Kinos Reise
Autorin: Keiichi Sigsawa
Nach Manga schwappt nun ein neuer „Lesetrend“ aus Japan zu uns nach Europa: die Lightnovels!
Nach Manga schwappt nun ein neuer „Lesetrend“ aus Japan zu uns nach Europa: die Lightnovels! Das Prinzip „leichte Lektüre für zwischen durch“ kennt jeder von den bei manchen Müttern, Tanten oder Großmüttern so beliebten „Schundromanen“. Jedoch sollte man dieses Motto nicht so ernst nehmen, denn hinter so mancher Lightnovel verbirgt sich alles andere als leichte Kost! Dies beweisen zum Beispiel die gesellschaftskritischen Geschichten in „Kinos Reisen“.
*Das ungleiche Paar*
Der junge Reisende Kino fährt mit seinem sprechenden Motorrad Hermes durch die Welt, um möglichst viele Länder kennen zu lernen. Um die Bräuche Sitten und Menschen bestmöglichst zu verstehen, verweilen die beiden an jedem Ort genau drei Tage. Kino ist ein aufgeweckter Junge, der seine Schusswaffen meisterlich beherrscht und einen guten Blick fürs Detail hat. Hermes Charakter ist eher zynisch und misstrauisch. Das Buch erzählt in einzelnen Kapiteln von den unterschiedlichen Stationen der Reise dieses doch so ungleich scheinenden Paares. Regelmäßig stoßen sie auf immer wieder unterschiedlich pervertierte Gesellschaftsformen, die es entweder so einmal in unserer Weltgeschichte gab oder hätte geben können, oder sie treffen auf Menschen, deren Handeln vollkommen unsinnig zu sein scheint. Viele der Kapitel schildern mit brutaler Ehrlichkeit und Unverblümtheit die Schattenseiten des Lebens.
*Absolute Demokratie*
Im zweiten Kapitel „Hier entscheidet die Mehrheit“ wird die Gesellschaftsform der „Absoluten Demokratie“ geschildert. Vor einigen Jahren hat die Bevölkerung den König des Landes, in dem Kino gerade verweilt, hingerichtet, weil dieser das Volk unterdrückte und viele Menschen ohne ersichtlichen Grund auf brutalste Weise hinrichtete. Danach bestimmten die Menschen gemeinsam zu entscheiden! Jedoch wollten sie nicht die Fehler des Köngis wiederholen, so entschieden sie, dass Leute, die so etwas wie eine Volksvertretung einrichten wollten, Verräter seien und richteten diese hin. Auch Menschen, die vorschlugen, die Todesstrafe abzuschaffen, wurden als Verräter abgestempelt... und immer so weiter bis nur noch ein einziger Bürger übrigblieb, um Kino die Geschichte zu erzählen. Wer jetzt glaubt, dieser Mann hätte von seinen Fehlern gelernt, wird leider bitter entäuscht.
Neben diesem Kapitel enthält Band 1 von Kinos Reise noch Prolog, fünf weitere Kapitel und einen Epilog. Darin wird unter anderem ein Land beschrieben, in dem die Menschen gegenseitig ihre Gedanken lesen und Gefühle spüren können, ein Land in dem jeder der einreist (und sei es nur zu Besuch) im Kolloseum auf Leben und Tod kämpfen muss und ein weiteres Land, in dem man eine grausame Art gefunden hat, die Kriege mit dem Nachbarland so auszutragen ohne selbst Verluste zu erleiden.
*Kinos Identität und der Anime*
Zu Kinos Reisen gibt es den 13 Episoden umfassenden Anime „Kino no Tabi ~the Beautiful World~“, der 2003 im Japanischen TV lief sowie mehrere Filme. Der Anime entspricht in seinen Episoden in etwa den Kapiteln der Light Novel nur in abgeänderter Reihenfolge.
Die Zeichenqualität des Anime ist überwiegend sehr gut, die Handlung flüssig und gut nachvollziehbar. Das Charakter Design ist ansprechend und stimmt überwiegend mit dem der Lightnovels überein.
Was im Band 1 der Lightnovel nur angedeutet wird, ist im Anime schon lange klar. Kino ist ein Mädchen! Genauso wie im Kapitel „das Land der Erwachsenen“ wird in der gleichnamigen Anime Folge die Geschichte des kleinen Mädchens erzählt, deren Name unbekannt ist und das sich nicht zum erwachsen werden zwingen lassen wollte. Aus diesem Grund sollte sie von ihrem Vater ermordet werden, konnte jedoch mit der Hilfe des reisenden Kinos, der sich für sie opferte, flüchten. Nach ihrer Flucht nimmt das kleine Mädchen den Namen ihres Retters an und führt dessen Lebenswerk fort.
Autorin / Autor: sky - Stand: 5. Dezember 2006