Daphne Wildermuth – die Tochter des Jakobiners
Für Theaterfans und Geschichtsinteressierte ein packendes, gefühlvolles Lesererlebnis.
Wir schreiben das Jahr 1793. In Mainz wütet die Revolution. Die Jakobiner rufen zur Republik, halten freie Wahlen ab, doch Daphne Wildermuth, 14 Jahre jung und Tochter des Jakobiners Max Wildermuth hat nur ein Ziel vor Augen: die Bretter, die die Welt bedeuten. Sie meldet sich und steht nun jeden Abend auf der Bühne des Jakobinertheaters, um den Bewohnern Mainz ein bisschen Vergnügen zu bereiten und gleichzeitig die neuen Ideale zu verkünden. Doch als die Revolution niedergeschlagen wird, bleibt Daphne nichts anderes übrig, als zu Verwandten nach Weimar zu ziehen. Sie versucht es auf einer Nähschule, doch das Theater geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Schließlich, nach mehreren Fehlschlägen, gelingt es ihr zu fliehen und sich einer wandernden Theatergruppe anzuschließen, ohne, dass sie weiß, was sie erwartet.
Aus dem Blickwinkel eines jungen Mädchens wird hier die französische Revolution geschildert. Mit einem Blick hinter die Kulissen werden Intrigen, Probleme von Seiten der Jakobiner und deren Feinde mithilfe einer rührenden Liebe zum Theater und dem, was das Theater mit sich bringt, veranschaulicht und dem Leser mit Witz und Spannung nahegebracht. Schnell entwickelt sich Daphne zur Heldin der Geschichte, man beginnt mit ihr mitzufiebern, vor allem, wenn man die Liebe zum Theater mit ihr teilen kann... Was in Geschichtsbüchern oft so langweilig in Fakten und Zahlen geschrieben wird, gewinnt hier an Menschlichkeit und weckt vor allem Interesse an geschichtlichen Hintergründen. Eine völlig neue Auffassung, eine neue Lebensidee, neue Ideale werden empfindlich behandelt und doch so anschaulich und aufregend dargestellt, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Mit Spaß an Geschichte und der Art und Weise, wie man damals lebte und dachte, ist dieses Buch lesenswert und erinnerungswürdig. Um schließlich bis zum Ende mitzufiebern und die Begeisterung und den Stolz zu empfinden, den Daphne empfindet, als sie schließlich von August Wilhelm Iffland, einem gefeierten Schauspieler, als Schauspielschülerin aufgenommen wird, sollte man allerdings das Theater oder das Schauspiel an sich mögen. Ist dieses der Fall, steht einem packenden, gefühlvollen Leseerlebnis nichts mehr im Wege...
Autorin / Autor:
tononini - Stand: 9. Mai 2003