Midgard

Fantasyroman in Anlehnung an die Edda - eine mittelalterliche Liedersammlung aus Island

Lif ist ein Findelkind, das bei Bauern aufwächst, sich aber zu Höherem berufen fühlt. Obwohl er fleißig und hilfsbereit ist, ist er seiner eigenen Familie etwas unheimlich - nicht zu Unrecht, denn wie sich später herausstellen soll, ist er auserkoren in einer der letzten Schlacht (dem Ragnarök (der Götterdämmerung) zwischen guten und bösen Mächten gegen seinen Zwillingsbruder Lifthrasil anzutreten und damit das weitere Schicksal der Menschheit zu bestimmen.

Das jedoch erfährt er erst nach und nach auf einer gefahrenvollen Reise, die beginnt als er ein schwarzes Geisterschiff erblickt und versucht, in einem irrsinnigen Schneesturm eine Kuh einzufangen.
Auf seiner Irrfahrt begegnet er großen Göttern wie Thor und Odin, Schicksal webenden Nornen, fiesen Ungeheuern wie dem Fenriswolf und der Midgardschlange und besucht die Unterwelt, das Reich der Hel. Er kämpft gegen Drachen und erlangt magische Waffen - es ist also alles dabei, was in einen Fantasyroman gehört. Am Ende kommt es zu der alles entscheidenden Schlacht, bei der jede Menge Ungeheuer und Götter zu Boden gehen und Lif im Zusammentreffen mit dem auf der Bösen Seite kämpfenden Lifthrasil endlich kapiert, worin seine schicksalshafte Entscheidung besteht.

Im Vorwort des Buches schreiben die Autoren, dass sie sich von der Edda haben anregen lassen - die Edda ist eine mittelalterliche Liedersammlung aus Island, die eine unschätzbare Quelle für die Kenntnis der nordischen Mythen ist (so sagt mein Lexikon). Hätte ich die Edda oder zumindest das, worum es darin geht, vorher gekannt, wäre mir das Buch möglicherweise ziemlich auf die Nerven gegangen. Denn meistens finde ich es blöd, wenn sich Autoren einfach die ganzen Figuren und Namen und Monster klauen und zu einer mittelmäßigen Geschichte zusammenbasteln, aber da ich glaubte, die Midgardschlange, die wunderbare Waffe Thors und der Ragnarök wären Erfindungen von Heike und Wolfgang Hohlbein fand ich das Buch ziemlich gut. Zumal es auf jeden Fall spannend geschrieben ist und man es eigentlich kaum aus der Hand legen kann. Jetzt wo ich weiß, dass fast alle Figuren aus der Edda stammen, nehme ich mir vor, die Edda mal zu lesen und dann zu entscheiden, ob die Hohlbeins eine interessante und kreative eigene Geschichte daraus gemacht haben oder ob alle guten Ideen aus der Edda sind und der Rest professionelles Drumherumgeschwafel ist. Denn Vielschreiber wie Holbein sind mir eigentlich eher suspekt.

Auf jeden Fall ist das Buch sehr unterhaltsam und kann - Edda hin oder her - mit einem wirklich überraschenden und auch gelungenen Ende aufwarten. Und das ist ja schon mal was...

Autorin / Autor: luthien - Stand: 5. Dezember 2004