Fill it up, Mister Trump
Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Victoria, 17 Jahre
Mein Name ist Morgan James und ich lebe in Capetown, auch als Kapstadt bekannt. Genau, da wo du vor zwanzig Jahren noch Urlaub gemacht hast. Auf unsere Kosten. Natürlich meine ich nicht echte Kosten, Geld ist gerade eines der weniger benötigten Güter hier. Nein, ich spreche von Wasser. Die Ressource, die bei dir ohne Bedenken aus dem Hahn fließt und mit der du deine hundert Liter Whirlpool Badewanne mit integriertem Massagegerät befüllst. Soll ich jetzt neidisch sein? Vermutlich. Ich hatte genau so ein Leben wie du als privilegierter Nachfahre eines Industrielandes. Als reiche Tochter einer ausgewanderten europäischen Dynastie bin ich mit purem Luxus aufgewachsen. Und Wasser war einer der Faktoren, die wir Reichen hier in Südafrika nie zuvor geschätzt hatten. Selbst du siehst es als so selbstverständlich an, dir morgens mit dem kühlen Nass das Gesicht zu waschen und frisch in den Tag zu starten. Lass mich dazu eines sagen: Du solltest dich freuen, denn jeder Tropfen der begehrten Ressource ist ein Tropfen, der aus deinem Hahn kommt und um den du nicht mit bloßen Händen ringen musst.
Es fing hier mit der Dürre an. Eine nicht zu ertragende Hitze, die Bäume und Sträucher verdorren ließ. Tiere vor der Stadt verdursteten langsam, bis nur noch die Knochen aus dem heißen Sand ragten. Man konnte sozusagen die Sandkörner im Knochenhaufen suchen gehen.
Drei Jahre unter solchen Bedingungen und unsere Stadt, unser Land stand vor einem echten Problem. Kein süßes Wasser mehr, die natürlichen Ressourcen und der Wasserspeicher unter der Stadt waren aufgebraucht. Die Wasserversorgung aus dem Inland war zudem fast unmöglich. Wer in Afrika hat schon genug Wasser? Der blaue Ozean vor unserer Tür scheint uns jeden Tag zu verspotten, die Kälte des Wassers eine gefährliche List ins Verderben. Und wer ihr nicht standhielt, wurde durch den Salzgehalt des Meeres eines besseren belehrt.
Keiner wusste mehr, wie es weitergehen sollte. War das der Punkt, an dem die Menschheit versagte? Und fing es genau hier, hier in Kapstadt, an?
Wir durften unsere Swimmingpools nicht mehr befüllen. Ein dummer, dummer Luxus, wenn man jetzt darüber nachdenkt. Ein Pool ist etwas, das optional scheint. Schwer wird es, wenn dabei Menschenleben bedroht werden. Und da kommst du ins Spiel, Tourist. Auch für dich gelten die Beschränkungen. Nur noch wenige Liter pro Person am Tag, und während die Einwohner sich mit Haut und Knochen auf das neue Leben einstellten, dauerte es, bis auch in den letzten Luxushotels die Hähne versiegten. Alle müssen jetzt zu den Wasserstellen, an dem jeder mit eigenem Eimer seinen Anteil am noch vorhandenen und mühsam importiertem Wasser beanspruchen kann. Aber auch dieser Teil wird immer kleiner.
Jetzt lebe ich in einer Stadt, in der wir uns beim Duschen einen Timer stellen, um die zwei-Minuten Marke nicht zu überschreiten. Ganz schön lächerlich, oder? Aber weißt du was? Das steht dir alles noch bevor. Erst wird es sich über ganz Afrika ausbreiten. Klimawandel nennt sich das, lieber Herr Trump. Das, was du leugnest, ist der Grund dafür, das unser Leben nun einen ganz anderen Sinn hat. Und bald wird es auch ihn treffen, und er wird seinen vergoldeten Pool auslassen müssen. Vielleicht nicht sofort, aber irgendwann.
Manche prophezeien Wasserkriege, die Nestlé schon in so manchen Orten mit den Einwohnern führt. Sie bohren ihre Quellen an, um das frisch geschöpfte Wasser dann dreist für einen hohen Preis an die Einwohner zu verkaufen, denen es eigentlich zusteht. Und an den Rest der Welt natürlich, an dich. Und das ist nur eine kleine Aussicht auf das, was auf uns zukommt. Auf dich. Ich stecke bereits mittendrin.
Was, wenn fast sämtliche Vorräte an sauberem Trinkwasser aufgebraucht sind? Wenn Wasser der Grund für Kriege sein wird? Wer wird dann gewinnen? Um welchen Preis haben wir dann unsere Swimmingpools aufgefüllt?
Und weißt du was: Das hier ist keine fiktionale Geschichte, die ich mir mit Langeweile und ein paar zu aktiven Gehirnzellen aus dem Gehirn gezogen habe. Das ist die harte Realität.
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