Bänke im Used-Look aus Paletten
Beitrag der Ritter-von-Spix Mittelschule mit dem Kooperationspartner evang. Jugendhilfeverband "Der Puckenhof e.V.
Motivation
Die Umsetzung eines Upcycling- Projektes war für unsere Schüler/Innen der OGTS nach umfassenden und nicht endenden Diskussionen der sinnvollste Weg, um überzeugende Antworten auf folgende Grundsatzfragen zu erhalten:
- Ist es wirklich möglich, aus alten, ausgedienten Materialien neue Gegenstände für den Alltag herzustellen, mit dem Blick auf wertvolle und begrenzte Ressourcen, Rücksichtnahme in Sachen Nachhaltigkeit und der Umsetzung kreativer Ideen?
- Oder handelt es sich beim Upcyclen nur um einen angesagten Trend?
Entstehungsgeschichte
Nachdem die OGTS vor den Sommerferien 2017 in die Räume der ehemaligen Mensa der Ritter v. Spix Mittelschule in Höchstadt a.d. Aisch umgezogen war, gab es im neuen Flur des frischrenovierten Gebäudekomplexes weder Sitz- noch Ablagemöglichkeiten für Schultaschen und Co. Der Gang wirkte kahl, unpersönlich und die wild am Boden liegenden Schulranzen boten in der großen Pause eine zu große Stolperfalle. Auch gab es ständig Beschwerden über verschmutzte Kleidung oder auch über zerrissene Referat-Plakate. Außerdem wirkt ein freier Flurboden immer ordentlich und sorgt somit für ein besseres Raumklima.
Eine kostengünstige Lösung musste her. Im Zuge der Überlegungen kamen wir auf die Idee, Bänke aus Paletten mit unseren Schülern/Innen zu bauen, zumal das Thema Umweltschutz gerade auch in der 8. Jahrgangsstufe im Unterricht behandelt wurde.
Der erste Schritt der Umsetzung bahnte sich bei einem privaten Besuch unseres ortsansässigen Recyclinghofes an. Dort konnte ich beobachten, wie von einem Kleintransporter - direkt neben mir - gut erhaltene Paletten in einem Container für Bauholz entsorgt wurden. Nach einem kurzen Smalltalk war der Kontakt hergestellt und schon eine Woche später erhielt die OGTS eine Palettenspende, mit der wir unsere Bänke bauen konnten.
Nach Fertigstellung unserer Sitzmöbel kamen einige Mitwirkende beim Anblick der Abfallhölzer auf die Idee, Wandorganizer aus ihnen zu basteln. Somit folgte ein Anschlussprojekt, für das die Kids Blechdosen sammelten. Diese wurden wiederum mit viel Liebe zum Detail bemalt und mit unterschiedlichsten Kleinmaterialien verziert. Angelehnt an die Jahreszeit, fanden die Wandboarde reißende Verwendung als persönliche Weihnachtsgeschenke für Familie und Freunde.
Umsetzung der Projekt-Idee:
- Die qualitativ neuwertigen Paletten wurden zuerst vertikal von 100 cm auf 60 cm mit einem Fuchsschwanz eingekürzt. Dieser Vorgang wiederholte sich neun Mal.
- Nun schlossen sich aufwendige Schleifarbeiten an, vorrangig ohne elektr. Unterstützung.
- Drei in der beschriebenen Form vorbereiteten Paletten ergaben aufeinandergesetzt eine Bank, wobei die zukünftige Sitzfläche noch mit drei weiteren Brettern aufgefüllt werden musste.
- Für die bis dahin noch fehlenden Sitzbretter verarbeiteten wir nun die beim Einkürzen angefallenen Reststücke.
- Mit Brechstange, Hammer und Zange lösten handwerklich geschick-te Schüler die Holzleisten von den Abstandsklötzen und herausste-hende Nägel wurden entfernt.
- Nochmals schleifen, streichen und durch Annageln der fertigen Bretter die Lücken in den Sitzbereichen schließen.
- Zum Schluss die gestapelten Palettenelemente mit Schrauben fixieren.
Zum Basteln der Wandorganizer die restlichen Bretter auf einheitlich 40cm kürzen, schleifen, anstreichen, bohren und zwei Aufhängungen anbringen. Nun noch die vorher mit einer Lochzange bearbeiteten Blechdosen anschrauben und verzieren.
Beteiligte
Nach dem Motto "Learning by Doing" starteten wir mit 20 sehr motivierten Schüler/innen der OGTS im Alter zwischen 9 bis 14 Jahren im Oktober in unser Upcycling - Abenteuer. Zwei Wochen lang haben wir täglich nach der Hausaufgabenzeit unserer kreativen Ader beim Bauen der neuen Inneneinrichtung und der Wandboarde freien Lauf gelassen.
Umweltbezug
Mit dem Upcycling-Projekt haben wir versucht, die eingangs gestellten Fragen zu beantworten:
- Ist es aus Sicht des Umweltschutzes sinnvoll, Müll in neue alltagstaugliche Dinge umzugestalten?
- Oder handelt es sich beim Upcycling nur um eine kreative und zweifelhafte Modeerscheinung, die die Müllberge nicht reduziert, sondern sogar noch wachsen lässt?
Zu diesem Zweck setzten wir unsere Baupläne anhand folgender Kriterien um:
- Kostenvermeidung bei der Anschaffung der Paletten (Spende der Firma CET Technology GmbH aus 91475 Lonnerstadt)
- Keine Materialentnahme aus einem zirkulierenden Pfandsystem (Einwegpaletten)
- Möglichst geringer Abfall (Wir entschieden uns spontan für eine Weiterverarbeitung der Abfallbretter zu Wand-Organizern)
- Zukauf von neuen Materialien vermeiden (Die beim Zerlegen der Paletten anfallenden Nägel wurden beim Zusammenbau wieder verwertet)
- Geringe Energiekosten (Nur die Sitzflächen wurden mit elektr. Schleifgeräten bearbeitet. Alle anderen Bereiche schmirgelten die Kids per Hand)
- Auch die schönste Upcycling-Idee muss mal entsorgt werden. (Wir verwendeten zum Streichen der Hölzer keine Lacke, sondern umweltverträgliche Wandfarben, die wiederum keine giftigen Abfallstoffe bei der Verbrennung bilden)
Anhand dieser Sachverhalte kamen wir zu dem Ergebnis, dass es nicht einfach ist, bei einem Upcycling-Produkt zu erkennen, ob wertvolle und begrenzte Ressourcen sowohl geschont als auch eine Rücksichtnahme im Bezug auf Nachhaltigkeit stattgefunden hat. Leider konnten auch wir nicht komplett auf Zukaufprodukte verzichten, wodurch die These belegt wurde, Upcycling schont nicht grundsätzlich unsere Umwelt.
Wir kommen nun unter Berücksichtigung der oben genannten Aspekte zu dem Ergebnis, dass bei unserem Projekt eine nachhaltige und sinnvolle Ressourceneinsparung mit minimalistischen Abweichungen umgesetzt wurde.
Darüber hinaus haben wir eine Paletten-Bank gestaltet, die jeder Zeit im Style und auch in der Abmessung unseren Bedürfnissen angepasst wer-den kann. Außerdem fertigten die Kinder aus den Abfallbrettern und alten Blechdosen sog. Wand-Organizer, die wiederum als Weihnachtsgeschen-ke so manch ein Herz höher schlagen ließen.
*Herzlichen Dank!*
Ein schweißtreibendes, staubiges, lautes, amüsantes, lehrreiches und auch manchmal schmerzreiches Projekt liegt hinter uns.
Da unsere Akteure nicht namentlich genannt werden möchten, bedanken sich die OGTS-Betreuer/Innen bei all' den fleißigen Händen! Danke für Euren überzeugenden Einsatz, durch den das Wir - Gefühl unserer Einrichtung wieder einmal mehr bestätigt wurde.
Ohne die großzügige Spende der Firma CET Technology GmbH wäre dieses einmalige Großprojekt finanziell nicht vorstellbar gewesen. Deshalb bedankt sich das komplette OGTS - Team nochmal recht herzlich dafür. :)
Hier geht es zur Wettbewerbsausschreibung
Autorin / Autor: Ute Mierike