An jenem Sommermorgen, an dem die Geschichte zu beginnen vermochte, fegte Misses Donnrin aufgeregt durch den Flur des alten Gemäuers in Altaugustburg. "Fräulein Montag, wo ist mein Kochlöffel mit den Initialen des alten Grafen?" quiekte sie empört. Sollte Donnrin jemals in ein anderes Haus als Dienerin eingestellt werden, würde sicherlich keiner mit ihr zurechtkommen, denn ihr liebstes Hobby war es, eines ihrer Kochutensilien zu verlieren. Sofort kam die Hausherrin, Fräulein Montag, herbeigestürmt. Fräulein Montag trug deshalb den Namen, da sie in einem Waisenhaus aufgefunden wurde, und dieses nur den Geburtstag des kleinen Babys wusste. Jener war ein Montag, sodass das kleine Baby den Namen beibehielt. "Donnrin, Sie müssen doch wissen, wo Sie ihre Löffel bereithalten?" Fräulein Montag blieb ruhig und versuchte diese Art auch Donnrin beizubringen. "Da ist er ja!" triumphierte Donnrin. Fräulein Montag lächelte "Bitte, können Sie versuchen, das Essen bis um 13 Uhr zuzubereiten? Vroni kommt doch dann aus ihrer Schule", Fräulein Montag war aufgeregt. Heute war ihre einzigste Tochter, ihr einzigstes Familienmitglied, in eine neue Schule gekommen. Ein paar Jahre ging sie auf eine gewöhnliche Schule, da sie aber als überaus intelligent eingestuft wurde, hielten es die Lehrer für unsinnig, das Mädchen weiterhin mit für Vroni irrsinnig leichten Aufgaben zu quälen. Die kleine Küche, der kleinste Raum des Schlosses, des Gemäuers des alten Siegfried II., roch intensiv nach Blutsuppe. So fragte sich mancher, der in das Haus eintrat, was für ein Geruch es sein. Elfenbeinsuppe nannten sie es. Doch gewiss, es hatte nichts mit Elfenbein zutun. Im weitesten Sinne mit einem Tier, das sich viele normale Menschen nicht einmal zu erdenken wussten. Als Vroni nach Hause kam, und den Geruch der leckeren Elfenbeinsuppe wahrnahm, war sie schon besserer Laune. Ganz und gar fröhlich sah sie aber nicht aus. Fräulein Montag kam ihr entgegen "War es schlimm", fragte sie. Sie wusste genau, dass kein Lehrer der Welt ihr eine schwere Aufgabe geben könnte. Vroni fing an zu lachen. Fräulein Montag wusste mit der Reaktion nichts anzufangen. "Es war toll", fing Vroni an "Eine unserer Genossen, Laila, erging es genauso wie mir. Sie ist einfach anders - eben wie wir! Sie löste mit mir die Aufgaben in einigen Minuten, währenddessen den anderen geholfen werden musste. Es war einfach prima!" Das freute Fräulein Montag. Sie lachte mit. Endlich war sie froh, dass Vroni eine Freundin gefunden hatte. Denn sie war anders, genauso wie die anderen Menschen, die hier lebten.
*Von Legánen und anderen Organismen*
Diese Menschen hatten einen Organismus, der, wenn man diesen Menschen eine Frage stellte, durch Raum und Zeit denken konnte, und das in einigen Sekunden. So kann solch ein Mensch, unter ihnen auch "Legánen", jede Frage, ob in Mathematik oder Geschichte, innerhalb zwei Sekunden lösen. Doch wer Legánen kannte, der wusste, was für ein Nachteil es war, so einer zu sein. Es war schon schlimm genug für Legánen, unter normalsterblichen Menschen zu sein, aber eine Sache hatte der Erdteil der normalen Menschen, die der Legán-Erdteil nicht hatte: Er besaß Rosen! Rosen waren die schlimmste Kreaturen für Legánen, nur eine Verletzung durch den Dorn würde für jeden Legánen den Tod bedeuten. Und das ist nicht nur für die Legánen ein großer Nachteil, auch die Menschen profitierten von diesen Menschen, nur dass sie nicht wissen, dass es sie gibt. Legánen unterteilte man anders als Menschen, nicht unter männlich und weiblich, sondern unter "Pensant" und "Vivant". Pensant bedeutet, dass diese Legánen praktisch durchsichtig sind, und in einen Menschen eindringen und für diesen das Denken übernehmen, ob der Mensch dann gut oder schlecht denken kann, und ob er sehr intelligent ist, hängt davon ab, oder der Pesant sich vorher in einer Legánen-Schule bilden ließ, oder nicht. Vivant bedeutet, dass sie aussehen wie Menschen, essen wie Menschen, leben wie Menschen. Besonders diese Rasse ist intelligent, unerklärbar für die Normalsterblichen. Legánen werden nämlich so alt wie sie wollen, 3 x im Leben, ab ihrem 100. Lebensjahr, dürfen sie ihr momentanes Lebensalter wählen. Die letzte Wahl ist das endgültige und nicht zu ändernde Alter. "Nun geh Essen, Schatz. Misses Donnrin hat dir doch deine Lieblingsspeise gemacht!", erinnerte Fräulein Montag. Das ganze Essen lang erzählte Vroni von ihren Stunden in der neuen Schule, und dass die Aufgaben angenehm schwer waren. Viele Worte fielen auch über Laila, ihre neue beste Freundin. Laila war ein sehr nettes Mädchen, das konnte Fräulein Montag zumindest entnehmen. Da es aber auch viele böse Legánen unter den Vivanten gab, ging sie lieber auf eine Nummer sicher und hatte Laila zum Abendbrot eingeladen. Den Nachmittag über konnte Vroni gar nicht mehr stillsitzen, so aufgeregt war sie. Fräulein Montag merkte die Anspannung in den letzten Minuten bevor der Besuch kam.
Autorin / Autor: Leahchen - Stand: 7. Juni 2004