Sie hatte sich so darauf gefreut, dass ihr Vater sie besuchen wollte, doch alles kam anders...
Lana schritt unruhig auf und ab. „Was ist denn nur los mit dir?“, fragte Julia genervt. „Vati hat versprochen heute zu kommen!“, entgegnete Lana. Julia schaute sie nachdenklich an. „Es kann ja sein, dass der Zug Verspätung hat!“, meinte sie schließlich. Lana schüttelte mit dem Kopf. „Dann hätte er angerufen... Ich wette er will einfach nicht mit mir ins Schwimmbad fahren! Oder er will einfach nicht mit mir zusammen sein!“, Lana stierte wütend auf den Boden. Nun wusste sich auch Julia nicht mehr zu helfen. „Tut mir wirklich leid für dich, wenn es so ist. Ich muss jetzt aber los“. Dann packte Julia ihre Tasche und verschwand. Lana blieb lustlos auf ihrem Sofa sitzen. Sie hatte sich so darauf gefreut, dass ihr Vater sie besuchen wollte. Und nun war es schon zwei Stunden zu spät. Wütend stampfte Lana mit dem Fuß auf. Ihre Mutter kam mit dem Telefon in der Hand ins Zimmer. „Lana, dein Vater ist am Telefon.“ rief sie und legte das Telefon auf Lanas Schreibtisch. Lana nahm ab. Sofort redete ihr Vater wild drauf los. „Es tut mir leid, dass ich heute nicht kommen kann! Aber Monique hat mich...“ Lana unterbrach ihren Vater wütend. „Immer nur diese dumme Monique! Die kann mir echt gestohlen bleiben.“ sie knallte das Telefon auf den Boden und warf sich schluchzend aufs Bett.
*Der Gedanke*
Da erfasste sie ein Gedanke. Suchend schaute sie sich im Zimmer um. Schließlich nahm sie ihre Sporttasche, stopfte hastig ihren Schlafsack, Taschenlampe und aus der Küche ein paar Brote hinein und stahl sich aus dem Haus. Als sie endlich die Wohnung verlassen hatte, rannte sie sofort zu dem nahen Wald. Sie mochte gut zwei Stunden gegangen sein, als es dunkel wurde und sie die Müdigkeit überkam. Sie beschloss noch um die Kurve zu laufen, ehe sie Rast machen wollte. Als sie um die Ecke bog, breitete sich vor ihr ein Moosteppich aus, der war weicher als ihre eigene Bettdecke. Sofort rollte sie ihren Schlafsack aus und legte sich hin. Lana schlief sehr schnell ein, die Nacht war klar und es war auch noch warm.
*Es war nicht die Kälte*
Mitten in der Nacht jedoch wachte sie plötzlich auf. Sie bemerkte sofort, wie sehr sie zitterte. Es war nicht mehr warm. Beunruhigt deckte sie sich noch fester zu und schloß wieder die Augen. Doch es war nicht die Kälte, die sie geweckt hatte. Sie hatte etwas gehört. Ein Rascheln. Verängstigt schloß Lana sofort die Augen. Doch das Rascheln hörte nicht auf, es wurde nur noch lauter. Und es wurde noch lauter. Plötzlich umfasste eine Hand ihren Hals. Lana wollte schreien, doch nur ein verängstigtes Kratzen drang aus ihrem Hals. Sie versuchte die Hand abzuschütteln, doch es war zwecklos. Verzweifelt rang sie nach Luft. Wieder versuchte sie zu schreien. Schließlich geriet sie in Panik. Sie kratzte, biss, schlug und trat um sich. Der Griff lockerte sich. Lana pellte sich aus ihrem Schlafsack. Schließlich schleuderte sie ihren ganzen Körper mit aller Kraft gegen den Unbekannten. Der Unbekannte schrie auf und lies ihren Hals los. Lana rannte los. Sie konnte den Atem ihres Verfolgers dicht hinter sich spüren. Lana rannte weiter. Sie stolperte ein paar mal, fing sich jedoch gleich wieder.
*Das Licht in der Ferne*
Bald erspähte sie in der Ferne ein Licht. Mit letzter Kraft rannte sie auf das Haus, welches sich bald vor ihr erhob, zu. Sie stürmte durch die Tür und stolperte sogleich über etwas Weiches. Lana schrie. Plötzlich wurde sie von jemanden hinterrücks auf einen Stuhl gedrückt. Sie schaute hoch. Dunkle Augen starten sie an. Es waren die einer Frau. Sie mochte gerade mal Mitte zwanzig sein. Sie hatte knallrote, gelockte Haare und ein sehr schönes Gesicht. Lana wandte sich ab und blickte auf das Weiche, über das sie gestolpert war. Als sie sah, was dort lag, schien sich ihr Magen umzudrehen. Hinter der Tür lag ein toter Hirsch. Quer über den Körper zog sich ein langer Schnitt. Blut quol heraus. Lana fing an zu schreien. Schließlich öffnete sich die Tür und ein Mann mit einem Gewehr trat herein. Lana erkannte sofort die groben Hände, die ihren Hals umfasst hatten. Der Mann grinste boshaft. „Dann ist sie uns ja direkt in die Falle gelaufen“, meinte er zu der Frau. Auch diese lächelte, wie Lana nun erkennen konnte. „Was ist hier los?“, fragte Lana überrascht. „Du hast uns gestört“, meinte die Frau nur. „Aber bei was? Ich habe doch gar nichts gemacht. Okay, ich bin von zu hause ausgerissen, aber...“, Lana sah sich ratlos um.
*Ausweglos*
Das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes erlosch. „Scheiße! Sie weiß von gar nichts! Sie ist nicht das Mädchen, das wir suchen. Sie hat uns gar nicht bei der Wildieberei beobachtet! Scheiße!“ Die Frau zuckte erschrocken zusammen. Nun erkannte Lana, was hier los war. Sie war Wilddieben in die Fänge geraten! Nun gab es kein Entrinnen mehr. Als der Mann sich wieder einigermaßen erholt hatte, packte er sie und bugsierte sie ins Nebenzimmer. Lana bemühte sich, die Augen offen zu halten, um etwas sehen zu können. Als sie nun die Berge von Knochen um sich herum sah, hätte sie ihre Augen doch lieber zubehalten. Sie rüttelte an den Stricken, die der Mann ihr als Fesseln umgebunden hatte. Sie war auf einem ungemütlichem Stuhl festgebunden und allmählich fing ihr Rücken an zu schmerzen. Lana zog und zerrte an den Fesseln, doch sie gaben nur millimeterweise nach. Doch plötzlich durchfuhr ein lauter Ratsch das „Knochenlager“. Lana hätte schon fast einen Freudensschrei losgelassen als sie merkte, dass sie frei war.
*Die Rettung*
Angeekelt stieg sie über die Berge von Knochen hinweg und gelang zum Fenster. Es war nicht offen und konnte auch nicht geöffnet werden, doch mit einem Knochen gelang es Lana, das Glas heraus zu klopfen. Anfangs ging dies noch ziemlich laut von statten, doch schließlich hatte sie den Dreh heraus. Eilig stieg Lana aus dem Fenster. Eine wabernde Dunkelheit empfing sie. Als sie ihre Füße auf den Boden setzte, rannte sie sofort los. Sie mochte fast eine halbe Stunde so gerannt sein, als sie das Haus ihrer Mutter erblickte. Freudig verlangsamte sie ihre Schritte, als sie plötzlich wieder ein Knacken hinter sich hörte. Wie vom Teufel gejagt rannte sie die letzten Schritte zum Haus. Sie klingelte Sturm, und nach ein paar Minuten öffnete ihre Mutter. Erleichtert nahm sie ihre Tochter in die Arme. „Wo warst du? Was hast du nur gemacht?“ Lana tat es schon leid, dass sie ihrer Mutter solche Sorgen gemacht hatte. Also erzählte sie ausführlich die Geschichte der Wilddiebe. Während ihrer Erzählung, durchkräuselten Sorgenfalten das Gesicht ihrer Mutter und noch während Lana erzählte, rannte ihre Mutter schon zum Telefon. Sie informierte sofort die Polizei und Lana musste genau erklären, wo diese Hütte lag. Schließlich legte Lana sich schlafen. Wie das alles ausgeht, kann ich auch morgen erfahren., dachte sie, jetzt bin ich einfach zu müde...
Autorin / Autor: Janna1990 - Stand: 14. September 2004