Umgekehrte Kreuze und die Liebe zum Tod

Ich versuche mal den Unterschied zwischen Gothic und Satanismus zu erklären, indem ich einen kleinen Querfeldeinritt durch die Geschichte und Auffassung der beiden „Szenen“ (ich mag den Begriff nicht sonderlich, da er so einordnend klingt…) veranstalte.

Gothic

Gothic ist mit keiner Religion oder Glaubensrichtung verbunden, wobei religiöse Fragen zwar thematisiert werden, aber jedem offen steht, welche Antwort er/sie auf diese Fragen findet. Gerne werden auch die Fehltritte der Kirche im Laufe der Jahrhunderte kritisiert. Ein überdurchschnittliches Interesse an okkulten (von lateinisch „occultus“: verborgen, geheim. Bezeichnung für verschiedene weltanschauliche Strömungen, die sich durch den Glauben an die Wirksamkeit von Astrologie, Alchimie, Weissagung, Magie [Zauberei] oder ähnliche andere Praktiken definieren lassen); und (neu-)heidnischen Bräuchen charakterisiert diese Szene, und aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes (hauptsächlich schwarze Kleidung, wohlgemerkt: hauptsächlich!) werden Gothics oft mit Satanismus (obwohl sie sich von selbigem distanzieren und ein vollkommen anderes Lebensgefühl ausdrücken) in Verbindung gebracht, deshalb als gefährlich eingestuft oder auch belächelt.

*Kreuze und Pentagramme*
Im Gegensatz zu Satanisten, tragen Gothics aufrechtstehende Kreuze und Pentagramme. Alles in Allem kann man sagen, dass die Gothic-Szene eine friedliche, friedliebende, introvertierte (in sich gekehrte) Gemeinschaft ist, die sich aus der als intolerant und konsumdenkend empfundenen Gesellschaft zurückzieht und deshalb ziemlich wirklichkeitsfremd sein kann. Toleranz wird großgeschrieben, Gewalt vollkommen abgelehnt. Viele Gothics fühlen sich von der Gesellschaft unverstanden, unterdrückt, ungeliebt und viele haben Angst vor der Zukunft und vor dem Alltag im Allgemeinen. Der Wunsch nach Geborgenheit, Toleranz und Akzeptanz ist in dieser Szene sehr stark ausgeprägt. Des Weiteren ist der Wunsch, dem Tod so nah wie möglich zu sein, ein weitgehend ausgeprägtes Phänomen, wobei Selbstmord als Lösung strikt abgelehnt wird. (Da frage ich mich doch, wie sie es dann anstellen wollen, dem Tod so nah wie möglich zu sein. Aber gut. Das habe ich bis jetzt nicht in Erfahrung bringen können.)

*Blass und barock*
Das irdische Dasein wird erträglich gemacht, indem man sich in eine Schicksalsgemeinschaft zurückzieht, in der man sich noch am ehesten geborgen fühlt und dem Egoismus und der Gleichgültigkeit der Gesellschaft entziehen kann. Anfang der 80er Jahre entstand die Gothic-Szene, wobei mit der nachfolgenden Generation Mitte der 90er eine Weiterentwicklung, bzw. Neuentstehung der ursprünglichen Szene entstand. Einheitliche Merkmale anhand der Kleidung sind den Gothics nicht zuzuschreiben, wobei die Farbe Schwarz bevorzugt wird. Auch wenn beispielsweise Strumpfhosen mit Löchern versehen werden, wird doch großer Wert auf ein gepflegtes äußeres Erscheinungsbild gelegt. Häufig anzutreffende Kleidungsstücke sind teilweise zerrissene Kleidungsstücke, Nieten, Korsagen, lange Kleider und Röcke, größtenteils aus Samt, Latex oder Lack (letztere wurden durch Einflüsse aus der Sadomasochistischen-Szene übernommen), Rüschenhemden etc. Oft haben sie eine blasse Gesichtsfarbe oder helfen mit weißer Schminke nach, umranden sich die Augen schwarz, legen schwarzen Lippenstift auf und haben meiste schwarze oder in auffälligen Farben gefärbte Haare, wobei barocke Frisuren bei Frauen vorkommen können oder bei beiden Geschlechtern die sogenannte Undercut-Frisur. Sprich: Du hast seitlich abrasierte Haare, während dein Deckhaar noch vorhanden ist.

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Autorin / Autor: Teasi - Stand: 31. Januar 2005