Ein selbst erdachtes Märchen...
Am nächsten Morgen machte sich Prinz Layro auf den Weg. Kuniberts Knappe war ganz stolz, dass er mitgehen durfte. Layro und sein Gefolge ritten auf einem schmalen Pfad. Rechts von ihnen erhob sich ein großer Berg. Links von ihnen gähnte eine tiefe Schlucht. Weit unten konnte man eine Schafherde erkennen. Da zeigte der Prinz auf ein Schloss, das auf der nächsten Bergkuppe lag. Das musste das Schloss des bösen Zauberers sein. Als sie endlich da waren, hielten sie in einer kleinen, windgeschützten Stelle Rast. „Seht mal, Prinz Layro, dort oben hängt eine Glocke!“, bemerkte Kunibert. „Das kann nur bedeuten, dass die Prinzessin hier war“, kombinierte Layro richtig. „Heute um Mitternacht läutest, du Knappe leise die Glocke. Dann schleichen wir uns in das Schloss des Zauberers und holen uns die Prinzessin“, bestimmte er.
Um fünf Minuten vor Mitternacht erschien dem Prinz im Traum eine Fee. Die sprach: „Wenn du den besten Zauberer der Zeit besiegen möchtest, brauchst du einen Spiegel! Du...“ Weiter kam sie nicht, denn in diesem Moment läutete der Knappe die Glocke. Schnell stand Layro auf, hängte sich einen kleinen Spiegel um den Hals und steckte ihn unter sein Hemd. Dann machten sie sich leise auf den Weg. Vor dem großen Schlosstor angekommen, ölten die Ritter noch mal ihre Rüstungen, damit sie nicht quietschten. Dann betraten sie leise das Schloss. Düster war es hier. An den Wänden hingen viele Käfige mit Tieren darin. Große und kleine. Alle blickten ganz traurig auf sie herab. Doch die konnte Layro noch nicht befreien, denn die Prinzessin war wichtiger. „Ich vermute, dass er sie in ein Kellerverlies gesperrt hat“, flüsterte Kunibert. Also schlichen sie eine Treppe hinunter. Doch am anderen Ende der Treppe erwartete sie schon jemand. „Ei, ei, ei wen haben wir denn da? Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass ich euch nicht bemerkt habe, oder?“ fragte jemand. Etwas zischte, und ein kleines Feuer entflammte. Im Licht der Flammen erkannte man ganz deutlich Lous grinsendes Gesicht. „Hier kommt man zwar leicht rein, aber niemals wieder raus! Und übrigens, ihr hattet Recht, mit dem Kellerverlies! Doch hier ist eure Reise nun vorbei. Diese Käfige, die ihr gesehen habt, enthalten alle Tiere. Und diese liefen alle mal auf zwei Beinen. Nun sagt mir, in welches Tier ich euch verwandeln soll. Aber einer nach dem anderen. Nun? Hat es euch die Sprache verschlagen? Gut. Dann bestimme ich es. Ich denke, ja... dieser kleine gepanzerte Junge wird sich wunderbar als Esel machen. Und der dicke Ritter da, hmm... der wird ein Kätzchen. Rumpel bumpel Esel, rumpel bumpel Katz, du wirst jetzt dieses Tier, kriegst weder Maus noch Spatz. Ha, ha, ha!“ Anstelle von den Rittern standen nun zwei Käfige mit einem Esel und einem Kätzchen darin. Mit dem Zauberstab trieb er sie vor sich her und hängte sie an die Wand.
„So ergeht es allen hier. Und du, Prinz, du wirst eine Fliege. Pass auf. Rumpel bumpel Fliege, wirst jetzt dieses Tier, in einem golden Käfig, gehörst für immer mir!“ Ein blauer Faden kam aus Lous Zauberstab, und wollte Layro verzaubern. Da riss Layro geistesgegenwärtig seinen Spiegel hoch und der Faden prallte ab. Er prallte ab und verzauberte Lou. Dieser war verschwunden und surrte als Fliege umher. Plötzlich gab es ein großes Scheppern und viele, viele Menschen plumpsten auf den Boden. Anscheinend hatten sie sich entzaubert, als ihr „Besitzer“ verzaubert wurde. Doch darum kümmerte sich der Prinz nicht. Er rannte in den Keller und befreite die Prinzessin. Dann ritten sie alle nach Hause, und die Menschen, die nun wieder frei waren, liefen auch fort. Prinz Layro und die Prinzessin Luise lebten von da an zusammen und feierten eine wunderschöne Hochzeit. Lou wurde mit keinem Wort mehr erwähnt, und alle lebten in Frieden. Und wenn Layro und Luise nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Autorin / Autor: katzenmaki - Stand: 20. April 2005