Designer-Mode aus Altkleidern
Beitrag des Bürgernetzwerks Staßfurt initiativ e.V.; STIR – Start-up Inkubator für Geflüchtete und Einheimische
Motivation
Wir hatten gleich mehrere Gründe für unser Upcycling-Projekt. Als Flüchtlinge sind wir mit ganz wenig Kleidung nach Staßfurt gekommen. Die Bevölkerung hat viele Kleiderspenden für uns beim Bürgernetzwerk abgegeben. Aber leider waren viele Sachen alt und haben uns nicht gefallen. In unseren Heimatländern haben wir uns früher auch schick angezogen. Deshalb haben wir überlegt, ob wir etwas Neues aus den alten Kleidern machen können und haben gelernt, wie das geht. So schenken wir alten Kleidern ein neues Leben und brauchen kein Geld für neue Kleider auszugeben. Wir haben erst in Deutschland gelernt, wie wichtig es ist, natürliche Ressourcen zu schonen, denn in unseren Ländern Syrien, Afghanistan, Indien und China war das noch kein Thema. Jetzt sind wir so überzeugt, dass wir weitermachen und unsere Mode aus Altkleidern auch auf Modenschauen präsentieren wollen, um Menschen zum Upcyceln anzuregen.
Entstehungsgeschichte
In Staßfurt/Sachsen-Anhalt gibt es das Bürgernetzwerk Staßfurt initiativ mit dem Start-up Inkubator für Geflüchtete und Einheimische. Das ist ein Lern-,Gestaltungs- und Begegnungsort. Nach der Schule und in den Ferien verbringen wir dort unsere Freizeit, in der wir lernen, spielen, gestalten und auch feiern. Es gibt hier Unterstützung für alle Menschen, besonders für Geflüchtete. Alles, was es dort gibt, sind Spenden aus der Bevölkerung, auch alte Kleider. Weil uns die alten Kleider nicht gefielen, es aber sehr viele Altkleider gab, wollten wir etwas Neues, das uns gefällt, daraus machen.
Umsetzung der Projektidee
Wir mussten erst lernen, unsere Ideen zu zeichnen. Das haben wir mit YOUTUBEVideos gemacht und solange gezeichnet, bis unser Entwurf fertig war. Zu den Altkleidern brauchten wir noch Nähgarn, Knöpfe und Reißverschlüsse. Über Facebook haben wir um diese Spenden gebeten und sie auch erhalten. Unter den erwachsenen Geflüchteten gibt es Schneider aus Syrien und Afghanistan, die wir für unsere Idee begeistern konnten. Wir haben aus unserem Entwurf dann einen Schnitt in Original-Größe angelegt. Dafür mussten wir genau unsere Maße nehmen und unsere kleine Zeichnung maßstabsgerecht übertragen. Jetzt wussten wir, wie groß unsere Stoffteile sein müssen und suchten aus den Spenden die passenden alten Kleidungsstücke, Tischdecken oder Gardinen heraus, denen wir neues Leben schenken wollten.
In der kurzen Zeit konnten wir das Nähen mit der elektrischen Nähmaschine, die auch gespendet wurde, noch nicht richtig lernen. Da haben uns die Schneider geholfen. Wir möchten aber das Nähen auch noch lernen, um unsere nächste Kollektion ganz alleine herstellen zu können.
Für unsere neuen Designerkleider aus Altkleidern haben wir zum Beispiel aus einem Nachthemd einer alten Dame mit Flecken, ein elegantes Tageskleid
genäht, in weiteren Kleidern haben wir T-Shirts, Gardinen und eine Tischdecke verarbeitet. Im Rahmen der Interkulturellen Woche 2017 haben wir unsere neuen Kleider in einer fetzigen Modenschau präsentiert und bekamen tobenden Applaus.
Beteiligte
An unserem Projekt waren 10 Personen beteiligt, davon 6 Mädchen im Alter zwischen 12 und 22 Jahren und 4 Erwachsene, zwei ehrenamtliche Betreuerinnen und zwei ehrenamtliche Schneider.
Umweltbezug
Jedes Jahr werden in Europa 50 Millionen Textilien weggeworfen. Das ist Verschwendung. Durch die Wiederverwendung von Altkleidern verbrauchen wir weniger natürliche Ressourcen, weil keine neuen Stoffe hergestellt werden müssen. Die Kleidung kostet im Prinzip in der Herstellung nur Arbeit und Kreativität, sie ist schöner, wertvoller und individuell. Wenn alle Kleidung so upgecycelt würde, müssten außerdem nicht mehr Tausende von Kindern für einen Hungerlohn in Asien für Billigmode arbeiten.
Weitere Infos zum Projekt
Hier geht es zur Wettbewerbsausschreibung