Der mechanische Prinz
Einfach genial!
Erst war ich ja skeptisch. Sieht aus wie ein Kinderbuch. Naja, und fantastische Kidnerbücher sind ja oft - wie soll man sagen - eben so naja. Aber dieses Buch ist einfach genial! Fantastisch fantastisch. Die Geschichte wird erzählt von einem Kinderbuchautor, der sich ständig als Kinderhasser ausgibt und scheinbar einen unbändigen Groll auf "diese kleinen Erpresser" hat. Von einem dieser "kleinen Monster" bekommt er dann eine wundersame Geschichte erzählt, die er dann zu dem Buch verwurstet: der mechanische Prinz.
Max - im übrigen ein hassensserter Name, wie der Erzähler findet - ist ein unglücklicher Junge. Seinen Eltern ist er scheinbar völlig egal, sie sind ununterbrochen damit beschäftigt, sich gegenseitig zu verletzten. Sie streiten und giften sich an und haben ihren Sohn scheinbar ganz vergessen, der daher meist einsam und allein - oder mit seinem merkwürdigen Freund Jan um die Häuser zieht. Als er eines Tages von einem Einarmigen ein magisches U-Bahn-Ticket geschenkt bekommt, verändert sich sein Leben schlagartig. Mit dem Ticket gelangt er in sogenannte Refugien, verborgene U-Bahnstationen, die nur "Kartenkinder" aufsuchen können. Kinder mit einem magischen Ticket eben, die - wie er - am Abgrund wandeln.
Tränenmeer und Gletscher aus Wut
Die Refugien sind Welten, die aus den eigenen Ängsten und Sorgen gestaltet sind. Alptraumländer mit einem Meer der Tränen, einem Gletscher aus Wut und einem Gebirge, das aus Schweigen besteht und durch mehr Schweigen immer unüberwindbarer wird. Schreckliches widerfährt Max in den Refugien, wo er auf der Suche nach dem mechanischen Prinz ist. Denn der, so wurde ihm verraten, soll ihn auf Probe stellen. Besteht er diese, ist sein Herz gerettet, versagt er, ist sein Herz auf immer verloren an den ominösen Eisenvogel - und er damit verdammt zu einem tristen und traurigen Dasein. Der mechanische Prinz ist verschlagen, wurde Max von einem ehemaligen Kartenkind gewarnt. Und die Prüfung soll schwer sein, sehr schwer. Aber "das Gewicht seiner Prüfung erlegt sich jeder selber auf" orakelt der Prinz, als Max ihm endlich begegnet und er ahnt gar nicht, wie recht der Prinz damit hat. Auf seinem Weg durch die unheimlichen Refugien findet Max Hilfe, wo er sie nicht erwartet und Verrat, wo er Unterstützung zu finden glaubt. Und sogenannte Herzfinster, ungeahnt mächtige magische Waffen, die eigentlich nur ein Teil seiner selbst sind. Und als Max am Ende tatsächlich vor der schwersten Prüfung seines Lebens steht, ist man auch als Leser ausgesprochen überrascht.
Megaspannend. Hintergründig. Unheimlich.
Ein geniales Buch, das man in einem durchlesen muss, megaspannend, hintergründig. Und irgendwie auch unheimlich. Als ich um 3 Uhr nachts beim Lesen ein Geräusch hörte, bin ich so dermaßen zusammengezuckt, dass es ein Wunder ist, dass ich noch lebe **g**. Bis zur letzten Seite bleibt die Geschichte auf eine angenehme Art rätselhaft, obwohl am Ende eigentlich fast alles aufgeklärt wird. Doch gibt es bis zum Schluss überraschende Wendungen und verblüffende Zusammenhänge, die zwar klar auf der Hand liegen, aber denen man doch - wie das Kartenkind Max selbst - blind gegenüberstand. Dabei ist die Sprache locker und nicht gewollt, und über den Kinderhasser muss man doch sehr lachen **g**.
Nur hätte ich doch zu gerne gewusst, wie es in Tanlelorn aussieht. Hach **seufz**, ich liebe solche Bücher...
Autorin / Autor:
luthien - Stand: 5. März 2003