200 Jahre
Beitrag zum Schreibwettbewerb Morgengrün von Yuki, 13 Jahre
„Lovis?“
„Hm?“
„Was.. denkst du gerade?“
Lovis dreht sich um und schaut den Jungen, der neben ihr steht, fragend an.
„Wieso fragst du?“
„Du siehst so, naja, wie soll ich sagen“, er dreht sich nach vorne, „nachdenklich aus. Das ist ein ungewohntes Bild.“
Daraufhin setzt er sich zu ihr und lässt die Beine baumeln.
Eine Weile starren beide einfach auf die verwüstete Stadt unter ihnen, bis Lovis plötzlich anfängt zu sprechen: „Ich frage mich, wie es soweit kommen konnte. Dass wir ums Überleben kämpfen müssen, weil die Rohstoffe knapp sind. Dass die Menschheit auf einige tausend Personen dezimiert wurde“, sie seufzt und holt Luft, „und dass wir uns gegenseitig bekämpfen müssen. Haben wir denn nichts gelernt?“
Er antwortet einige Zeit nichts. Dann schaut er Lovis an.
„Das weiß niemand so genau. Aber wir können es auch nicht ändern. Wir können nur damit leben und hoffen. Hoffen auf mehr Glück“
Damit zieht er eine Zigarette aus der Tasche und zündet sie an.
„Warum kam es überhaupt zu dieser Katastrophe, die sie Klimawandel nennen? Warum tun wir nichts dagegen?“, fragt sie und schaut ihn an.
„Tja, die Menschheit hat es eben übertrieben. Weißt du, auf diesem Planeten war einst sehr viel Natur, es gab Wiesen, Wälder und zwei riesige Kontinente aus Eis. Doch wegen dieser Blechdinger oder so was Ähnlichem wurde all das zerstört. Und man hat rein gar nichts dagegen getan. Damit war das Schicksal dieser Welt wohl besiegelt.“ Er pustet kleine Rauchkringel in die Luft.
„Aber was wäre, wenn man damals gehandelt hätte? Was wäre dann?“
„Dann? Dann wäre alles anders gewesen. Hätte man die Wälder nicht abgeholzt, wären nicht so viele gestorben. Hätte man mal was gegen das Kohlegas getan, wäre es nicht so schwer, Lebensmittel anzubauen. Und es wären nicht so viele Länder, Inseln und Städte abgesoffen. Aber das lässt sich sowieso nicht mehr ändern. Die Menschen hatten ihre Gelegenheit vor 200 Jahren, etwas zu tun und haben es vergeigt. Sie haben versagt und es ignoriert. Und wir müssen das nun ausbaden. Aber was soll´s.“
Wieder bleibt es still.
Irgendwann steht der junge Mann auf und verlässt das Dach. Lovis hingegen bleibt noch eine Weile oben auf dem Dach, zu ihren Füßen eine zerstörte, zugemüllte Stadt.
Vor vielen Jahren herrschte hier einmal ein großer Krieg, bei dem alles verwüstet wurde.
Lovis zieht ein Feuerzeug aus ihrer Hose und macht es an. Dann wirft sie es nach unten.
Als es auf einem Haufen Müll landet fängt er an zu brennen.
Lovis geht nach unten und am Rande der Stadt dreht sie sich noch einmal um. Mittlerweile brennt alles lichterloh.
„Ich denke, ich werde diesen Wissenschaftler aufsuchen. Wenn er wirklich eine Zeitmaschine hat, kann ich alles zum Besseren verändern.“, murmelt sie leise und dreht sich um.
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Autorin / Autor: Yuki, 13 Jahre