nicht nur er wird in den Kampf gegen die Dunkelheit verwickelt. Auch seine Schulkameradin Lina macht eine bedeutende Entdeckung: Sie findet ein Kästchen mit einer geheimnisvollen Nachricht. Leider jedoch hat sich ihre kleine Schwester Poppy schon über den Zettel hergemacht und Lina kann ihn nur noch halbvollständig retten. Zusammen mit Doon, welcher der einzige ist, der die Nachricht ernst nimmt, versucht sie das Geheimnis um das seltsame Kästchen zu lösen und erneuert wieder die beinahe zerbrochene Freundschaft zwischen den beiden. In der Zeit, in der sie nach Hinweisen in der Nachricht suchen, finden sie noch etwas ganz anderes heraus, das mit dem stetigen Dahinschmelzen der Vorräte zusammen hängt. Lina und Doon beschließen den unwissenden Bewohnern auf dem großen Singfest ihre Entdeckungen preiszugeben, doch es kommen ihnen erhebliche Probleme in die Quere. Die Zeit bis zum Singfest ist knapp und die Stromausfälle werden immer erschreckender.
Werden es die beiden schaffen, ihre ganze Stadt vor der immerwährenden Dunkelheit zu retten?
Meine Meinung Das Buch „Lauf gegen die Dunkelheit“ von Jeanne DuPrau wird zum Ende hin immer spannender und ist auch sonst wie eine Kriminalgeschichte, die der Leser zusammen mit den beiden Hauptpersonen Stück für Stück löst. Das letztliche Ende ist dann auch sehr überraschend und, wenn man weiter über den Kern der Geschichte nachdenkt, auch vielleicht etwas kritisch. Zuletzt klärt sich nicht alles auf, doch dafür gibt es den zweiten Band „Ankunft im Licht“, der im Herbst 2005 in die Buchläden kommt. Insgesamt steckt hinter dem Buch eine schöne und auch gut ausgebaute Idee, die vor allem Kinder zwischen 10 und 12 Jahren begeistern wird.
Autorin / Autor: schnucki1 - Stand: 21. Februar 2005