Empfindliches Gleichgewicht
Autorin: Sarah N. Harvey
Harriett, genannt Harry, lebt mit ihrer Mutter und Zieh-Großmutter in Seattle. Einen Vater gibt es in ihrem Leben nicht, denn sie wurde durch eine Samenspende gezeugt. Harry hatte nie wirklich Interesse daran, ihren leiblichen Vater kennen zu lernen, doch als ihr Freund wegzieht und sie sich daher von ihm trennt, sie in Liebeskummer beinahe ertrinkt und etwas Abwechslung gelegen kommen würde, beschließt sie, zumindest nach Halbgeschwistern zu suchen.
So findet sie schließlich Lucy und Meredith, zwei Mädchen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Lucy ist ein kleiner Wirbelwind, und nach anfänglicher Skepsis schließt Harry sie schnell ins Herz. Mit Meredith hingegen wird sie gar nicht warm. Die Halbschwester wirkt verschlossen und arrogant, und Harry wird das Gefühl nicht los, dass sie etwas verbirgt. Als sie sich dann schließlich in Merediths besten Freund Alex verliebt, und dieser ihre Gefühle zu erwidern scheint, bringt das das Fass zum Überlaufen und Meredith rastet aus.
Als wäre das nicht schon genug, meldet sich dann auch noch der lang verschollene Spender, zu dem Meredith Kontakt aufgenommen hat. Harry wollte eigentlich nichts von ihm wissen, doch nun ist sie sich da nicht mehr so sicher. Außerdem hat sich ihr Exfreund Byron wieder gemeldet und angekündigt, wieder zurück zu kommen. Auch Alex hat ein Geheimnis, das sie lüftet, und so überschlagen sich plötzlich die Ereignisse.
*Meine Meinung*
Die Idee zu diesem Roman hat mir wirklich gut gefallen. Ich habe noch nie ein anderes Buch mit derselben Thematik gelesen, was mir sehr willkommen war.
Von der Umsetzung war ich jedoch nur mäßig begeistert. In der ersten Hälfte des Buches kommt keine Spannung auf und es war fast schwer für mich, weiterzulesen, ich habe das Buch oft aus den Händen gelegt und später weitergelesen. Außerdem wurde ständig bis ins Detail beschrieben, wer welche Kleidung trug, was für mich in diesem Ausmaß nicht wirklich von Bedeutung war und deshalb eher als störend empfunden wurde.
Die Charaktere waren zum Großteil authentisch. Was mir sehr gefallen hat, war ihre Diversität. Jeder hatte seine persönlichen Stärken und Schwächen, es kamen außerdem verschiedene Familienkonstellationen vor – Lucy mit zwei Müttern, Harry mit alleinerziehender Mutter und Ersatz-Großmutter, Meredith mit einer Patchwork Familie – was dem Roman noch mehr Tiefe verlieh.
Mit Harry hatte ich besonders anfangs meine Probleme. Zuerst heult sie nur rum, weil sie sich von ihrem Freund getrennt hat, dann sieht sie Alex und ist sofort Hals über Kopf verliebt, Byron ist sofort vergessen und Vergangenheit. Gegen Ende des Buches heult sie dann wieder ein bisschen, und wirkt generell sehr sprunghaft, obwohl sie immer als vernünftig und geerdet beschrieben und anscheinend von ihren Schwestern bzw ihrer Umwelt so wahrgenommen wird.
Insgesamt kann ich also sagen, dass ich mit diesem Buch leider nicht warm geworden bin. Es mag bestimmt Leser geben, die ebenso wie ich von diesem Thema angesprochen werden und sich auch mit der Umsetzung anfreunden können, aber bei mir konnte dieser Roman leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen.
*Erschienen bei dtv Reihe Hanser*
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Autorin / Autor: sunnygirl007 - Stand: 6. Dezember 2017