Lebensverwaltungsbüro
Beitrag von Rosalie Stolle, 17 Jahre
Die Sonne war eine Rarität, die die Menschheit aufgrund von Smog und Ghettos nur noch selten zu Gesicht bekam. Es war das Jahr 2098, und wie immer wurde ich von meinem Handy irgendwann gegen Mittag aus dem Schlaf gerissen. Das Leben kann schon lästig sein als Arbeitsloser. Natürlich hatte ich mir keinen Wecker gestellt, ich hatte schließlich nichts wofür es sich lohnte wach zu sein, nein, der Grund für das Geräusch, welches mein IPhone 36/7 absonderte, war eine eingegangene E-Mail. Schlaftrunken nahm ich die Maschine von meinem Nachttisch, auf welchem sicherheitshalber und aufgrund eines in 2080 verabschiedeten Gesetzes zum Schutze vor einem Gasangriff auch eine Gasmaske platziert war. Der DNA-Sensor auf meinem Handy erkannte sofort, dass ich es war, und entsperrte das IPhone. „Danke Siri.“, sagte ich. „Gerne doch.“, sagte Siri zurück. „Übrigens gibt es auf Amazon hervorragendes Toilettenpapier mit Star Wars Aufdruck. Soll ich es bestellen?“ Ich schüttelte mit dem Kopf. Meine Innenkamera erkannte es. „In Ordnung.“ Das erschreckende dabei ist, dass ich kurz davor noch von Toilettenpapier mit Star Wars Aufdruck geträumt hatte. „Woher weißt du...“ Ich schüttelte erneut mit dem Kopf. „Egal. Öffne bitte die E-Mail, die ich empfangen habe.“ Ein weißes Feld mit viel Text öffnete sich. Ich rieb mir die Augen und fing an zu lesen.
„Sehr geehrter Mitbürger #13789,
leider haben wir festgestellt, dass Sie nun seit mehr als drei Monaten arbeitslos sind. In Ihrem Interesse haben wir ihre Schullaufbahn und Kompetenzen geprüft, und festgestellt, dass sie über eine mathematische Begabung verfügen.
Bedauerlicherweise existieren keine Berufe, die eine solche Fähigkeit voraussetzen, da in diesem Feld ausschließlich Maschinen eingesetzt werden.
Außerdem besitzen sie keinerlei kreativen Fähigkeiten, weswegen sie für den Berufsmarkt keinen Wert besitzen. Deshalb haben wir uns entschieden, Sie umzubringen. Personen ohne Mehrwert für die Gesellschaft gefährden diese enorm. Bitte treffen Sie sich übermorgen im Lebensverwaltungsbüro ein.
Vielen Dank für Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Grüßen,
Das Gremium der Verwaltung“
Ich seufzte. Ich wusste, dass ich eines Tages diese E-Mail bekommen würde. So erging es schon einigen von meinen ehemaligen Klassenkameraden. Ich lächelte und stand auf. Ich kämmte mir mein Haar, und begab mich wieder in mein Schlafzimmer. „Heute also.“, murmelte ich vor mich hin. Ich öffnete meine Kommode und kramte einen alten Revolver hervor. Es war eine Heidenarbeit ihn in meine Wohnung zu schmuggeln. Ich warf der Überwachungskamera in der Ecke einen letzten scharfen Blick zu. „Ihr werdet mich niemals kriegen ihr Schweine.“ Dann legte ich den Revolver mit meiner rechten Hand an meine Schläfe, mit der linken zeigte ich einen charmanten Mittelfinger. Ohne eine einzige Träne zu vergießen, drückte ich ab. Das Leben ist ein Witz. Als ich jedoch nach einer Sekunde noch am Leben war, fand ich ihn nicht mehr lustig. Ich überprüfte den Revolver und bemerkte, dass keine Munition eingelegt war. „Was ist hier los?“, fragte ich. „Sie wussten es.“, antwortete Siri. Ich ließ die Waffe fallen. Natürlich taten sie das.
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Autorin / Autor: Rosalie Stolle, 17 Jahre