PAUSENtRÄUME - Sitzgelegenheiten schaffen

Beitrag des Gymnasiums Hoheluft in Hamburg

Motivation

Besonders an Orten, an denen viele Menschen zusammenkommen, wird schnell sichtbar, wie viel Müll wir täglich produzieren. Auch an Schulen wird jeden Tag sehr viel weggeworfen, das sich ggf. noch nutzen ließe. Gleichzeitig fehlt es oft an den finanziellen Mitteln, um neue Dinge anzuschaffen. Seine Umwelt selbst zu gestalten macht Spaß, und selbstgemachte Dinge sind oft anders wertvoll als gekaufte. Wir wollten das Angenehme mit dem Nützlichen kombinieren und den Schüler_innen ermöglichen, den Schulraum mitzugestalten. Sie verbringen viel Zeit in der Schule, so dass es wichtig ist, dass sie sich in ihrer Umgebung wohl fühlen. Upcycling ist eine gute Möglichkeit seine Umgebung zu gestalten und gleichzeitig Müll zu vermeiden. Das ist im doppelten Sinne nachhaltig.

Entstehungsgeschichte

Das Gymnasium Hoheluft wurde 2012 gegründet und ist daher noch eine Schule im Aufbau. Zwar haben wir uns mittlerweile auch in unserem Neubau eingerichtet, der vor zwei Jahren fertig gestellt wurde, aber es gibt immer noch viel zu tun. So hat unser Schülerrat im letzten Schuljahr bei einem Projekttag mit dem Titel "PAUSENtRÄUME" festgestellt, dass die Schülerinnen und Schüler sich mehr Gemütlichkeit während der Pausen wünschen. Das neue Gebäude bietet viele verschiedene Räumlichkeiten, wird aber von den Schüler_innen als noch zu kühl empfunden (viel Glas und Sichtbeton). Sie wünschen sich unter anderem mehr Sitzgelegenheiten und auch einige Farbtupfer in den Gängen. Außerdem haben die Schüler_innen im letzten Winter oft etwas gefroren, wenn sie in unserer Aula auf den kalten Steinstufen gesessen haben. Das wollten wir ändern.

Da unsere neue Mensa auch neues Mobiliar bekommen hat, mussten die alten Bänke, deren Furnier schon teilweise abgeplatzt war, ausrangiert werden. Doppeltes Glück für uns, so konnten wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Wir konnten die Bänke verschönern und diese nun in den Gängen unserer Schule aufstellen. Wir entschieden uns, die Bänke mit Papier zu bekleben und dann zu lackieren. Jetzt brauchten wir nur noch das geeignete Material, aber das war kein Problem. Viele Eltern hatten zuhause noch tolle Papiere jeglicher Art (z. B. Comics, alte Bücher, Landkarten, Geschenkpapier und Tapete).

Aber wir hatten noch viel mehr vor: An unserem Upcycling-Projekttag wollten wir nicht nur die Bänke verschönern, sondern noch zwei weitere Werkstätten anbieten. Neben einer Experimentier-Station haben wir ein Sitzmatten-Atelier eingerichtet. Hier haben wir uns dem Wunsch angenommen, dass die Schüler_innen sich ein bequemeres Sitzen in der Aula wünschten und haben mit bloßen Fingern Sitzmatten aus altem Stoff gehäkelt. Da hatten wir "alle Hände voll zu tun".

Uns wurden im Vorfeld auf den Projekttag super Materialien gespendet, die sonst vermutlich im Müll gelandet wären. Irgendwann ist unser Kunstraum fast aus allen Nähten geplatzt, weil wir so viel Stoff, Bücher, alte Stühle, Holz etc.. gelagert hatten. Da wir nicht alles verbraucht haben, machen wir bestimmt bald noch mal ein Upcycling-Projekt.

Umsetzung der Projektidee

Wir haben an unserem Upcycling-Aktionstag mit allen Schüler_innen des 7. Jahrgangs gleichzeitig in drei verschiedenen Werkstätten gearbeitet:
*Die erste Werkstatt* hat die Bänke zunächst von ihrem Furnier befreit und angeschliffen. Dann haben die Schüler_innen sich in kleinen Teams ein Design für "ihre" Bank überlegt, dabei haben sie sich von unserer Materialsammlung inspirieren lassen. Das Papier wurde dann mit Acrylbinder auf das Holz aufgebracht und musste dann erstmal trocknen, bevor wir es lackieren konnten.
*In der zweiten Werkstatt* wurde mit Stoff gearbeitet. Die Schüler_innen haben alte Fließdecken, Bettlagen, Kleidung, etc. in lange schmale Streifen geschnitten und Stoffgarn daraus gemacht. Dann haben wir mit den Fingern Sitzmatten daraus gehäkelt. Das war gar nicht so einfach, aber mit ein bisschen Übung und der Unterstützung von einigen "Häkel-Profis" hat es doch gut geklappt, und die Ergebnisse machen wirklich gute Laune: Kunterbunte Matten in allen denkbaren Formen und Größen sind entstanden.
*Die dritte Werkstatt* war unsere Experimentierstation. Hier konnten die Schüler_innen eigene Ideen für Sitzgelegenheiten entwickeln und bauen. Es wurde gesägt, gehämmert, gebohrt, geschraubt - und viel geklebt. Hier stand die Freude am Experiment im Vordergrund und es sind viele Ideen entstanden, die es weiter zu verfolgen gilt.

Beteiligte

Der 7. Jahrgang (drei Klassen) hat am Upcycling Projekttag teilgenommen und die 84 Schüler_innen und Schüler haben zusammen mit ihren Lehrer_innen gebaut, gehäkelt und gekleistert. Immer wieder haben Schüler_innen und Lehrer_innen aus anderen Jahrgängen im Kunstraum vorbeigeschaut und wollten am liebsten mithelfen. Viele Kinder, Eltern und Lehrer_innen haben Material gespendet. Als die Bänke getrocknet waren, haben sie dann Schülerinnen aus dem 9. und 10. Jahrgang lackiert. So ist die Oberfläche geschützt, und wir werden alle hoffentlich noch lange auf unseren tollen bunten Bänken sitzen können.

Umweltbezug

*Sitzmatten*: Jeder hat alte ausrangierte Kleidung, kaputte Bettwäsche, alte Handtücher etc. zuhause. Wenn diese noch nutzbar sind, geben wir sie vielleicht in die Altkleidersammlung oder verkaufen sie auf dem Flohmarkt, aber oft landet doch sogar der alte Lieblingspullover mit dem Ketchup-Fleck irgendwann im Müll. Natürlich sind Kleiderspenden eine gute Sache und sie können - gerade im Winter - vielen Menschen helfen. Aber kommen die Kleider auch wirklich dort an, wo sie gebraucht werden? Was können wir vor Ort Gutes mit alten Kleidungsstücken anstellen, wenn wir sie als Material nutzen?
Unsere Sitzmatten sind aus alten Stoffen gehäkelt. Es steckt viel Mühe darin und man kann wirklich sagen, dass aus einstiger Massenware nun echte Unikate geworden sind. Wir verlängern damit die Nutzungsdauer der Stoffe und werten sie auf. So schonen sie nicht nur den Po, sondern auch die Umwelt.

*Bänke*: Das Kunststoff-Furnier der Spanplatten-Bänke war an vielen Stellen abgesprungen. Die Bruchkanten wurden scharf und die Spanplatte unter dem Furnier begann ebenfalls abzusplittern. So konnten wir die Bänke im Schulalltag nicht mehr nutzen, obwohl sie noch sehr stabil waren. Zum Wegwerfen waren sie also noch viel zu schade. Bis jetzt haben wir schon 10 Bänke "retten" können, die sonst auf dem Müll gelandet wären. Den Schüler_innen gefallen sie nun auch viel besser und sie werden eher darauf achten, dass die Bänke noch lange in unseren Fluren stehen bleiben. Und wenn uns irgendwann das Design nicht mehr gefällt, dann bekleben wir sie einfach neu :-)

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Autorin / Autor: Gymnasium Hoheluft in Hamburg