Auf Finsta oder Rinsta?

Warum Fake-Profile auf Instagram (Finsta) manchmal echter sind als reale Profile (Rinsta)

Gehört ihr auch zu jenen, denen die photogeshopten Hochglanz-Selbstdarstellungen in den sozialen Netzwerken auf den Keks gehen? Habt ihr auch öfter mal Lust, ein total bescheuertes Grimassen-Bild von euch mit euren Freund_innen zu teilen, ohne dass es gleich von der halben Welt gesehen wird? Wenn ja, dann habt ihr sicher schon von "Finsta" gehört, einem gefaktem Instagram-Profil, das im Gegensatz zum realen Profil ("Rinsta") nicht das perfekte, ideale Selbst abbildet, sondern auch Zugang zu den vermeintlich hässlicheren Seiten bietet. Doch welchen Grund haben Menschen, sich zwei Profile zuzulegen? Das wollten Forscher_innen der Pennsylvania State University herausfinden. Jin Kang und Lewen Wei führten dazu eine Online-Umfrage mit insgesamt 106 Student_innen durch, die sowohl gefälschte (Finsta) als auch echte Instagram (Rinsta)-Konten besaßen. Sie fragten sie, wie sich Finsta von Rinsta für sie unterscheidet und nutzten dazu zwei verschiedene Auswertungssysteme. Das erste fragte vier verschiedene Benutzermotivationen ab: Archivierung von Momenten, Selbstdarstellung, Realitäts-Flucht und soziale Interaktion. Im zweiten Teil sollten die Student_innen ihre Antworten in einem offenen Format ausarbeiten.

Die ausgewerteten Antworten ergaben, dass viele dem realen Instagram-Account mehr Realitäts-Flucht zuschrieben als den gefakten Profilen, obwohl die Forscher_innen etwas anderes erwartet hatten. Warum das so ist, erklären sich die Wissenschaftler_innen so, dass dass Finsta womöglich "echter" sei, denn wenn man Bilder postet, die der Realität näher kommen, erinnere das gefakte Profil den Benutzer so eher an seine Wirklichkeit, anstatt ihn in der Illusion zu wiegen, dass "das Leben perfekt sei".

Die Forschung zum Thema Selbstdarstellung in den sozialen Medien wird immer weiter ausgebaut. Mit Finsta ist ein weiterer Ort für Nutzer_innen hinzugekommen, um der Öffentlichkeit verschiedene Aspekte des Selbst näher zu bringen. Diese Studie zeige, dass es zwei Dinge gibt, die Finsta einzigartig machen: Zum einen ist es ein vereinbarter Ort für alle, auch mal unangebrachte und alberne Fotos zu zeigen, und zum anderen können die User_innen hier mal das Gegenteil von den sonst üblichen positiven Selbstdarstellungen auf anderen Plattformen posten. Während die Ideal-Selbstdarstellungen auf Facebook & Co. stattfinden, findet das "schlechtere Selbst" einen Platz auf Finsta.

"Finsta wird aber nicht nur dazu genutzt, misslungene und lächerliche Bilder zur Schau zu stellen, sondern dient auch dazu, sich mit Freund_innen zu verbinden, sie zum Lachen zu bringen und die verrückten Momente zu archivieren, die sie miteinander teilten", erklärt Kang. "Zumindest in unserer Studie haben wir herausgefunden, dass die Gründung von Finsta vor allem unter Studentinnen stattfand. Dies wirft auch eine interessante Zukunftsfrage auf, nämlich ob weibliche Nutzer ein stärkeres Bedürfnis haben, eine nicht so attraktive Seite von sich selbst zu zeigen als männliche Nutzer".

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Autorin / Autor: Redaktion/ Pressemitteilung - Stand: 18. April 2018