Der Mensch als Maß aller Dinge - Satanisten sind eigentlich nur ziemliche Egoisten
Unter dem Begriff „Satanismus“ werden Strömungen zusammengefasst, welche oft keinen Zusammenhang aufweisen, bei denen allerdings die Figur des Satans mehr oder minder im Vordergrund steht. Entgegen der weit verbreiteten Meinung, kann der britische Magier Aleister Crowley weder als Satanist, noch als Vorreiter des Satanismus bezeichnet werden, da sein Grundsatz „Tu, was du willst!“, repräsentiert durch den Begriff „Thelema“ (griech. Für „Wille“), nur selten und bei oberflächlicher Betrachtung mit satanistischen Ideen übereinstimmt. Crowley fordert die Einstimmung des Menschen auf seinen wahren Willen, während der Satanismus das individuelle Ich zum Maßstab aller Dinge erklärt. Allerdings findet die Erklärung der Menschenrechte von Crowley unter Satanisten, die sich nicht auf die "Nine Satanic Statements" des Gründers der amerikanischen Satanskirche, Anton Szandor LaVey, großen Anklang. Die erste Person, die den Satanismus als eigenständiges, achristliches Religionssystem kodifiziert hat, war besagter Anton Szandor LaVey. Die Vergöttlichung des Menschen hat seinen Ursprung bei dem Schlangenkult der Antike. Zu den späteren Erscheinungsformen des Satanismus kann man die sogenannten „Hellfire-Clubs“ im Großbritannien des 18. Jahrhunderts und den um 1840 in München gegründeten „Freimaurer-Orden des Goldenen Centuriums“ zählen. Den Begriff „Satanismus“ kann man lediglich auf die Kultur der monotheistischen Religionen beziehen (Judentum, Christentum, Islam) beziehen, da dies die einzigen Kulturen sind, in denen Satan als Widersacher Gottes auftritt. Die Idee des Kampfes zwischen Gut und Böse geht allerdings auf weitaus ältere Religionen, wie zum Beispiel dem Zoroastrismus, zurück. Im Christentum wird erst im neuen Testament der Teufel als Gegner und Widersacher (hebräisch: Satan) Gottes eingeführt. Während im Laufe der Zeit in Europa alle nicht-christlichen Religionen ausgerottet wurden, erhielt der Teufel eine Vielzahl an Beinamen und neuen Gesichtern, da man alle heidnischen Götter als Widersacher Gottes erklärte. Die wohl bekannteste Darstellung ist die des Hirtengottes Pan.
*„Erkenne dich selbst – und lebe dich!“*
Aus Sicht des Christentums ist der Satanismus eine Ideologie, die weder mit dem Christentum harmonieren, noch auf ihm aufbauen kann. Die christliche Kirche kritisiert, dass der Satanismus als Gegenströmung zum christlichen Glauben, nicht konsequent alle Dogmen der Kirche verwirft, sondern viele in positivem Bezug auf Satan übernimmt. Somit hält die Kirche den Satanismus für mehr als nur inkonsequent. (Ob der Satanismus einige Dogmen der Kirche tatsächlich übernommen hat, kann ich dir nicht sagen, da ich noch nicht die Möglichkeit hatte, neben der evangelischen Bibel, die satanistische Bibel zu studieren/lesen.) In den meisten satanistischen Ideologien steht tatsächlich die Anbetung oder Anrufung des Teufels, Satans, Luzifers oder von Dämonen nicht Vordergrund. Satan wird als ein Symbol des Widerstandes gegen die christlichen Dogmen gesehen, im Zentrum steht allerdings die Beanspruchung der eigenen Göttlichkeit, die oft im Ausleben der Sexualität zum Ausdruck gebracht wird. Der Mensch wird zum Maß aller Dinge. Die Individualität steht im Vordergrund, und Okkultismus und Satanismus sind voneinander zu trennen. Satanismus hat nichts mit magischen Handlungen zu tun, sondern vielmehr mit dem Ausleben des Selbst. Während Religionen, bzw. Philosophien, wie dem Christentum oder dem Hinduismus der Pfad der rechten Hand zugeordnet wird, bezeichnen sich satanistische Gruppierungen dem linken Pfad zugehörig. Vereinfacht gesagt handelt es sich hierbei um die Abspaltung von Glaubensrichtungen, in denen die Versöhnung des Selbst mit der Schöpfung, indem die Gebote eines Schöpfergottes befolgt werden im Fokus liegt. Hinsichtlich des individuellen Seins einem Ganzen gegenüber, geht es beim linkshändigen Pfad um die Abspaltung von diesem (falls vorhandenen) Ganzen, eine bewusste Abtrennung, die sogenannte „Selbstvergöttlichung“, die allerdings nicht im christlichen Sinne zu verstehen ist, sondern vielmehr im Sinne eines „Erkenne dich selbst – und lebe dich!“.
*Nackt um Grabsteine rennend?*
Vielen Subkulturen wird nachgesagt, dass ihre Szenegänger dem Satanismus verfallen seien. Dies ist jedoch in den allermeisten Fällen vollkommen falsch. Die Gothic-Subkultur findet sich wohl am ehesten mit diesem Vorurteil konfrontiert. Zwar ist ein Großteil der Grufties mit den Grundzügen des Satanismus´ vertraut, jedoch kommen die wenigsten auf den Gedanken um Mitternacht nackt um Grabsteine herumzurennen und johlend vorher dem Teufel geopferte Katzen über ihren Köpfen zu schwingen. (Ja, auch ein wenig Ironie gehört zu diesem Thema…). Auch die Heavy-Metal-Subkultur bedient sich gelegentlich satanistischer Symbole. Mit welcher Ernsthaftigkeit und Häufigkeit dies geschieht, ist abhängig davon, in welcher Subszene des Metal man sich bewegt. In der Death-Metal-Szene ist eine antichristliche bis satanische Symbolik vereinzelt vorzufinden, wobei dies allerdings eher zur Provokation dient. In der Black-Metal-Szene hingegen ist Satanismus ein essentieller Bestandteil der Subkultur und auch entsprechende philosophische Strömungen lassen sich ausmachen. Aber auch in letzter Szene erweisen sich die allgemeinen Vorstellungen von Blutopfern als nicht zu haltendes Vorurteil. Natürlich gibt es auch die, im wahrsten Sinne des Wortes, schwarzen Schafe unter den Satanisten, die unter Satanismus Menschenschändung und Tieropfer verstehen. Diese Leute sollten sich fragen, ob sie noch alle Tassen im Schrank haben, da diese Form des Satanismus keine anerkannte (ich drücke es jetzt einmal so platt formuliert aus) Form des Satanismus ist und auch nicht aus den ursprünglichen Wurzeln und ursprünglichen Idealvorstellungen (nämlich dass das Individuum im Mittelpunkt alles Geschehens steht. Satanisten sind somit ziemliche Egoisten **g**) hervorgeht. Leider assoziieren die Menschen (sowohl die „normalen“ Menschen, als auch solche, die dem Satanismus verfallen sind) den Begriff „Satanismus“ meist sofort mit Menschenopfern, Tieropfern und Orgien auf dem Friedhof. Dies ist allerdings nicht der wahre (wenn ich es mal so ausdrücken darf) Satanismus, sondern eine kranke Modeerscheinung von irgendwelchen kranken Menschen, die nicht zu tolerieren ist. Kleidungstechnisch kann man viele Satanisten an ihrer schwarzen Kleidung erkennen, die nicht gewollt mit Löchern versehen worden ist. Des Weiteren behängen sie sich liebend gerne mit umgedrehten Kreuzen und Pentagrammen. Solltest du denn Sinn und Zweck der umgedrehten Kreuze und Pentagramme wissen wollen oder die ursprüngliche Bedeutung beider, oder solltest du wissen wollen, wieso der Teufel konkret als Gegenspieler Gottes auftritt, dann meld dich bei mir. Das kann ich dir auch noch schön ausführlich mit Bibelzitaten und Textbelegen im Allgemeinen erklären.
Mein persönliches (wohl gemerkt: MEIN persönliches Fazit. Bild dir deine Meinung selbst!) Fazit: Gothics sind meiner Meinung nach ziemlich weltfremd, um nicht zu sagen peinlich. Satanisten, die nachts Jungfrauen schänden und Tiere opfern, sind meiner Meinung nach ebenfalls extrem peinlich. Wohingegen Satanisten, die den Satanismus als Freiheit, Genuss, Frechheit, Sünde, Lust und Manipulation ansehen, schon eher akzeptabel sind.
Literaturverweise, falls erwünscht, kann ich euch gerne geben.
So und bevor mir eine Garde aufgebrachter Mädchen an die Kehle will, weil sie meinen Text verharmlosend finden: Dem ist nicht so. Es ist lediglich eine Aufzählung der Fakten und geschichtlicher Hintergrunde.
Stand: 31. Januar 2005