Erde an Mensch
Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Celine Overhoff, 19 Jahre
Flo wacht in der Nacht auf. Der Boden bebt. Die Gläser im Küchenschrank klirren. Seine Schreibtischlampe kippt um. Er bekommt Angst und klammert sich an seinem Bettlaken krampfhaft fest. Was passiert hier? Die Erde grollt und bebt. Plötzlich hört er eine Stimme. „Hey, hörst du mich?“ Flo antwortet flüsternd: „Wer bist du?“ Er schaut sich verunsichert im Raum um. Eine tiefe grollende Stimme antwortet ihm. „Ich bin es. Die Erde, die zu Dir spricht. Ich benötige dringend Deine Hilfe!“ Flo erschrickt. Träumt er? Seit wann kann man mit der Erde kommunizieren? Das ist mehr als seltsam. Testweise zwickt er sich in den Oberarm. „Wieso kann ich dich hören?“, fragt er unsicher nach. „Weil du ein besonderer Erdbewohner bist. DU nimmst Rücksicht auf mich und somit bitte ich Dich um Hilfe. Es ist nämlich so: Mein Herz glüht tief unter vielen Hautschichten, ihr nennt sie Erdschichten. Wenn ich erkranke bekomme ich wie ihr Fieber, dann steigt meine Temperatur wie bei euch an. Nur das ich mehr als 1000 Grad heiß werde. Mein Blut ist die Lava, sie wird durch meine Hautschichten gepresst und kommt mitunter durch meine Hautporen heraus. Ihr nennt dies dann einen Vulkan. Wenn ich zittere, weil meine Temperatur steigt, kann es auch dazu kommen, dass meine Hautschuppen, ihr nennt sie tektonische Platten sich verschieben. Dies führt, wie heute zu einem Erdbeben verschiedenster Stärke und Ausmaßes. Diese Erdbeben können großen Schaden anrichten, das ist mir durchaus bewusst. Das will ich eigentlich gar nicht! Ihr zwingt mich dazu! Ihr seid schuld daran! Du musst die Menschen aufrütteln. Nur du kannst sie erreichen, dass sie mich erhören. Ihr klaut mir sogar meine kostbaren Haare. Ihr nennt sie Bäume. Sie sorgen für frische Luft, bieten den Tieren Schutz und verhindern mit ihren Wurzeln, dass meine Haut zerstört wird. Ich sage euch nur, wenn ihr so weiter macht und mir immer mehr Haare raubt, eure Fabriken immer mehr produzieren sollen und somit immer mehr Abgase entstehen und nur immer günstige Nahrungsmittel essen wollt, dann wird es bald schlimm um euch stehen. Es verpestet nicht nur mir die Luft, sondern auch euch. Desto mehr ihr mich zerstört umso weniger Kraft habe ich nur noch um zu überleben. Ihr habt Sonnenschirme. Mein Sonnenschirm ist die Ozonschicht, die wie eine Decke mich ringsum umhüllt. Durch eure Autoabgase, Fabrikabgase und Umweltzerstörung schafft ihr Löcher in meinem Sonnenschirm. Die Folge ist das ich schwitze und es viel regnet oder die Wellen aufgrund meiner Trauer, ihr nennt es Seebeben oder Tsunami, 3 m hoch ansteigen, dann zerstöre ich euch die Häuser und viele Menschenleben. Ihr nehmt Tieren ihren Lebensraum. Meine armen Kinder verhungern, leiden. Das will ich nicht! Dann wieder die Hitze, die Dürre, unter der ihr leiden müsst, weil ihr kein Wasser mehr habt oder keine Nahrung mehr anbauen könnt… Verstehst du mich?“
Flo, der ganz ruhig zugehört hatte, verstand die Erde. Doch was sollte er tun? So fragte er: „Liebe Erde, ich sehe dieses Problem schon länger mit Sorge, doch was soll ich tun? Ich versuche möglichst umweltschonend zu leben, das heißt häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren oder Fahrrad, Nahrungsmittel zu kaufen, die hier in unserem Land angebaut werden, möglichst wenig Fleisch zu Essen und hege Blumen, Bäume und Tiere. Doch als Einziger bin ich schwach!“
„Ja!“, erwidert die Erde traurig. „Deshalb trag du es an die Menschen heran. Sag du Ihnen, dass es so nicht weitergehen kann. Du bist ein Kind, Kinder hören besser zu und interessieren sich noch für die Umwelt. Sie möchten mich erkunden und Freude an mir empfinden. Wenn sie von klein auf lernen, was es bedeutet so zu leben wie du es tust, dann können sie es den Erwachsenen wieder bewusst machen und sie zum Umdenken bewegen. So werden es immer mehr, die so denken wie du und ihr könnt mich noch retten.“
„Du hast Recht, ich erzähle die Geschichte weiter, das verspreche ich dir.“, sagt Flo entschlossen. Die Erde wird ruhig, der Kontakt bricht ab und der Wecker Flos klingelt.
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Autorin / Autor: Celine Overhoff, 19 Jahre