Checkpoint Jerusalem
Autor: Manfred Theisen
Roman, Liebesgeschichte, Krimi und genaue Beschreibung des Alltags in Israel
Amer ist Palästinenser, lebt außerhalb von Jerusalem im Westjordanland, im palästinensischen Autonomiegebiet. Seit sein Lehrer von Israelis erschossen wurde, hat er keinen Unterricht mehr. Sonntags geht er in die Kirche. Die etwa 2 Millionen, hauptsächlich palästinensischen Einwohner des Westjordanlandes werden von der israelischen Armee kontrolliert. Jerusalem wird beinahe täglich von Selbstmordattentaten erschüttert. Mit jedem Anschlag erhöhen die Israelis ihre Militärpräsenz in den Gebieten der Palästinenser. Ausgangssperren werden erhoben, eine Mauer soll gebaut werden und mittendrin ist Amer. Auf dem Weg ins Krankenhaus in Jerusalem lernt er die Jüdin Maya kennen. Sie lebt als Israelin in Jerusalem, geht auf eine gute Schule, ihr Vater hat einen großen Volvo mit Klimaanlage und am Sabbat geht sie regelmäßig in die Synagoge. Und dann gibt es da noch Amers Freund Jamal. Jamal ist Moslem, an jedem Freitag geht er in die Moschee zum Freitagsgebet. Für ihn sind alle Israelis Terroristen. Für Amers Liebe zu Maya zeigt nicht nur er kein Verständnis.
*Realitätsnah und sensibel*
Dank eines Stipendiums des Auswärtigen Amtes konnte der Autor zwei Wochen in der Westbank in Israel verbringen. Hautnah erlebte er das Leben der Palästinenser, die sinnlose Gewalt und die Schikanen der Israelischen Soldaten. Vermutlich deshalb ist das Buch „Checkpoint Jerusalem“ so realitätsnah geworden. Mit großer Sensibilität, viel Verständnis und Einfühlungsvermögen wird der Nahost-Konflikt aus Sicht von Juden, Christen und Moslems geschildert. Alles wurde in eine berührende Liebesgeschichte verflochten. Durch die Vielfalt der Hauptpersonen wird die Komplexität des Konfliktes gezeigt.
*Gegen eine einseitige Sichtweise*
Schon beim Lesen war ich fasziniert von der detailgetreuen Beschreibung und der Schlüssigkeit der ganzen Geschichte. Bei der Recherche fand ich dann heraus, dass über ein Jahr Arbeit hinter dem Buch steckt, und welche Mühen der Autor auf sich genommen hat. Das Buch hilft dabei die Vorurteile, die uns durch die Medien eingeredet werden, sowie die einseitige Sichtweise abzulegen.
Bevor man mit dem Lesen anfängt, sollte man jedoch ganz im Groben über die Situation und die Geschichte Israels informiert sein. Dann ist das Buch eine interessante und spannende Gelegenheit mehr über den Konflikt, aber auch über das persönliche Schicksal vieler in Israel zu erfahren. Bei den ganzen täglichen Berichten über den „Krieg im heiligen Land“ treten die Menschen in Israel selber oft in den Hintergrund. Über den Alltag im Krieg weiß niemand Bescheid.
Ach ja, das Buch gibt es als Taschenbuch für nur 6,90 € und das ist es wahrlich wert!
Autorin / Autor: gitana - Stand: 25. Juni 2004