Leben auf dem Müll
Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Katharina, 14 Jahre
Düsseldorf ist eine Stadt im Westen von Deutschland. Hier leben 1,813 Millionen Menschen auf einer Fläche von etwa 217,4 Quadratmeter Land. Bekanntheit erlangte Düsseldorf durch ein Siegerfoto aus dem Jahr 2025 mit dem Titel: Unser Müll in Europa. Das Bild symbolisiert die Auswirkung illegal eingeführten Elektronikschrotts, der aus anderen europäischen Ländern stammt.
Als Afrika 2020 die Grenzen dicht machte und den Müll aus europäischen Ländern wie Deutschland nicht mehr annahm, verschwand der ehemalig wunderschöne Fernsehturm mehr und mehr im Müll der Deutschen und anderen Europäer.
Eine folgenschwere Wirtschaftskrise entstand in Europa, wodurch innerhalb weniger Monate 80 Prozent aller Deutschen arbeitslos wurden. Viele von ihnen suchten anschließend ihren Lebensunterhalt in der Mülldeponie Düsseldorf.
Bei der vollkommen unsachgemäßen Trennung der Wertstoffe – sowie mit Hilfe von offenen Feuern – entstehen hochgiftige Dämpfe aus den Bauteilen. Deshalb wurde der Ort 2023 von einer Umweltorganisation zu einem der am schlimmsten verseuchten Orte der Welt gewählt.
Um mehr über diesen Ort zu erfahren schalten wir jetzt zu einer Reporterin vor Ort:
„Vielen Dank. Ich bin hier vor Ort in einer der größten Elektroschrott-Deponien der Welt. Wie ihr sehen könnt, bin ich umgeben von schwarzem Rauch und Qualm und es riecht bestialisch. Dies liegt an der Verbrennung von Plastikummantelungen von Kabeln über offenem Feuer, um das darin enthaltene wertvolle Kupfer zu gewinnen. Eine Arbeit, welche hauptsächlich von Kindern und Jugendlichen ausgeübt wird. Um einen besseren Eindruck zu gewinnen, wird der 17 Jährige Paul uns nun erzählen, wie seine Arbeit in Düsseldorf funktioniert.“
„Um 6 Uhr morgens fange ich an zu arbeiten. Ich zerlege Computer, Kühlschränke und Fernseher. Von denen kommen hier jeden Tag neue an. Um 21 Uhr abends bin ich dann meistens fertig und gehe zurück in meine selbst gebaute Hütte, in welcher ich mit meiner kleinen Schwester wohne. Sie heißt Luna und ist für mich meine tägliche Motivation...“
„Entschuldigen sie bitte die kurze Unterbrechung, aber anscheinend ist es für Paul nicht leicht, über sein Leben zu sprechen. Geben wir ihm ein paar Minuten.“
„...Ich arbeite so hart und gefährlich, damit sie es nicht muss und in die Schule gehen kann. Sie kann aus ihrem Leben noch etwas machen, sie ist sehr schlau. Viele der Mädchen hier haben es mit Prostitution zu tun, deshalb muss ich sie gut beschützen. Ich ziehe die giftige und gefährliche Arbeit dem vor, was andere Jungs meinen Alters tun. Sie werden kriminell und steigen in den Drogenhandel ein. Damit möchte ich nichts zu tun haben. Ich wünsche mir für mich und meine Schwester ein richtiges Haus und eine Familie.“
„Paul ist nur einer von vielen Jungen, denen es so ergeht, und seine Probleme sind hier nicht besonders. Also geht es jetzt zurück ins Studio, während ich mich hier noch eine Weile umschaue.“
Die Müllhalde ist darüber hinaus mit Chemikalien verseucht. Denn wie von Paul bereits erwähnt, landen in Düsseldorf jährlich Millionen Tonnen Elektronikschrott, die von den Bewohnern auf besondere Rohstoffe (vor allem Eisen, Aluminium und Kupfer) hin durchsucht werden. Dazu werden die Bildschirme von Fernsehern und Computern mit einfachsten Hilfsmitteln zertrümmert, oft auch mit bloßen Händen. Leider ist in vielen alten Geräten zum Schutz vor Röntgenstrahlen bis zu vier Kilogramm Blei enthalten. Dieses wird neben Phosphor und Cadmium freigesetzt. Zusätzlich gelangen beim Deponieren von Elektronikschrott meistens Gifte wie Quecksilber und Arsen in den Boden. Zudem...
Da wird mein neuer Fernseher plötzlich schwarz und die Dokumentation bricht ab. Ich stehe auf und klopfe ein paar Mal gegen das mit Sicherheit kaputte Ding. Nichts passiert, ich drücke trotzig auf die Fernbedienung. Aber an dem Gerät rührt sich nichts.
Da fällt mir ein, dass eh dieser neue schicke Fernseher im Angebot ist, und ich stehe auf, um den kaputten Fernseher zu beseitigen. Doch als ich gerade die Kabel vom Gerät entfernen will, sehe ich, dass die Kabel bereits getrennt worden waren, da mein Kater sich darauf zusammengerollt hatte. Als ich ihn dann zur Seite schob und die Kabel wieder an Ort und Stelle brachte, hörte ich wieder die Stimme der Moderatorin: „Das Problem entsteht dadurch, dass unsere Gesellschaft Geräte zu schnell wegschmeißt und sich neue anschafft, obwohl die alten noch in Takt sind. Wir sind eine Wegwerfgesellschaft und das sollte sich ändern...“
Während ihre Stimme im Hintergrund weiter ertönt, schaue ich beschämt zu Boden und erinnere mich daran, wie ich fast meinen neuen Fernseher gegen einen noch neueren ausgetauscht hätte, ohne wirklich zu überprüfen, ob er noch funktionstüchtig ist.
„Ich werde mich ändern“, sagte ich mir, „Ich möchte nicht mehr Grund dafür sein, dass Kinder und Jugendliche auf Müllhalden leben, nur weil ich ein bequemes Leben habe.“
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